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BVG befördert täglich 2 Millionen Menschen in Berlin elektrisch

Was aber bei der Einführung von E-Busse noch zu tun bleibt

Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende und Vorstand Betrieb Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Quelle: BVG/rosephotography Dr. Sigrid Evelyn Nikutta Vorstandsvorsitzende Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) 13.10.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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In Berlin gibt es schon seit 2015  "erste ausschließlich von E-Bussen bediente Buslinie Deutschlands", berichtet  Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende und Vorstand Betrieb Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Zusammen mit U- und Straßenbahnen werden schon heute 2/3 der Fahrgäste elektrisch befördert. Die komplette Elektrisierung ist zu schaffen, wenn Politik, Verkehrsunternehmen und Fahrzeugindustrie "mit der gleichen Konsequenz und Leidenschaft an diesem Ziel arbeiten."







Sie testen den E-Bus-Einsatz – welche Vorteile versprechen Sie sich vom Einsatz von E-Bussen?
Seit bereits 2015 betreiben wir auf der Linie 204 zwischen Südkreuz und Zoologischer Garten die erste ausschließlich von E-Bussen bediente Buslinie Deutschlands. Darüber hinaus testen wir regelmäßig weitere E-Bus-Typen von europäischen Herstellern. Wir versprechen uns davon, sowohl einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten als auch zur Luftreinhaltung und damit zur Gesundheit der Menschen in Berlin. Insbesondere vor dem Hintergrund der Dieselproblematik wurde das Risiko der Ruß- und Stickstoffoxidbelastung in den Städten unterschätzt. Und so wird die Elektromobilität zur größten, wenn nicht derzeit alleinigen Chance, lokal emissionsfrei zu sein und damit Berlin noch lebenswerter zu machen.

Als eines der großen Probleme bei E-Autos gelten Reichweite und Ladeinfrastruktur. Wie lösen Sie das bei Ihrem Projekt?
Auf innerstädtischen, relativ kurzen Buslinien ist die Reichweite bereits heute kein Problem, da wir – wenn die Ladeinfrastruktur existiert – an den Endhaltestellen die Busse laden können. Auf der Linie 204 funktioniert das übrigens induktiv, wie bei einer elektrischen Zahnbürste. Auf längeren Strecken kann die Reichweite zum Problem werden. Da müssen vor allem die Hersteller liefern. Mit dann größeren Reichweiten und einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur an den Endhaltestellen ist das Problem ein lösbares.

Welche Hindernisse sehen Sie darüber hinaus auf dem Weg der Elektrifizierung des ÖPNV?
Was bei all den Diskussionen um die Elektrifizierung des Verkehrs fast immer vergessen wird: Neben den Eisenbahnunternehmen sind die Nahverkehrsunternehmen vieler Großstädte längst und seit vielen Jahrzehnten die größten Anbieter von Elektromobilität. Allein die BVG sorgt auf ihren zehn U-Bahn- und 22 Straßenbahnlinien dafür, dass tagtäglich zwei Millionen Menschen nicht nur schnell, sicher und bequem an ihr gewünschtes Ziel kommen, sondern eben auch elektrisch und damit lokal emissionslos. Das sind schon jetzt zwei Drittel unserer pro Jahr mehr als eine Milliarde Fahrgäste. Hinzu kommen im Großraum Berlin die vielen Millionen Fahrgäste der S-Bahn und des elektrifizierten Regionalbahnverkehrs.

Mit der Elektrifizierung der Busflotte wäre unser kompletter Betrieb elektrifiziert. Und dabei gibt es tatsächlich noch Hindernisse. Da wäre zum einen, dass es bis heute in Europa keinen serienreifen E-Bus in ausreichend großer Stückzahl auf dem Markt gibt. Die E-Busse, die die BVG heute im Einsatz hat, sind Einzelanfertigungen und kosten das Doppelte bis Dreifache wie vergleichbare Diesel-Busse. Die Hersteller sind gefordert, endlich die Zeichen der Zeit zu erkennen. Es ist ja nicht nur die BVG, die auf E-Busse setzt, sondern ebenso unsere Kolleginnen und Kollegen in ganz Deutschland. Das ist ein riesiger Markt, den es zu gewinnen gilt. Zum anderen fehlt es an der Infrastruktur. Es reicht nicht aus, einfach E-Busse zu bestellen. Sie müssen auch geladen, gewartet und repariert werden. Das heißt, an unseren Endhaltestellen und unseren Betriebshöfen muss gewaltig in neue Technik investiert werden.

Welche Unterstützung würden Sie sich von der Politik wünschen?
Es braucht feste finanzielle Zusagen sowohl bei der Beschaffung der E-Busse als auch beim Aufbau der Infrastruktur. Denn eins ist völlig klar: Noch wäre die Umstellung ganzer Linienbussysteme ohne Förderung für kein Nahverkehrsunternehmen wirtschaftlich darstellbar und die heute zur Verfügung stehenden Fördermittel werden dafür nicht reichen. Wir stehen alle miteinander vor einem gewaltigen Kraftakt. Das betrifft auch die Infrastruktur: Hier enden die notwendigen Investitionen nicht bei der Ladesäule. Auch die Stromverteilernetze in unseren Städten benötigen ein Update, um dem neuen Bedarf gewachsen zu sein. Hier ist die Politik gefordert. All das wird sich lohnen, für uns und für die nachfolgenden Generationen. Und wir gemeinsam –  Politik, Verkehrsunternehmen und Fahrzeugindustrie – können es schaffen, wenn alle mit der gleichen Konsequenz und Leidenschaft an diesem Ziel arbeiten.

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