„Die Wucht des Wandels – In neuen Systemen leben“, so lautet der Leitspruch des diesjährigen Medientreffpunkt Mitteldeutschland. Mit welchen inhaltlichen und technischen Innovationen aber auch mit welchen Wertevorstellungen will der MDR auf den dynamischen Wandel unserer digitalen Mediengesellschaft reagieren?
Unser Ziel ist es, die Menschen auf allen Wegen mit zuverlässigen Informationen zu versorgen. Damit einher geht die Anpassung an das veränderte Mediennutzungsverhalten unseres MDR-Publikums. Wir möchten auch in Zukunft sicherstellen, dass uns unsere Hörer, Zuschauer und Nutzer jederzeit, überall und auf jedem geeigneten Gerät empfangen können. Dies funktioniert aber nur, indem wir „digitales Denken“ befördern und unsere moderne und vernetzte Produktionsinfrastruktur entsprechend anpassen. Daran arbeiten wir derzeit sehr intensiv.
Es ist kein Geheimnis, dass die traditionelle Fernseh- und Radionutzung durch technologische Entwicklungen bereichert wird. Durch die Anbindung des Fernsehers an das Internet ist neben dem linearen Fernsehkonsum zusätzlich die Nutzung von Internetdiensten (Web-Browser, TV-Apps, VoD), von internetbasierten Zusatzangeboten (Stichwort HbbTV) sowie die Konnektivität zu anderen Geräten im Haushalt wie Smartphones möglich.
Dieser Prozess wird durch eine rasant gewachsene Bedeutung der sozialen Netzwerke als Kommunikations- und Medienplattform begleitet, auf die wir als MDR selbstverständlich reagieren. Deshalb sind wir auch hier aktiv und entwickeln für unsere Nutzer programmbegleitende und serviceorientierte Applikationen.
Technologiepolitisch spannend, ist die weitere Entwicklung digitaler Radioübertragungswege. Wir froh sind Sie darüber, dass jetzt eine Europäische Digitalradio Allianz ihre Arbeit aufgenommen hat, um die Digitalisierung des Radios im großen Stil voranzutreiben?
Die ARD ist Teil dieser Allianz, deren Gründung wir sehr begrüßen, weil sie der europäischen Dimension dieses Themas Rechnung trägt. Digitalradio verzeichnet seit dem Neustart 2011 jedes Jahr deutlich zweistellige Zuwachsraten. Es gibt keine andere Radio-Technologie mit dieser dynamischen Entwicklung.
Wir sind zuversichtlich, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Dafür sprechen die Zahlen der verkauften Endgeräte. Die technischen Vorzüge des Digitalradios sind bekannt – wir reden hier vom rauschfreien Empfang, der besseren Tonqualität und den Zusatzinformationen. Inhaltlich ist das Angebot heute schon vielfältiger als auf UKW, weil mit DAB+ die Frequenzknappheit im UKW-Bereich überwunden wird.
Auf nationaler Ebene soll das Digitalradio-Board der Bundesregierung den Weg hin zum digitalen Radio beschleunigen. Welche maßgeblichen Impulse erhoffen Sie sich von dort für das Radio der Zukunft?
Voraussetzung für die Erreichbarkeit einer breiten Öffentlichkeit und den Erfolg von DAB+ ist eine gemeinsame einheitliche Vorgehensweise. Dies erfordert ein aufeinander abgestimmtes Handeln der unterschiedlichen Marktteilnehmer unter Leitung durch die Länder, medienrechtlicher Bedarfsträger und den Bund. Um dies zu organisieren, ist eine effiziente Struktureinheit erforderlich. Wir begrüßen es sehr, dass das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hier den Anstoß zur Bildung eines solchen Digitalradioboards gegeben hat.
Die Mitglieder dieses Boards, zu denen neben der ARD und Deutschlandradio unter anderem auch die privaten Programmveranstalter gehören, erarbeiten gemeinsam eine für Deutschland verbindliche Roadmap für den Übergang auf die digitale Hörfunkversorgung. Die Roadmap beinhaltet ein abgestimmtes mehrstufiges Verfahren, bestehend aus einer Ausbau- und Migrationsphase, die dafür erforderlichen Maßnahmen und Zuständigkeiten sowie Entscheidungskriterien. Im Rahmen der Ausbauphase soll hauptsächlich die Bekanntheit von DAB+ gesteigert werden; in der Migrationsphase geht es um den erfolgreichen Abschluss der Überführung des Hörfunks in die digitale Welt.
Mit dem Übergang von DVB-T auf DVB-T2 soll jetzt auch die Erfolgsgeschichte des terrestrischen Digitalfernsehens in Mitteldeutschland fortgeschrieben werden. Welchen Stellenwert hat für den MDR das neue DVB-T2-Fernsehen?
Mit der Einführung von DVB-T2 verbinden wir den Wunsch, dass die Fernseh-Terrestrik eine erfolgreiche Zukunft haben wird. Wir sind überzeugt, damit die richtige Weichenstellung vorgenommen zu haben. In Zukunft wird es auch in Mitteldeutschland ein qualitativ hochwertiges Angebot über die Fernseh-Terrestrik geben. Und es wird vielfältiger: Neben den Programmen der öffentlichen-rechtlichen Anbieter, also auch ARD, ZDF und MDR, wird es nun in Mitteldeutschland ebenso möglich sein, die Programme reichweitenstarker kommerzieller Anbieter zu empfangen.
Vorbehaltlich der erfolgreichen Umsetzung noch anstehender Tests werden wir das MDR FERNSEHEN in1080p50/Full-HD, also mit deutlich besserer Qualität, ausstrahlen. Außerdem werden wir über HbbTV auch Zugriff auf unsere Zusatzdienste und nicht-lineare Angebote ermöglichen. Der Vorteil von DVB-T2 besteht darüber hinaus in den deutlich geringeren Verbreitungskosten im Vergleich zu DVB-T.
Ab wann wird es die Programme des MDR auch über DVB-T2 geben und inwieweit ist der MDR heute schon in die Marketingkampagnen für das neue Antennenfernsehen involviert?
Als ARD arbeiten wir mit an einem runden Tisch, der von den Landesmedienanstalten geleitet wird. Im Rahmen dessen haben sich die Marktteilnehmer auf ein für alle tragbares Umstellungsszenario verständigt.
Für den MDR bedeutet das, dass die Einführung von DVB-T2 HD am 29. März 2017 startet. Umgestellt werden zu diesem Zeitpunkt die Standorte Leipzig, Halle, Magdeburg, Wittenberg, Brocken und Jena. Die weitere Umstellung auf DVB-T2 HD im MDR-Sendegebiet erfolgt sukzessive und soll nach derzeitiger Planung Anfang 2019 abgeschlossen sein.