Ab sofort ist Amazons Sprachlautsprecher Echo auch in Deutschland erhältlich. Wie ist Ihre Einschätzung zu diesem Produkt?
Amazon Echo und die dahinterstehende Technologie Amazon Alexa ist eine von vielen Produkten, die in eine ähnliche Richtung weisen: Spracherkennung gesprochener Sprache wird zunehmend nützlicher und praktisch einsetzbar. Andere Produkte in diesem Bereich sind Google Now, Apples Siri oder Microsofts Cortana. Dabei soll das Amazon Produkt eines der am fortschrittlichsten sein. Im Kern sind aus Datenschutzsicht bei allen diesen Systemen Transparenz und die Verarbeitungsformen kritisch zu betrachten. Amazon Echo verschärft dabei einige Probleme durch seine hochwertigen Mikrofone, die teilweise selbst in Nachbarräumen der Aufstellung funktionieren sollen. Weiterhin ist hier kritisch zu betrachten, dass das System auch für den europäischen Markt aus den USA ferngesteuert wird und die Verarbeitung dort stattfindet.
Der neue Alltagsassistent löst große Diskussionen in Bezug auf die Privatsphäre und Datensicherheit aus, wie ist die Einschätzung des BvD?
Wie immer ist anzuraten genau hinzuschauen: Eine erste Untersuchung von Studierenden der IT-Sicherheit an der Ruhr-Universität Bochum zeigt folgendes: die Übertragungen sind nach Stand der Technik verschlüsselt, es werden Verbindungen mit genau einer Zieladresse im Netzbereich von Amazon in den USA aufgebaut. Bei aktiver Benutzung entspricht die Datenmenge dem erwartbaren Umfang, in inaktivem Zustand wird in regelmäßigen Abständen ein Lebenszeichen des Systems übermittelt. Die Kontrolle darüber liegt bei Amazon und in den USA. Skeptisch kann man natürlich vor allem wegen der Übermittlungen dorthin sein. Systemupdates kommen ohne Nutzerbestätigung von dort.
Zunächst wird den wenigsten Nutzern aller Spracherkennungen bewusst sein, dass die Analyse der Tonaufzeichnung nicht auf dem heimischen Gerät erfolgt, sondern dass dazu eine Übermittlung an die jeweiligen Unternehmen erfolgt. Lediglich die Erkennung des Codewortes zur Aktivierung („Siri, OK Google, Cortana, Alexa“) findet auf den Geräten selbst statt. Umgesetzt sind bei Amazon Echo ein paar LED Anzeigen, die den Status signalisieren sollen. Die Fernsteuerung der Geräte aus den USA und die Datenübertragung dorthin, kann mit den Erfahrungen der letzten Jahre hinsichtlich geheimdienstlicher Maßnahmen durchaus berechtigte Sorgen begründen. Weitere Probleme für den Datenschutz bereiten die Verbindungen mit sogenannten „Skills“ - ergänzenden Funktionalitäten von Drittanbietern. Diese haben teilweise Zugriff auf Daten aus dem Bestand von Amazon. Die zugrundliegenden Einwilligungen sind oft recht amerikanisch nebulös.
Wie viel Macht sollten Verbraucher grundsätzlich neuen Tools, wie Amazons Echo geben?
Datenschutzkritische Verbraucher kleben Laptop-Kameras zu und werden sich sicherlich keine Echos in den Haushalt holen. Die Verbreitung der Geräte wird aber zunehmend verhindern sich effektiv zu einer bewussten selbstgesteuerten Nutzung zu entscheiden. Ob als Beifahrer in einem neuen Auto, als Besucher in einem Haushalt in denen Echo-Geräte zu finden sind oder zukünftig werden Smart-TV ebensolches leisten. Die Präsenz wird im Sinne des Pervasive Computing einerseits allgegenwärtig und andererseits unbemerkt sein. Die hochwertigen Mikrofone sind dabei praktisch nicht erkennbar. Alles kommt als nützliches Helferlein daher, ist aber zur Verkaufsförderung eines Handelsgiganten erdacht und gefährdet die Privatsphäre, wenn Machtapparate den zentralisierten Zugriff kontrollieren. Eine Entscheidung für solche Produkte muss dabei daher nicht nur die eigenen Bedürfnisse berücksichtigen, sondern auch die Gefahren einer allzu großen Marktdurchdringung.