In den USA boomt das Angebot für Audio-OnDemand. Wie erklären Sie sich diese Erfolgsgeschichte, was macht Podcasts so interessant?
Das ist sicherlich in weiten Teilen dem amerikanischen Medienmarkt geschuldet. Podcasts ermöglichen den Zugriff auf Informationen, die so nicht mehr vermittelt werden. Viele große amerikanische Städte verfügen nicht mehr über lokale Medien für die Informationsvermittlung.
In Europa und in Deutschland dagegen ist der Erfolg noch vergleichsweise gering. Hat hier das öffentlich-rechtliche und private Radio zu viel Macht?
Das ist sicherlich keine Frage einer vermeintlichen Macht von öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk, sondern liegt in den Unterschieden zum Beispiel zu den USA begründet: Bei uns fristet der öffentlich-rechtliche Rundfunk kein Nischendasein und private Sender sind nicht so extrem durchformiert. Im dualen Rundfunksystem sorgt in Deutschland der öffentlich-rechtliche Rundfunk gemeinsam mit den Privaten für eine umfassende Versorgung der Bürger mit Qualitätsjournalismus durch Information, Wissen und Unterhaltung. Zudem gibt es insbesondere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Sendestrecken, auf denen Inhalte nicht nur zu aktuellen Themen umfassend aufbereitet werden. Zudem gibt es ja auch von den deutschen Anbietern ein großes Angebot an Audio-Podcasts. Das ist nicht nur wegen der Datentarife beispielsweise von Mobilfunkanbietern eine immer spannendere Alternative zu Video-Podcasts. Wettbewerb ist da prima – es muss aber auch unterscheidbar sein, was Journalismus ist und was nicht.
Welche Entwicklung prophezeien Sie dem deutschen Markt auch im Hinblick auf den wachsenden Erfolg von Streamingangeboten?
Die Verbreitung von Smartphones und anderen Geräten für den mobilen Empfang haben natürlich wesentlichen Anteil am Erfolg der Streamingangebote. Dazu kommt dann noch die Unabhängigkeit von festgelegten Sendeplänen und -plätzen. Streamingangebote nehmen bereits jetzt einen wichtigen Platz im Medienangebot in Deutschland ein, allerdings steht bisher der Empfang von Musik und Filmen im Vordergrund, nicht so sehr die Informationsvermittlung. Insbesondere im fiktionalen Bereich ist das Streaming ja auch zu einer echten Konkurrenz für die klassischen Medienanbieter geworden. Diese testen ja gerade auch viel aus, um hier entsprechende Angebote anbieten zu können. Es geht ja um Reichweite und damit um Erlöse. Spannend wird es zu beobachten, ob und wie Streamingdienste für Journalistinnen und Journalisten als Vertriebsplattform interessant werden: Wo für gute Arbeit nicht auch gut bezahlt wird, kann Journalismus nicht funktionieren.
Über welches Rüstzeug müssen Journalisten verfügen, um erfolgreich auf dem Podcast-Markt zu sein? Welche Empfehlungen hat ggf. der DJV, was sollten Journalistinnen und Journalisten juristisch und inhaltlich beachten?
Die presserechtlichen und ethischen Standards sind zu beachten. Professionalität ist aber nicht nur ein Thema bei den Inhalten, sondern auch bei der „Sendequalität“. Um Erfolg auf dem Podcast-Markt zu haben, muss man Technik beherrschen. Das ist gleichzeitig in Warnsignal an etablierte Sender: Wenn die ihren redaktionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine anständigen Gehälter oder Honorare mehr zahlen, gibt es heute viel schneller die Möglichkeit, eigene Produktionen zu erstellen und zu vermarkten. Mittelfristig wird es deshalb aus meiner Sicht einen Kampf um die besten journalistischen Köpfe geben.