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AvD nimmt Autohersteller in die Pflicht

Warum mehr Cockpit-Schnittstellen und intensive Schulungen hermüssen

Matthias Braun, AvD Generalsekretär Quelle: AvD Automobilclub von Deutschland e. V. Matthias Braun Generalsekretär AvD Automobilclub von Deutschland 15.02.2018
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Der Automobilclub von Deutschland (AvD) fordert die Auto-Hersteller auf, für mehr Schnittstellen zu sorgen, "über die alle Arten von mobilen Kommunikationsgeräten mit dem Mediencenter des jeweiligen Fahrzeuges verbunden werden können und die Sprachausgabe über die Fahrzeuglautsprecher funktioniert". Das sagt der Generalsekretär des AvD, Matthias Braun. "Darüber hinaus spricht sich der AvD für intensive Schulungen im Umgang mit den Geräten und Integration aus – dies sowohl in Fahrschulen als auch von Fahrzeugherstellern angeboten werden sollten."







Sie laufen orientierungslos über Straßen, sitzen blind hinterm Steuer oder verhindern Rettungsarbeiten. Der sogenannte Swombie ist auf Deutschlands Straßen auf dem Vormarsch. Wie groß schätzen Sie das Gefahrenpotential durch übermäßige Smartphone-Nutzung tatsächlich ein?
Der AvD sieht die Ablenkung durch Kommunikationsgeräte im Straßenverkehr als große Gefahr für jeden Verkehrsteilnehmer und die Verkehrssicherheit an. Deutsche und amerikanische Forscher haben sich in jüngster Zeit mit dem Thema beschäftigt. Z. B. wurden in den USA Fahrer mittels Kameras und Sensorik beim Fahren dabei beobachtet, wie sie Kommunikationsgeräte oder Smartphones am Steuer nutzen. Dabei verursachten 3.500 getestete Fahrer 905 Unfälle mit Personen und Sachschaden – das entspricht einer Quote von fast 25 Prozent! In mehr als 90 Prozent der Fälle waren Müdigkeit, Fahrfehler, sonstige Beeinträchtigungen und Ablenkung die Ursache der Crashs. Ablenkung durch fahrfremde Tätigkeiten war insgesamt bei über 50 Prozent aller Fahrten zu notieren. Deutsche Untersuchungen haben ähnliche Ergebnisse.

Ablenkung tritt auch mit Freisprecheinrichtungen bzw. Sprachsteuerung ein. Rund 50 Prozent aller Nutzer werden bei emotionaler und intellektueller Anteilnahme an einem Gespräch oder einem wahrgenommenen Inhalt von der Straße abgelenkt. Dazu kommt die Unaufmerksamkeit durch die Bedienung der Geräte und die Blickabwendung – bei 50 km/h fährt man pro Sekunde 14 Meter weit! Das größte Risiko birgt das Verfassen von Textnachrichten, weit vor allen Telefonie-Funktionen oder dem Bedienen der Multimediaeinheit. Zudem betrifft dieser Problemkreis nahezu alle Verkehrsteilnehmer, da auch Fußgänger und Radfahrer Handys und MP3-Player benutzen. Unterwegs sollte man Textnachrichten ignorieren, bis man sie an sicherer Stelle lesen kann.

Sie belegen nach Beobachtungen des AvD eine beunruhigende Häufigkeit der Unfallursache Smartphone-Ablenkung und Missbrauch. Multitasking ist ein Mythos; der Mensch ist nicht in der Lage, eine Vielzahl von Reizen nebeneinander zu verarbeiten.

Welche Empfehlungen geben Sie als Verkehrsclub, in Bezug auf eine korrekte Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr?
Der AvD ruft angesichts solcher Befunde dazu auf, ausschließlich sprachgesteuerte Kommunikationsgeräte im Straßenverkehr zu nutzen, und dabei die Kommunikation am Steuer auf ein Minimum zu begrenzen. Fahrerinnen und Fahrern ist seit letztem Jahr durch § 23 Absatz 1a Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) die Nutzung Sprachsteuerung und Vorlesefunktion vorgeschrieben.

Gleichzeitig sind digitale Dienste auf dem Smarthone auch sicherheitsbefördernd etwa wenn sie fest im Auto installiert auf Gefahrenpotentiale (Staus, Unfälle) hinweisen. Was können die Autohersteller tun, damit das Smartphones ein fester und sicherer Teil des Autos wird?
In dem die Hersteller für Schnittstellen sorgen, über die alle Arten von mobilen Kommunikationsgeräten mit dem Mediencenter des jeweiligen Fahrzeuges verbunden werden können und die Sprachausgabe über die Fahrzeuglautsprecher funktioniert. Darüber hinaus spricht sich der AvD für intensive Schulungen im Umgang mit den Geräten und Integration aus – dies sowohl in Fahrschulen als auch von Fahrzeugherstellern angeboten werden sollten. Das gilt auch für Fahrzeugnutzungen in beruflichen Zusammenhängen, dort könnten etwa die Berufsgenossenschaften entsprechende Fortbildungen anbieten.

Sollte der Gesetzgeber bis dahin den Missbrauch von Smartphones im Straßenverkehr stärker ahnden?
Wie eben geschildert hat der Gesetzgeber die Vorschriften gerade mit entsprechenden Bußgeldbewehrungen angepasst. Einen zusätzlichen Anpassungsbedarf sieht der AvD deshalb momentan nicht. Im Übrigen wird Verhaltenssteuerung nur über Sanktionen nicht ausreichen, die Verkehrssicherheit kann nur erhalten und erhöht werden, wenn die Nutzer freiwillig auf den Gebrauch von solchen Geräten im Straßenverkehr verzichten.

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