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Kolumne

„Bürgermedien müssen sich in der digitalen Welt verändern“

Manfred Helmes, Direktor der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz und Beauftragter für Bürgermedien

Manfred Helmes Quelle: 30.03.2007

Es war chic, modern und auch politisch opportun, selbstproduzierte und verwackelte Videofilme in Bürgermedien auszustrahlen - jeder Quatsch, jeder Blödsinn war gewünscht, je verrückter, desto besser. Die Existenz der Fernsehzuschauer hat dabei die Fernsehmacher nicht interessiert. Diese Aufgabe hat heute zum Glück das Internet - die bekannten Videoportale - übernommen. Die eingestellten Videoclips in „YouTube“, in „MyVideo“ und in ähnlichen Portalen im Jahre 2007 ähneln exakt den Fernsehbeiträgen des Bürgerfernsehens in den ersten zehn Jahren seines Bestehens. Dennoch gibt es einen Unterschied. In den Internetportalen sind drei Viertel der Sendebeiträge kopierte Ausschnitte von Fernsehsendern: Die Frage nach der GEMA ist noch nicht geklärt. In Bürgermedien durften und dürfen nur Sendebeiträge ausgestrahlt werden, die die Urheberrechte und andere Rechte nicht tangieren.

Heute sind unter modernen Bürgermedien lokale nichtkommerzielle Fernsehsender unter Bürgerbeteiligung zu verstehen, die ein 24-Stunden Programm ausstrahlen mit lokalen oder regionalen Beiträgen zu sportiven, kulturellen, sozialen und politischen Ereignissen. Mitte der 90er Jahre bis heute hat sich die Rolle und Funktion des Bürgerfernsehens in allen Bundesländern gewandelt. Es gibt einen klaren Funktionsauftrag für Bürgermedien: Bestandteil lokaler und regionaler Kommunikation zu sein oder vor Ort eine publizistische kulturelle Ergänzung darzustellen. Heute werden zwei Interessen bedient, nämlich zum einen ein lokaler Fernsehsender mit einem interessanten Programm zu sein, dessen Sendebeiträge in einer guten bis sehr guten Qualität ausgestrahlt werden. In Videoportalen ist das heute ansatzweise noch nicht zu erkennen. Zweitens sind Bürgermedien ein Ort der Bildung: der Fort- und Weiterbildung. Es ist nicht nur der Ort der Medienkompetenzvermittlung, sondern ein Ort, in dem auch ausgebildet wird und junge Menschen in Form von Praktika den Fernsehalltag kennenlernen können.

Bei Bürgermedien ist beides wichtig: der Produktionsort als auch der Inhalt - heutzutage wird von Content gesprochen. Das sind die Markenzeichen der erfolgreichen Bürgermedien von heute. Bürgermedien und Internet: Eine Zweitausstrahlung ausgewählter Sendebeiträge in Videoportalen wäre allenfalls eine sinnvolle Ergänzung als zusätzlicher Verbreitungsweg. Bürgermedien funktionieren nur dann, wenn  sie für breite Bevölkerungsschichten auch frei empfangbar sind - durch einen Knopfdruck auf dem Sofa im Wohnzimmer. Sie müssen auch im digitalen Kabel auffindbar sein. Die Zuschauer der Bürgermedien sind in allen Altersgruppen und Sozialschichten zu finden.
Kurzum: Bürgermedien müssen sich verändern und Bürgermedien haben sich in den meisten Bundesländern verändert. Bürgermedien sind in der globalen medialen Welt der lokale Feuerplatz, um den Jung und Alt in einer überschaubaren Region sitzen und die Geschehnisse in ihrem Umfeld medial verfolgen. Fernsehen - vor allen Dingen das Bürgerfernsehen ist dann gut, wenn mit den Sendebeiträgen Geschichten erzählt werden. Wenn das erfolgt, haben Bürgermedien in Zukunft ihre Berechtigung, sind Partner der jeweiligen lokalen Informationsgesellschaft und der Bildungspolitik der Länder, haben ihren Wert und sind jeden Euro wert.

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