Sie steigen beim deutschen Sendernetzspezialisten Divicon Media ein. Was steckt hinter Ihrem Engagement auf dem deutschen Markt?
Wir von Broadcast Partners sind bereits seit 10 Jahren auf dem deutschen Markt aktiv, weil wir gewusst haben, dass es eines Tages hier zu einer Marktöffnung kommen wird. Wir sind jetzt an diesem Punkt und neben Broadcast Partners gibt es in der Tat auch einige Markt-Konkurrenten mit deutschen Wurzeln. Wir denken, dass der Rundfunksendernetzbetrieb in erster Linie ein lokales Geschäft ist. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern schon immer unsere Absicht gewesen. Gerade die Kooperation mit Divicon ist ziemlich logisch: Wir teilen dieselben Ideen über das Geschäft, und Sie werden in beiden Gesellschaften, Divicon und Broadcast Partners, Menschen finden, die auf die gleiche Art denken. Divicon ist schon ein kompetentes Unternehmen und wir wollen jetzt bei Divicon unser Wissen und unsere langjährige Erfahrung und unser erfolgreiches Konzept einbringen. Wir verstehen uns also in keiner Weise nur als Aktionär. Sondern wir wollen echte Mehrwerte schaffen, damit Divicon am Markt in die beste Position kommt. Also auf den Punkt gebracht: für beide Seiten ist unsere Zusammenarbeit ein logischer und vernünftiger Schritt.
Wie schätzen Sie den deutschen Markt ein, wie ist die Ausgangsposition mit einem starken Quasi-Monopolisten Media Broadcast?
Die Regulierung der Rundfunknetze hat nach vielen Jahren gerade erst in Deutschland begonnen. Der Monopolist hat in der Tat eine starke Position, aber das liegt eben nur an seiner bisherigen Monopolstellung, die nun wenigstens ein bisschen reguliert wird. Wir sind überzeugt, dass Divicon in der Lage ist, viel bessere Dienstleistungen zu besseren Preisen und besseren Bedingungen anbieten zu können. Schauen Sie, allein die Preise für Antennensysteme und die Grundstücke auf denen die Sendernetztürme stehen, sind unangemessen hoch. Leider hat auch das Urteil der Bundesnetzagentur nicht dazu geführt, die Situation entscheidend zu verbessern. Die Preise sind immer noch unglaublich! Die Radiosender müssen immer noch unglaublich hohe Preise bezahlen und das für alten Stahl und noch viel älteren Beton – Infrastrukturkosten, die längst abgeschrieben sind. Es gibt einfach keine vernünftige Relation zwischen den tatsächlichen Betriebs- oder Baukosten und den Preisen, die die Radiosender zu zahlen haben. Die Radiosender werden abkassiert, nur weil sie keine realistische Alternative haben und wegen der bestehenden Regeln in Deutschland, die im Übrigen im Widerspruch zum EU-Recht stehen.
Diese Tatsache behindert die Entwicklung der Radiosender. Es ist also im Interesse der Divicon und seiner Kunden, die Situation endlich zu verbessern. Divicon wird der Partner der Radiosender werden, um dieses Ziel zu erreichen. Natürlich wissen wir, dass das einige Zeit dauern wird. Wir als Broadcast Partners wollen Divicon dabei helfen.
Wird die Divicon jetzt mit Ihrer Hilfe zum stärksten Konkurrenten von Media Broadcast und was können Sie besser als der bisherige Platzhirsch?
Divicon ist jetzt in der Tat ein starker Herausforderer auf dem Markt, der alles bieten kann, was der bisherige Monopolist nicht leisten kann. Jeder kennt die Beschwerden über die aktuelle Marktsituation, besser über die Nicht-Marktsituation! Es ist wichtig, dass sich die Kunden mit den Verträgen in Bezug auf ihre Sendernetze wohlfühlen. Dazu gehören maßgeschneiderte Lösungen, schnelle Reparaturzeiten, echter Service und wenig Bürokratie. Divicon wird Lösungen bieten für jede Situation. Divicon wird viel kundenfreundlicher arbeiten und hat vor, mit kreativen und serviceorientierten Kundendienstleistungen zu überzeugen. Dazu gehören beispielsweise eine Frequenzplanung und ein vollständiger Monitoring-Service mit einer proaktiven Störungsbehebung. Es ist wahrscheinlich, dass die Media Broadcast versuchen wird, diese Services zu kopieren, aber wir wissen, wie das enden wird. Wir sind mit der Divicon zuversichtlich was den Wettbewerb betrifft, gerade weil wir den Radioveranstaltern endlich wieder das Gefühl geben, dass sie sich als Kunden fühlen können. Es wird immer wieder vergessen, dass im Mittelpunkt des Geschäfts der individuelle Kundenwunsch stehen muss.
Mit welchen Zielen gehen Sie in die Verhandlungen um die digitalen Rundfunknetze?
Für einen technischen Dienstleister ist der Unterschied zwischen analogen und digitalen Diensten nicht so groß. Sowohl Divicon als auch Broadcast Partners können beides. Aber es gibt andere grundsätzliche Unterschiede in den bisherigen Geschäftsmodellen. In den Niederlanden laufen in diesem Moment bereits drei bundesweite Digitalradio-Netze, die wir als Broadcast Partners betreiben. Jetzt liegt es an Divicon, seine Strategie beim Thema DAB+ festzulegen und meiner Meinung nach ist das eine interne Frage.
Wie ist Ihre Sicht auf die Diskussionen um einen deutschen UKW-Abschalttermin? Würde das Ihr Geschäft um die digitalen Netze befördern?
Ein „Switch off-Szenario“ für UKW macht keinen Sinn. Es liegt am Hörer zu entscheiden, wann und wie UKW abgeschaltet wird. Nach unserer Einschätzung kann das noch viele Jahre, vielleicht 10 oder 20 Jahre, dauern. Denn es gibt eine Menge von Konsequenzen zu berücksichtigen. Beispielsweise ob und wann DAB+ Radios in großer Menge in die Autos eingebaut werden. Gerade im Nachrüstmarkt bei gebrauchten Fahrzeugen ist nicht zu erwarten, dass diese flächendeckend mit Digitalradios ausgestattet werden. Siehe auch die letzten Entscheidungen in Schweden über DAB+. Ich verstehe nicht, warum wir überhaupt über das Thema UKW-Abschaltung sprechen müssen. Zumal das UKW-Band nicht für Mobilfunk verwendet werden kann und bis jetzt auch kein anderes Nachnutzungskonzept der bisherigen UKW-Frequenzen existiert. Es gibt also wenig Argumente für die Vorgabe eines Abschalttermins. Lassen Sie uns lieber noch einmal darüber reden, wenn DAB+ einen ordentlichen Marktanteil hat und UKW nur noch so genutzt wird, wie beispielsweise das AM-Band heute. Wir von Broadcast Partners denken trotzdem, dass DAB+ am Ende das Rennen machen kann. Doch dafür müssen wir jetzt nicht die Zeit für diverse Abschaltszenarien verschwenden, die schlussendlich dann doch nicht realisiert werden.