Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

DAB+ besser als Internetradio?

Warum Digitalradio sicherer, stabiler und kostengünstiger als Internetradio sein soll

Willi Schreiner, Geschäftsführer der DRD Digitalradio Deutschland GmbH Quelle: DRD Digitalradio Deutschland GmbH Willi Schreiner Geschäftsführer Digitalradio Deutschland 16.08.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Vor 5 Jahren begann die Einführung von DAB+ in Deutschland. Für Willi Schreiner, Geschäftsführer der DRD Digitalradio Deutschland, eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Denn DAB+ ist für den erfahrenen Radiomacher der sicherste Übertragungsweg mit einer stabilen und kostengünstigen Versorgung. Dennoch hat das Internetradio oft eine bessere Lobby, auch weil keiner einen konkreten UKW-Abschalttermin in den Mund nehmen will?







Vor 5 Jahren begann die Einführung von DAB+ in Deutschland. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?
Insgesamt sehr positiv, auch wenn man sich immer höhere Ziele steckt. Rückblickend kann dieser Sendestart in 2011 von DAB+ ähnlich bedeutend eingestuft werden, wie der Start von UKW vor 50 Jahren. Die Einführung von UKW wurde damals ähnlich heftig diskutiert und kritisiert, wie heute von wenigen noch DAB+.

Maßgeblichen Anteil an der Einführung von Digitalradio in Deutschland hat die „Initiative Digitalradio Deutschland“ durch ARD, Deutschlandradio, Media Broadcast und DRD Digitalradio Deutschland GmbH. Wie bewerten Sie die Arbeit des Gremiums und haben sich in den letzten 5 Jahren alle Ziele verwirklichen lassen?
Die Gründung und die Arbeit der Initiative waren einer der wichtigsten Schritte zu Einführung von DAB nun mit dem "+". Denn alle Marktteilnehmer haben sich einem Ziel verschrieben: Promotion und Marketing für Digitalradio DAB+. Alle haben ihren großen Teil dazu beigetragen.

Welche Aspekte hat die DRD Digitalradio Deutschland GmbH beigesteuert?
Zum einen haben wir Werbung auf den UKW-Sendern, in Zeitungen, Zeitschriften, Anzeigenblättern, Online-Portalen, Magazinen und im Kino im Wert von vielen Millionen Euro geleistet. Zum anderen, glaube ich, war unser wesentlichster Beitrag die starke Fokussierung auf den Geräte-Verkauf. Hier der Kontakt mit den Herstellern, aber insbesondere mit den Menschen am Point-of-Sale. Als privater Sender ist Verkauf einer unserer wesentlichen Aufgabenbereiche und deshalb war es selbstverständlich, dass wir hier unseren Schwerpunkt gesehen haben, die Promotoren und Kontakter inhaltlich zu begleiten und zu unterstützen.

In letzter Zeit melden sich auch kritische Stimmen zu Wort. Wie kann es gelingen, noch mehr regionale private Veranstalter ins Digitalradio zu überführen? Gibt es Überlegungen zu neuen Allianzen zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten?
Es melden sich nicht mehr kritische Stimmen zu Wort vor als 5 Jahren, ganz im Gegenteil, es sind weniger geworden. Und natürlich muss man auch den regionalen Veranstaltern Argumente liefern, warum sie auch dabei sein sollen. Es ist verständlich, wenn landesweite UKW-Sender ungern das Feld mit neuen Marktteilnehmern teilen wollen, und für die lokalen und regionalen Sender gibt es gerade in Bayern interessante Aspekte für eine Zusammenarbeit auf gemeinsamen Multiplexen. Hier arbeiten Bayerischer Rundfunk und BLM sehr konstruktiv zusammen und wenn man dem "Flurfunk" glauben kann, wird hier in den nächsten Wochen ein neues Konzept vorgestellt werden.

Um die Gunst der Radiohörer buhlt auch das Internetradio. Wie sollte der Umgang mit der Netzkonkurrenz aussehen und warum bleibt das terrestrische Radio künftig trotzdem unabdingbar?
Der hybride Ansatz, nämlich terrestrische Ausstrahlung plus Verbreitung im Netz ist für jeden Radioanbieter eine Selbstverständlichkeit. Aber der sicherste und der einzigartige Verbreitungsweg für jeden Radiosender ist eben die Terrestrik und zwar die Terrestrik für viele, nicht die Einzelverbindung im Internet, die noch dazu teurer ist. Gerade die schrecklichen Vorkommnisse in den letzten Wochen haben gezeigt, dass schnelle, seriöse Information unverzichtbar sind, außerdem ist es auch der sicherste Übertragungsweg. Hier bietet Digitalradio neue Möglichkeiten für eine stabile und kostengünstige Versorgung.

Handel und Endgeräteindustrie fordern immer lauter einen definitiven UKW-Abschalttermin. Wann wird im Sinne des Verbraucherschutzes ein Abschalttermin offen kommuniziert?
Das müssen Sie die Politiker fragen. Nach meinem Dafürhalten wir derzeit überhaupt nicht über einen Abschalttermin offen gesprochen, jeder will dieses Wort vermeiden, obwohl man weiß, dass es eigentlich offen diskutiert werden müsste.
Wahrscheinlich gehen wir den Weg wie in der Schweiz. Hier ergibt sich das Abschaltdatum aus der normativen Kraft des Faktischen: Alle Sender setzen auf DAB+, für viele ist UKW nicht mehr der zukünftige Weg in der terrestrischen Verbreitung, sondern die digitale Verbreitung, also via DAB+ und Internet, ersetzt die bisherige analoge Technik.

Wie sehen die weiteren Ausbaupläne für Digitalradio aus und wann werden die letzten weißen Flecken im DAB+ Sendernetz in Deutschland geschlossen?
Die Bedarfsanmeldung für einen zweiten Bundes-Mux wird hier sicherlich neue Akzente setzen. Wann die letzten weißen Flecken im DAB+ Sendernetz in Deutschland geschlossen werden, kann heute niemand voraussagen, es liegt an den Ländern, hier Initiative zu zeigen, es liegt auch an manchen Landesrundfunkanstalten eine schnellere Gangart einzulegen. Beispiele wie sie derzeit in Bayern konkret diskutiert werden, werden sicherlich ein Übriges tun, die digitale Terrestrik in Deutschland vernünftig auszubauen. Vielleicht realisieren auch andere Länder die Idee, dass öffentlich-rechtliche und private Anbieter aus wirtschaftlichen Gründen einen Multiplex gemeinsam nutzen. Wichtig ist jetzt der Abverkauf der Geräte, denn daran wird der Erfolg von Digitalradio gemessen werden.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Willi Steul
Intendant
Deutschlandradio

Dr. Willi Steul, Intendant Deutschlandradio
DAB+ | Politik

Die Front der Privaten bröckelt

Deutschlandradio-Intendant zieht Bilanz über 5 ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Willi Steul
Intendant
Deutschlandradio

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Sara Detzel
Marketing Consultant
GfK

Sara Detzel, Marketing Consultant bei der GfK

DAB+ hat die 3-Millionen-Marke geknackt

GfK veröffentlicht neue ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Sara Detzel
Marketing Consultant
GfK

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Rainer Vogt
Head of Broadcast Sales
KATHREIN

Rainer Vogt, Head of Broadcast Sales - Regional Sales Europe & Middle East Project Engineer
ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.