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Buchhandel als Chance für E-Books?

Thalia-Manager für gemeinsame Konzepte von Händlern und Verlagen

Sascha Stehling, Senior Manager Digital Sales Thalia Bücher GmbH Quelle: Thalia Sascha Stehling Senior Manager Digital Sales Thalia Bücher GmbH 19.02.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Die "funktionellen Möglichkeiten alleine reichen nicht aus, um das vorhandene Wachstumspotenzial auszuschöpfen", sagt Sascha Stehling, Senior Manager Digital Sales Thalia Bücher GmbH, mit Blick auf das Schwächeln (interaktiver) E-Books. Denn attraktive Inhalte sind aus seiner Sicht da, doch der Kunde muss den richtigen Zugang zum jeweils passenden Format finden.







Auf der Leipziger Buchmesse werden auch in diesem wieder eine ganze Reihe interaktiver E-Books vorgestellt. Inwieweit sind interaktive E-Books nun dabei, die Nische zu verlassen?
Dass interaktive eBooks gegenwärtig ein Nischenthema sind, ist nicht primär dem verfügbaren Angebot geschuldet. Die Verlage haben hier in den vergangenen Jahren attraktive Inhalte entwickelt. Die Herausforderung liegt darin, diese zu den Kunden zu bringen.
   
Könnten zunehmende interaktive Elemente den im E-Book vergleichsweise schwachen Segmenten Sach- und Kinderbuch zu (digitalem) Wachstum verhelfen?
Die Interaktivität von eBooks ist natürlich eine Stärke des digitalen Formats. Aber diese funktionellen Möglichkeiten alleine reichen nicht aus, um das vorhandene Wachstumspotenzial auszuschöpfen. Warum ist das so?

Das Angebot an gedruckten Kinderbüchern umfasst schon heute wunderschöne Titel, die mit vielfältigen Interaktionselementen ausgestattet sind. Von Klappen, Schiebeelementen und Texturen, bis hin zu akustischen Reizen werden die Sinne und der Entdeckergeist von Kindern angesprochen. Die Interaktivität ist den eBooks also nicht exklusiv vorbehalten. eBooks haben sich als weitere Darreichungsform des Buches etabliert und gehören zu unserem Kerngeschäft. Wir stellen fest, dass Kunden die verschiedenen Darreichungsformen je nach persönlichem Bedürfnis nutzen und den Kauf von gedruckten und digitalen Büchern je nach Situation und Anlass kombinieren. Dabei entscheiden sich Kunden in der Regel zuerst für den Inhalt und erst nachgelagert für das Format.

Für das Sachbuch gilt, dass Print und Digital jeweils eigene Stärken haben. So bevorzugen viele Kunden es z.B. Reiseführer in gedruckter Ausführung dabei zu haben, um Markierungen und Notizen direkt im Fachbuch vorzunehmen. Für andere Leser ist dagegen die automatische Aktualisierung digitaler Ausgaben oder die Integration interaktiver Trainings wichtiger. Welches das richtige Format ist, hängt daher vom persönlichen Bedürfnis der Kunden ab.

Diese Suchlogik der Kunden wird von den Anbietern interaktiver eBooks bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Entscheidend ist, dem Leser die Inhalte leicht zugänglich zu machen und die Produkte dort zu präsentieren, wo der Kunde sie sucht – und das ist eben primär im Buchhandel. Solange Verlage den Vertrieb digitaler Inhalte weitestgehend auf die App-Stores der großen Anbieter beschränken, wird die Aufmerksamkeit zwischen Millionen von Apps gering sein. Zudem sind sie dadurch nur im Blickfeld derjenigen Kunden, die sich schon aktiv für ein Format entschieden haben. Die Verlage würden sicher davon profitieren, sich viel stärker die Gatekeeper-Funktion des Handels bei der Kundenansprache zu Nutze zu machen. Hier sollten Handel und Verlage gemeinsam Konzepte entwickeln, um das Angebot an interaktiven eBooks genau dort zugänglich zu machen, wo der Kunde diese Inhalte sucht. Die Auswahl des passenden Produkts kann dieser dann formatübergreifend treffen.
   
E-Book-Reader sind für das Lesen von Texten optimiert – wie sollten die Geräte für mehr Interaktivität beschaffen sein?
Für eReading-Nutzer sind gerade die Einfachheit und die Fokussierung auf das ablenkungsfreie Lesen der große Mehrwert, den eReader ggü. anderen Geräten bieten. Für Fans interaktiver Inhalte geht es darum, auf Smartphone und Tablet ein optimales Erlebnis zu schaffen. Aus diesem Grund sehen wir auch weiterhin einen großen Bedarf für eReader und erweitern unser Portfolio kontinuierlich. Mit dem tolino bieten wir unseren Kunden ein umfassendes eReader-Angebot und mit dem tolino Ökosystem zudem eine 360 Grad-Plattform, auf der sich die Nutzer flexibel entlang ihrer Lesewünsche bewegen können. Über die tolino App können Kunden ihre eBooks auch auf dem Smartphone oder Tablet lesen. Ziel ist es, ein ganzheitliches Leseerlebnis über alle Geräte hinweg zu schaffen. Wir fokussieren uns dabei darauf, die jeweiligen Stärken von eReader und App für ihre Nutzungsszenarien zu optimieren.

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