Wie schätzen Sie die Zukunft der klassischen Kinowerbung vor dem Hintergrund der Digitalisierung ein?
Die Digitalisierung hat der klassischen Kinowerbung eine neue deutlich flexiblere Einsatzmöglichkeit beschert, die aber noch nicht in Gänze genutzt wird. War früher ein großer organisatorischer Vorlauf erforderlich, der kurzfristige Schaltungen erschwerte, ist nun durch die direkte und schnelle Aufnahme in die digitalen Playlist eine fast fernsehschnelle Schaltung möglich. Allerdings hat die Kinowerbung schon lange nicht mehr das Niveau, das es Mitte der 90er Jahre gab. Aber das tiefe Tal der Tränen der 0er-Jahre ist ebenfalls durchschritten, so dass nunmehr ein relativ stabiles Niveau erreicht wurde. Es befindet sich allerdings zwischen den beiden ökonomischen Extremen.
Hat die klassische Kinowerbung eine Chance gegen die zunehmende Zahl an Bewegtbild-Wettbewerber aus dem Bereich TV, Mediatheken und Streamer? Was sollten die Produzenten ggf. beachten?
Kinowerbung hat hinsichtlich der Erinnerungswerte und der Markenbildung bislang keinen wirklichen Konkurrenten. Allerdings sind die praktisch kostenlosen Schaltungen im Netz, wo auch lange Image-Spots wie von Edeka, die auch eine hohe künstlerische und emotionale Qualität haben, hervorragend performen, eine starke Konkurrenz. Eine Verbreitung in den sozialen Netzwerken kann kein klassisches Medium bieten. Allerdings sind Sound und optische Qualität im Kino bis auf weiteres unschlagbar.
Muss im Kino ggf. anders geworben werden als auf den anderen Plattformen, was könnte im Kino besonders gut funktionieren?
Kino eignet sich besonders für spektakuläre Aufnahmen aber auch für kleine Geschichten. Das ist zum Glück bei vielen Spots mittlerweile der Fall.
Haben die Kinos aktuell noch technischen Aufrüstungsbedarf oder sind sie bereit für die digitale Werbezukunft?
Die Frage nach einem Rückkanal oder einer Koppelung mit den Smartphones der Besucher ist sicherlich eine reizvolle Erweiterung, die aber mit den technischen Anforderungen (Empfang im Saal, Schutz vor Piraterie) und den Komforterwartungen der Besucher (ungestörte Vorstellung) kollidiert. Dennoch sehe ich hier noch Entwicklungspotential.