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Adblocker sind Teil des Marktes

Warum die Piraten in NRW einen Antrag gegen ein Verbot eingereicht haben

Lukas Lamla, Netz- und Medienpolitischer Sprecher der Piratenfraktion im Landtag NRW Quelle: Piratenfraktion im Landtag NRW Lukas Lamla Netz- und Medienpolitischer Sprecher Piratenfraktion im Landtag NRW 22.03.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Die Verlage sollten raus aus der Opferrolle und die aktuelle Diskussion als Chance sehen, ihre Inhalte mit nutzergerechter statt nutzerstörender Werbung zu versehen", sagt Piraten-Politiker Lukas Lamla. Die Fraktion der Partei im NRW-Landtag will ein Adblocker-Verbot unbedingt verhindern.







Mehrere Verlagshäuser klagen gegen einen Adblocker-Anbieter, weil sie ihr Geschäftsmodell gefährdet sehen. Zurecht?
Verlagshäuser sehen sich durch die digitale Revolution seit Jahren auch einem Wandel weg von gedruckten Zeitungen hin zu Online-Publikationen und E-Papers ausgesetzt. Ähnlich, wie bei gedruckten Tageszeitungen erzielen die meisten Verlage einen beträchtlichen Teil ihrer Einnahmen für Online-Publikationen durch Werbung im Netz. Durch Adblocker ist aber keinesfalls das Geschäftsmodell der Online-Werbung gefährdet, Online-Werbung wird aber nutzerfreundlicher werden müssen. Die Verlage müssen sich mehr Gedanken machen, wie Werbung auszusehen hat, dass sie von Nutzerinnen und Nutzern nicht als störend empfunden wird. Die Verlage sollten raus aus der Opferrolle und die aktuelle Diskussion als Chance sehen, ihre Inhalte mit nutzergerechter statt nutzerstörender Werbung zu versehen.

In der Netzgemeinde wird - abseits der rechtlichen Bewertung – heftig über eine Funktion diskutiert, bei der ein Adblocker Werbung (u. U. gegen Provision) doch anzeigt. Wie bewerten Sie diese „Acceptable Ads“?
Wir PIRATEN sehen die Diskussion gelassen. Die Zeitungsverleger behaupten, „das würde schon der Markt regeln, wenn die Leute wegen zu nerviger Werbung nicht mehr kommen.” Sie verteufeln die Adblocker und sagen, sie seien unnötig. Wir sagen: „Adblocker, auch die, die ‘Acceptable Ads’ per White-Listing durchlassen, sind ein Teil genau dieser Prozesse des Marktes. Sie bieten eine Dienstleistung, die zwischen den Interessen der Nutzerinnen und Nutzer sowie denen der Verlage vermittelt.”

Den Vorwurf, kleinere Angebote und kleine Verlage könnten sich die Provisionen nicht leisten, trifft meistens gar nicht zu, kleinere Angebote können sich oft kostenlos auf „White-Lists” setzen lassen, sofern sie sich an bestimmte Regeln halten.

Befürworter von Adblockern halten Online-Werbung oft für zu aufdringlich. Inwieweit sind die Webseiten-Betreiber und Werbewirtschaft an der Popularität von Adblockern „selbst schuld“?
Das trifft es auf den Punkt. Online-Werbung ist auf vielen Seiten viel zu aufdringlich. Das gilt nicht einmal unbedingt für die Verlage mit professionellen journalistischen Angeboten. Diese sind oft besser, als ihr Ruf. Somit sind es eher, wenige schwarze Schafe, die wohl ursprünglich zu ersten Ad-Blockern führten. Die Werbewirtschaft ist auch insofern „selbst schuld”, wie sie neben dem reinen Anzeigen von Werbung sehr viel Technologie zum Tracking von Nutzerinnen und Nutzern einsetzt. Dieses Webtracking, das Verfolgen von Nutzerinnen und Nutzern über mehrere Webseiten sowie das Speichern von Informationen vom Surf-Verhalten, wird von den Adblockern meist auch unterdrückt. Umgekehrt wird auch Sicherheitssoftware, die gegen Tracking schützt, auch als Adblocker eingestuft, weil die Auslieferung der Werbung technisch bedingt oft nicht mehr möglich ist.

In NRW gibt es einen Vorstoß für ein weitgehendes Verbot für Adblocker. Wie bewerten Sie das?
Die Piratenfraktion im Landtag NRW hat einen Antrag gegen ein Adblocker-Verbot eingereicht. Das Thema wurde unter Hinzuziehung von Sachverständigen im Ausschuss für Kultur und Medien eingehend diskutiert. Auch nach schriftlichen Stellungnahmen der Sachverständigen und den Gesprächen bleibt für uns klar: Ein Adblocker-Verbot gilt es zu verhindern.

Nicht nur, dass es nicht durchsetzbar wäre, Adblocker und Tracking-Blocker schützen die eigene Privatsphäre und sie ermöglichen mehr Autonomie für Nutzerinnen und Nutzer. Dazu bieten sie auch einen Schutz vor Advertising Malware, Schadsoftware, die gezielt über Netzwerke zur Werbeauslieferung verbreitet wird. Die Verlage haben die Werbeauslieferung nicht unter eigener Kontrolle und können nicht garantieren, dass von Werbeinhalten keine Gefahr ausgeht. Leider nutzen Kriminelle diesen Weg der Verbreitung ihrer Schadsoftware in Vergangenheit verstärkt.

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