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Computerspielpreis darf nicht durch politische Einflussnahme zur Farce werden

Was die Games-Branche für Unterstützung braucht - und was nicht

Dr. Konstantin von Notz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Netzpolitik der grünen Bundestagsfraktion Quelle: Foto: von-notz.de Dr. Konstantin von Notz MdB Bündnis 90/Die Grünen für Schleswig-Holstein 17.04.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Die Bedeutung von Spielen in der Lebensrealität von Millionen von Menschen muss auch durch Unterstützung und Fördermaßnahmen zum Ausdruck kommen", sagt der grüne Digitalexperte Dr. Konstantin von Notz. Daher begrüßt er entsprechende Formulierungen in Koalitionsverträgen. "Auf die ersten konkreten Maßnahmen warten wir gespannt."







Die neue Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag die Games-Branche stärken und damit für angemessene Wettbewerbs-Bedingungen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sorgen. Wie groß ist der Nachteil für deutsche Unternehmen in diesem Bereich bislang?
Als Grüne haben wir uns sehr frühzeitig mit Computerspielen beschäftigt und waren die ersten, die einen Antrag im Bundestag vorgelegt haben, der die Bedeutung von Games als Kulturgut betont. Damals war die unsägliche „Killerspiel“-Debatte in vollem Gange. Heute besteht zum Glück weitgehend Einigkeit auf Seiten der Politik was die Bedeutung von Spielen und der Branche angeht – entsprechende Formulierungen in Koalitionsverträgen zeugen davon. Dennoch sehen wir weiteren Handlungsbedarf, um die Branche weiter zu unterstützen. Andere Länder, wie beispielsweise Frankreich, sind uns da tatsächlich weit voraus. Die Bedeutung von Spielen in der Lebensrealität von Millionen von Menschen muss auch durch Unterstützung und Fördermaßnahmen zum Ausdruck kommen. Wir begrüßen, dass die Bundesregierung sich darauf verständigt hat, sich verstärkt diesem Thema zu widmen. Auf die ersten konkreten Maßnahmen warten wir gespannt.

Um dieses Ziel zu erreichen, soll unter anderem der Deutsche Computerspielpreis weiterentwickelt werden. Was ist bei dem Preis aus Ihrer Sicht verbesserungswürdig?
Computerspiele sind Bestandteil des Lebens von Millionen Menschen. Schülerinnen und Schüler nutzen Spiele zum Lernen in den Schulen, Mittdreißiger zum abendlichen Entspannen und ältere Menschen halten sich mit ihnen fit. Die Anerkennung dieser gesellschaftlichen Realität durch einen eigenen Preis ist daher richtig und wichtig. Der Preis darf aber nicht durch die politische Einflussnahme zur Farce werden und an der Lebenswirklichkeit von Spielerinnen und Spielern vorbeigehen. Wir wollen die ehrliche und kritische Diskussion um Computerspiele voranbringen. Der Preis kann diese nicht ersetzen, sondern sollte sie voranbringen. Daneben bedarf es einer vielseitigen Forschung zum Thema Computerspiele und die Stärkung der Spiele- und Medienkompetenz der Bevölkerung. Denn Wissen ist auch hier der beste Schutz vor Missbrauch. Wir wollen Computerspiele mit Qualität und Kreativität. Dazu kann der Preis einen Beitrag leisten. Aber nur, wenn die Jury frei von machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen entscheiden kann.

Außerdem sollen die E-Sports aufgewertet werden. Was kann die Politik da tun?
Der E-Sport-Bereich wächst derzeit rasant und bildet professionelle Strukturen aus. Diese müssen weiter unterstützt werden – auch um Sinne klassischer Vereine, denen es heute oftmals an Nachwuchs mangelt. Die Möglichkeiten der Unterstützung sind vielfältig. Sie reichen von der erleichterten Visavergabe für internationale Spieler über geeignete Sportstätten bis zur wichtigen Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Die Frage, ob der E-Sport olympisch werden soll, halte ich für nachrangig und nicht entscheidend. Zunächst geht es um vermeintlich banale Fragen wie die der Anerkennung oftmals ehrenamtlichen Engagements. Letztendlich geht es hier auch um die Frage, ob man es nicht schafft, auch für klassische Sportvereine Brücken zu bauen und sie mit einzubeziehen. Eine grundsätzliche Offenheit für E-Sports, den heute Millionen von Menschen ausüben, könnte dem vielerorts zu beobachtenden Mitgliederschwund entgegenwirken.

Welche weiteren konkreten Maßnahmen würden Sie befürworten?
Ich denke und wünsche mir, dass die Grenzen zwischen Sport und E-Sport weiter verschwimmen. Es gibt mittlerweile einen hohen Organisationsgrad, es gibt Wettbewerbe, die Spieler versuchen sich in Vereinsstrukturen und in neu gegründeten Verbänden zu organisieren. Die Gamer, da bin ich mir sehr sicher, werden sich weiter professionalisieren und noch stärker organisieren, wie es in anderen Länder bereits selbstverständlich ist. Hierbei brauchen sie die nötige Unterstützung von Seiten der Politik. Ich bin optimistisch, dass das tatsächlich gelingt.

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