Menue-Button
Interview

Autoindustrie bereit für Digitalradio

VDA-Präsident Wissmann vom Erfolg überzeugt

Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Quelle: VDA Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 22.06.2014

Herr Präsident Wissmann, die wachsende Mobilität hat zur Folge, dass viele Menschen fast mehr Zeit im Auto verbringen als in ihrem Wohnzimmer. Wie hat sich die Autoindustrie darauf eingestellt?

Matthias Wissmann: Gerade weil die Menschen mehr Zeit im Auto verbringen, legen sie besonderen Wert auf Komfort, Sicherheit und die Möglichkeit zur Kommunikation. Die vielen Verkehrsstaus belegen, dass wir dringenden Handlungsbedarf bei der Infrastruktur haben. Das wichtigste Mittel zur Staureduzierung ist der bedarfsgerechte Ausbau und Erhalt der Verkehrsinfrastruktur. Aber natürlich geht es auch darum, die Information des Fahrers über die Verkehrslage zu verbessern. Hier war RDS/TMC bisher eine gute Lösung, allerdings mit begrenzten Möglichkeiten. Deshalb haben wir uns mit vielen anderen dafür eingesetzt, dass das digitale Radio endlich Fahrt aufnimmt. Die Automobilindustrie hat die Voraussetzungen geschaffen, dass DAB-Radios in alle Pkw-Modelle, bis hin zum Kleinwagensegment, eingebaut werden können. Das digitale Radio verbessert aber nicht nur die Information des Fahrers, sondern auch die Unterhaltung. Autofahrer in Deutschland hören im Durchschnitt täglich fast 40 Minuten Radio während der Fahrt. Mit DAB kommt es künftig in CD-Qualität ins Auto.

Infrastrukturminister Dobrindt hat (zuletzt im Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk) bekräftigt, den Breitbandausbau bundesweit voranzutreiben. Ist das aus Sicht der Automobilindustrie der richtige Weg oder sollten auch andere Technologien wie beispielsweise DAB+ stärker politisch beflügelt werden?

Beides ist wichtig. Digitaler Rundfunk ist bestens geeignet, die Grundversorgung der Autofahrer mit Verkehrsinformationen – vor allem sicherheitsrelevanten Informationen – in der Breite und ohne Zusatzkosten zu gewährleisten. Internet-basierte Dienste, wie sie viele unserer Hersteller schon heute anbieten, gehen darüber hinaus und bieten individualisierte und maßgeschneiderte Informationen und Kommunikation an. Sie ermöglichen zum Beispiel dem Beifahrer das Abrufen von E-Mails oder den Zugang zu Sozialen Netzwerken während der Fahrt. Digitaler Rundfunk und internetbasierte Lösungen ergänzen sich also.

Welche Innovationen sind in den nächsten Jahren zu erwarten?

Die Automobilhersteller verbessern ihre eigenen IP-basierten Informations- und Kommunikationsangebote immer weiter. Der Autofahrer erwartet von seinem neuen Auto, dass er im Fahrzeug ebenso gut vernetzt ist wie zu Hause. Eine interessante Perspektive bietet auch Smart Radio via RadioDNS, mit dem Rundfunk und Internet in einem Gerät zusammenwachsen.

Wie viel Prozent der Neuwagen sind für den deutschen Markt schon heute mit Digitalradio DAB+ ausgerüstet?

Bei den Neuwagen werden inzwischen mehr als 10 Prozent mit Digitalradio ausgeliefert – im Premiumsegment ist der Anteil noch höher. Von Monat zu Monat ist ein wachsendes Interesse der Autokäufer am Digitalen Radio festzustellen. Die Entwicklung zeigt eindeutig nach oben.

Jüngsten Untersuchungen zur Folge ist LTE als Massenmedium ungeeignet und zu teuer, muss nun auch die Autoindustrie bei der Digitalisierung ihres Infotainment-Angebotes umdenken, denn bislang lag da der Focus in dem Bereich vor allem auf dem mobilem Internet?

Um es noch einmal zu unterstreichen: Digitalradio und die IP-basierten Angebote der Automobilhersteller widersprechen sich nicht. Die Internet-basierten Angebote ergänzen vielmehr die kostenlose Grundversorgung der Autofahrer mit Verkehrsinformationen um individualisierte Dienste. Künftig erwarten die Autofahrer, dass sie während der Fahrt global vernetzt sein können.

Ab wann kommt DAB+ serienmäßig ins Auto?

Wenn Sie neue Fahrzeuge unserer Hersteller konfigurieren, dann sehen Sie sehr schnell,wie umfangreich das Angebot an Audio- und Kommunikations-Technologie ist. Es spricht vieles dafür, dem Kunden die Entscheidung zu überlassen, welches Audio-System er wünscht und bestellt. Der Hochlauf der Nachfrage zeigt, dass das Digitalradio einen serienmäßigen Einbau in unsere Fahrzeuge nicht nötig hat, um erfolgreich zu werden.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.