Im niederbayerischen Freyung fahren Shuttle-Busse auf Abruf – flexibel in Zeit und Strecke. Warum eignet sich Freyung für das Pilotprojekt?
Die Stadt Freyung ist Sitz des Landratsamtes im Landkreis Freyung-Grafenau im Bayerischen Wald, der mit den drei etwa gleichgroßen Städten Waldkirchen, Grafenau und eben Freyung und weiteren 22 Märkten und Gemeinden Streubesiedelung aufweist. Das neu entwickelte ÖPNV-Konzept basiert mit dem Rückgrat Schülerverkehr auf sechs Linien-Sternen, die jedoch aufgrund der Finanz- und Strukturschwäche des Landkreises weder untereinander optimal verknüpft sind, geschweige denn die Nachbarlandkreise Passau und Deggendorf einbinden. Die Stadt Freyung versucht nun richtigerweise, auf ihrem Gebiet das sehr lückenhafte Angebot mit dem Rufbus zu verbessern.
Inwieweit können solche flexiblen Lösungen den klassischen ÖPNV mit Strecken und Haltestellen ablösen?
Rufbusse sind ergänzende Maßnahmen zur Komplettierung des Liniennetzes in puncto flexiblere Streckenführung und individuellere Zeitplanung. Ein System ähnlich den türkischen Dolmus lässt sich nur in dichter besiedelten Regionen realisieren. Flächendeckende Wirkung kann erst mit Digitalisierung, selbstlernenden Algorithmen und deutlich mehr Finanzeinsatz der Bundesländer und ihrer Kommunen erzielt werden.
Die Fahrten sollen so flexibel wie Taxis und so preiswert wie der ÖPNV sein – was kostet eine Fahrt und auf welcher Basis erfolgt die Abrechnung?
Die Kosten des Rufbusses sind in der Tat günstig, die Kommune bezuschusst den Betrieb. Bedingung ist Anforderung per App, (door2door), E-Mail oder für eine Übergangszeit per Telefon mindestens eine Stunde vor gewünschter Abfahrt. Die Beförderung erfolgt zu den normalen Fahrpreisen, der Rufbus ist also für den Fahrgast nicht teurer. Ferner sind Wochen- und Monatskarten im Rufbus genauso gültig.
Die Bestellung der Fahrt erfolgt per Apps – wie bleiben Menschen ohne Smartphone mobil?
Wie gesagt kann auch per Telefon oder Mail geordert werden. Auch auf die Dauer müssen analoge Bestellmöglichkeiten bleiben, um dem Anspruch Bayerns, bis 2023 barrierefrei zu sein, gerecht zu werden.
Dennoch wird die Zukunft ein gemeinsames Ticketing für alle öffentlichen Verkehrsträger in Bund, Ländern und Kommunen bringen müssen, um mobilen Bürgern durch perfekten Service vom Buchen über Route bis zur Bezahlung den Umstieg vom Individual-Pkw zu den „Öffis“ zu bieten.
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