Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Bundeskartellamt mahnt Bund und Bahn

Von geplanter Milliardeninvestition solle auch die Konkurrenz profitieren

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes Quelle: © Bundeskartellamt Andreas Mundt Präsident Bundeskartellamt 22.11.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Eine Milliarde Euro will die Deutsche Bahn in Digitalisierungsprojekte investieren. Das Geld stammt nach Informationen des Bundeskartellamtes vom Bund. In unserer Debatte mahnt Kartellamtschef Mundt darauf zu achten, dass es nicht zu einer Verzerrung des Wettbewerbs kommt - insbesondere auch, weil es sich um Steuermittel handelt. Darum soll die Milliarde in Infrastruktur investiert werden, die auch anderen schienengebundenen Verkehrsteilnehmern zugänglich ist.







Die Deutsche Bahn hat ankündigt, 1 Milliarde Euro in Digitalisierungsprojekte zu investieren, um ihre Markführerschaft auf den digitalen Mobilitätsmarkt auszubauen. Wie bewerten Sie aus kartellrechtlicher Sicht die Pläne?
Nach den uns vorliegenden  Informationen soll der DB AG ca. eine Milliarde Euro in Form einer Kapitalerhöhung zu Gute kommen. Darüber hinaus will der Bund nach diesen Informationen auf Teile der geplanten Dividendenzahlungen der DB AG verzichten. Das auf diese Weise zur Verfügung gestellte Kapital soll die DB AG dem Vernehmen nach investieren. Investitionsankündigungen eines Unternehmens – egal ob es sich um ein großes oder ein kleineres Unternehmen handelt – sind für sich genommen kartellrechtlich unbedenklich. Es ist aus wettbewerblicher Sicht zunächst einmal positiv zu bewerten, wenn ein Unternehmen sein Tätigkeitsfeld ausdehnen möchte. Auch ein marktstarkes Unternehmen oder gar ein Monopolist darf selbstverständlich investieren. Ordnungspolitisch wäre es zu begrüßen, auf eine wettbewerbsneutrale Ausgestaltung bei der Zweckbindung einer solchen „Kapitalspritze“ zu achten, insbesondere wenn sie letztlich aus Steuermitteln bestritten wird. Dies ist am ehesten sichergestellt, wenn die Deutsche Bahn AG in die Infrastruktur investiert, die allen schienengebundenen Verkehrsanbietern zugänglich ist.

Wann würde ggf. das Bundeskartellamt gegen die Pläne der Deutschen Bahn einschreiten? Wann lägen ggf. überhaupt Kartellverstöße vor?
Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt setzen sich fortlaufend dafür ein, die Wettbewerbsbedingungen auf der Schiene zu verbessern. So kommt das Kartellrecht ins Spiel, wenn etwa Hinweise auf verbotene Absprachen oder den Missbrauch von Marktmacht vorliegen. Erst Mitte dieses Jahres haben wir ein Verfahren gegen die Deutsche Bahn AG abgeschlossen. Ausgelöst durch unsere Ermittlungen, hat die DB Veränderungen im Ticketvertrieb vorgenommen, die dazu führen, dass es Wettbewerber nun leichter haben, ihre Tickets zu verkaufen. Außerdem müssten etwaige Übernahmen von anderen Unternehmen bei den Wettbewerbsbehörden zur Prüfung angemeldet werden.

Wettbewerb bedeutet, dass verschiedene Unternehmen um die Gunst ihrer Abnehmer konkurrieren. Wie schätzen Sie in diesem Zusammenhang den deutschen Mobilitätsmarkt grundsätzlich ein?
Natürlich ist die DB nach wie vor mit großem Abstand Marktführer auf den schienengebundenen Märkten. Man kann aber auch feststellen, dass es heute deutlich mehr Wettbewerb gibt als etwa noch vor zehn Jahren. Maßgebliche Gründe hierfür sind die Weiterentwicklung der Ausschreibungspraxis der Aufgabenträger, die den Wettbewerbsbahnen Chancen im Schienenpersonennahverkehr eingeräumt habe , die Liberalisierung des Fernbusmarktes mit den bekannten schnellen Ausbau eines Fernbuslinienverkehrs in Deutschland, aber auch die Aktivitäten der Kartell- und Regulierungsbehörden, beispielsweise das gerade erwähnte Missbrauchsverfahren des Bundeskartellamtes. Der rasante Erfolg der Fernbusanbieter bei den Endkunden zeigt den Kundenbedarf für dieses Verkehrsangebot. Die starke Konsolidierung und Konzentration in der Fernbus-Branche erfordert allerdings künftig eine genaue Beobachtung der weiteren Entwicklung.

 

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Rüdiger Grube
Vorstandsvorsitzender
Deutsche Bahn AG

Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG
Politik | Netze

Bahn holt sich Hilfe von Start-Ups

Stärkere Öffnung für Kooperationen statt ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Rüdiger Grube
Vorstandsvorsitzender
Deutsche Bahn AG

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Mareike Rauchhaus
Leiterin Presse/PR
nextbike GmbH

Mareike Rauchhaus, Leitung Marketing/PR nextbike GmbH
Datendienste | Politik

Bahn genauso intransparent wie Steuersystem

Warum das Rad-Verleihgeschäft der Bahn die ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Mareike Rauchhaus
Leiterin Presse/PR
nextbike GmbH

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Regina Rusch-Ziemba
Stellvertretende Vorsitzende
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)

Regina Rusch-Ziemba, Stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)
Politik | Netze

Service lässt sich nicht automatisieren

Wie die EVG dafür kämpft, dass qualifizierte ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Regina Rusch-Ziemba
Stellvertretende Vorsitzende
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.