Welche Rolle spielt heute noch der klassische Verkehrsfunk in Ihren Hörfunkprogrammen?
Verkehrsinformationen sind für den NDR nach wie vor ein sehr wichtiger Programmbestandteil. Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Branchendienstes Bitkom ergab im Juni 2016, dass das Radio für 79 % der Deutschen die erste Informationsquelle für Verkehrsinformationen ist. 44 % nutzen das Navi, 24 % das Smartphone. Die eigenen NDR Studien stützen dieses Ergebnis: Bei Fragen nach den wichtigsten Angeboten des Radios belegen Verkehrsmeldungen je nach Programmtyp Platz 3 bis 5. Kein Wunder in einer mobilen Gesellschaft. In den Verkehrsdurchsagen geben wir den Hörerinnen und Hören neben den reinen Informationen über Staulängen auch qualifizierte Umleitungen und Einschätzungen zu einzelnen Störungen oder der gesamten Verkehrslage. Dieses ist uns möglich, weil wir in unserer Verkehrsredaktion für unser Sendegebiet über eine fundierte lokale Ortskenntnis verfügen. Ferner informieren wir über Verzögerungszeiten, die durch Verkehrsstörungen entstehen, ein echter Mehrwert, der der Orientierung dient.
In welchem Umfang setzen Sie zudem auf digitale Verkehrsservices über Apps, TPEG oder audiovisuelle Aufbereitungen im Web?
Zunächst einmal verbreiten wir alle Verkehrsmeldungen auch über TMC und speisen somit die Navigationsgeräte, ermöglichen den Autofahrern, Staus und anderen Behinderungen „geführt“ auszuweichen. Alle Verkehrsinformationen werden zudem für die Hörerinnen und Hörern auf den Apps des NDR Hörfunks und dem NDR Text bereitgestellt. Aufgrund des responsiven Designs der NDR-Verkehrsseiten stehen sämtliche Verkehrsinformationen zudem allen Webbrowsern unter NDR.de/Verkehr zur Verfügung, egal ob auf Smartphone, Tablet oder Desktop-Computer. Basis der Verkehrsinformationen im NDR ist ein seit 2013 eingesetztes TPEG-fähiges Redaktionssystem, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Lage versetzt, die Meldungsbestände konsistent den Hörfunkwellen und allen Ausspielwegen zur Verfügung zu stellen. Wie alle anderen ARD-Anstalten, setzt auch der NDR auf TPEG und strahlt bereits seit einigen Jahren seinen gesamten Meldungsbestand im TPEG-Protokoll über DAB+ aus. Dieses ist schneller, präziser und leistungsfähiger als TMC, das über UKW arbeitende Vorgängersystem. Dieses kann, aufgrund technischer und kapazitativer Beschränkungen, nur einen kleinen Teil des Meldungsbestandes der Verkehrsredaktion verbreiten. Viele Informationen gehen heute mit TMC auf dem Weg aus der Redaktion zum Navigationssystem verloren.
Gibt es Überlegungen, den Verkehrsfunk zugunsten neuer Technologien zurückzufahren?
Der NDR sieht die neuen Technologien als wertvolle Ergänzung zum klassischen Verkehrsservice in den Radioprogrammen an. Die ARD nutzt die neuen Technologien als zusätzliche Quellen. Detektionsverfahren wie z.B. Floating-Car-Data ergänzen und verbessern die Qualität der Verkehrsmeldungen nachhaltig. Nach unserer Auffassung wird der klassische Verkehrsservice in den Radioprogrammen durch die direkte, verlässliche und vertraute Ansprache noch für lange Zeit von den Hörerinnen und Hörern gewünscht.
Welches Hörerfeedback bekommen Sie zum klassischen Verkehrsfunk?
Das Feedback zum klassischen Verkehrsservice hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Aufgrund der verbesserten und sehr breit aufgestellten Quellenlage ist die Präzision der Meldungen enorm erhöht worden. Die in der Vergangenheit oftmals geäußerte Kritik über veraltete oder unpräzise Meldungen ist nahezu verstummt. Hingegen erhalten wir mittlerweile von Autofahrerinnen und Autofahrern freundliche Anrufe mit sinnvollen Ergänzungen zu Staus oder Unfällen. Zur Intensität der Nutzung unseres Verkehrsservice in den Radioprogrammen verweisen wir auf die erwähnte Studie von Bitkom Research aus dem Juni 2016.