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Adblocker-Nutzer erschleichen sich Leistungen

Was trotzdem gegen ein Abblocker-Verbot spricht

Oliver von Wersch, Adblocker-Experte im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Quelle: BVDW Oliver von Wersch Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) 20.03.2017
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"Wer Adblocker nutzt und gleichzeitig nicht bereit ist, für hochwertige Angebote im Internet zu zahlen, verhält sich wie ein Schwarzfahrer und erschleicht sich Leistungen", sagt Oliver von Wersch, BVDW-Experte Oliver von Wersch. Dennoch hält er "ein generelles Verbot von Adblockern nicht für zielführend".







Mehrere Verlagshäuser klagen gegen einen Adblocker-Anbieter, weil sie ihr Geschäftsmodel gefährdet sehen. Zurecht?
Es ist jedem Verlagshaus selbst überlassen, den Rechtsweg zu gehen. Es ist schließlich vollkommen nachvollziehbar, dass ihnen Adblocker ein Dorn im Auge sind, da die Inhalte weitestgehend werbefinanziert sind. Doch im Zentrum der Bemühungen steht häufig das so genannte Whitelisting-Verfahren. Hier liefern Adblocker-Anbieter nur solche Werbung aus, die auf ihrer Whitelist stehen. Und ein Platz auf dieser Liste ist nicht billig. Man könnte das als Schutzgelderpressung interpretieren – Publisher müssen sich freikaufen, um ihre Werbung auf ihren eigenen Seiten ausspielen zu können. Das erkennen zunehmend auch Gerichte.

In der Netzgemeinde wird - abseits der rechtlichen Bewertung – heftig über eine Funktion diskutiert, bei der ein Adblocker Werbung (u.U. gegen Provision) doch anzeigt. Wie bewerten Sie diese „Acceptable Ads“?
Das basiert auf eben diesem Whitelisting-Verfahren. Auf den ersten Blick mag das nachvollziehbar klingen, nur solche Werbung anzuzeigen, die gewissen Qualitätsansprüchen genügt. Leider hat das zwei entscheidende Haken, die das Modell und die Argumentation ad absurdum führen: Erstens kostet es Geld, dass Werbung vom Adblocker-Anbieter ‚akzeptiert‘ wird. Zweitens verhöhnen Adblocker-Anbieter damit ihre Nutzer, da sie trotz des Adblockers Werbung ausspielen – mit dem Unterschied, dass sie diese kostenpflichtig selektieren und sich selbst die Taschen füllen. Aus meiner Sicht sind diese Acceptable Ads alles andere als seriös.

Befürworter von Adblockern halten Online-Werbung oft für zu aufdringlich. Inwieweit sind die Webseiten-Betreiber und Werbewirtschaft an der Popularität von Adblockern „selbst schuld“?
Vor allem abseits der qualitativ hochwertigen Seiten ist Online-Werbung nicht selten störend und aufdringlich. Daran muss die gesamte Branche gemeinsam arbeiten, um das zu ändern. Wir tun das beispielsweise in der international ausgerichteten Coalition for Better Ads. Gemeinsam mit den wichtigsten Playern der Branche entwickeln wir Standards, um die Qualität von Online-Werbung weiter zu optimieren. Wie diverse Untersuchungen zeigen, ist das für viele Adblocker-Nutzer aber nur ein Feigenblatt. Hochwertigere Werbung würde diese häufig nicht an der Nutzung von Adblockern hindern. Nun haben wir aber die Situation, dass beinahe alle Services und Inhalte im Netz durch Werbung finanziert werden. Wer Adblocker nutzt und gleichzeitig nicht bereit ist, für hochwertige Angebote im Internet zu zahlen, verhält sich wie ein Schwarzfahrer und erschleicht sich Leistungen. Auch vor dem Hintergrund der mitunter berechtigten Kritik an der Qualität von Werbung.

In NRW gibt es einen Vorstoß für ein weitgehendes Verbot für Adblocker. Wie bewerten Sie das?
Obwohl sich die Argumentation an sich mit unserer Position grundsätzlich deckt, halten wir ein generelles Verbot von Adblockern nicht für zielführend. Vielmehr sollte das Whitelisting-Verfahren rechtlich hinterfragt werden, um die Wegelagerei zu beenden. Es ist nicht nachvollziehbar, wenn diese Whitelists von vorneherein belegt sind, anstatt den Nutzer entscheiden zu lassen, welche Werbung angezeigt werden soll.

 

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