Das Digitalradio-Board beim BMVI hat eine Roadmap für die Transformation der Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter entworfen. Das Papier enthält ein Maßnahmenbündel aber keine verbindlichen Termine. Wo sehen Sie Deutschland auf dem Weg zur Hörfunk-Digitalisierung?
Es geht in die richtige Richtung. Es sind acht Maßnahmen aufgeführt. Aber ja, die Roadmap, der mit Ausnahme des VPRT alle beteiligten Interessenten zugestimmt haben, enthält kein UKW-Abschaltdatum. Es gibt noch kein Switchover wie in Norwegen, oder wie er in der Schweiz festgelegt ist. In der jetzigen Phase wären wir zu keinem Abschaltdatum gekommen, es ist zu früh. Ich war zwar derjenige, der immer wieder ein Datum angemahnt hat. Ich wollte damit die gesamte Diskussion anschieben. Ich habe durchaus bewusst provoziert. Jetzt haben wir die „Roadmap“ und das ist ein wichtiger Meilenstein. Dabei bin ich mir sicher, dass in absehbarer Zeit auch über ein Abschaltdatum diskutiert wird.
Eine der zentralen Maßnahmen ist die Smart-Radio-Regelung, nach der künftig alle Hörfunkempfangsgeräte mindestens eine digitale Schnittstelle enthalten soll. Was halten Sie von diesem Vorschlag?
Jedes Gerät, das zum Rundfunkempfang taugt, soll eine digitale Schnittstelle enthalten. Ein Smartphone etwa verfügt ja schon über eine solche Schnittstelle, damit kann man schon Radio hören – über das Internet. Natürlich ist bei der Regelung der DAB+-Chip mitgedacht. Der Vorteil von DAB+-Chips in Smartphones und anderen Empfangsgeräten ist, dass Sie kostenlos Radio hören können – ohne Internetzugang und ohne etwa Ihr Datenvolumen zu belasten. Die vorliegende Regelung war die erreichbare. Ich persönlich hätte mir eine Festlegung auf DAB+ gewünscht, aber man kann nicht alles haben. Die Regelung ist dennoch ein außerordentlich wichtiger Schritt.
UKW-Frequenzen, die öffentlich-rechtliche Anbieter nicht mehr nutzen, sollen nicht mehr zur Verfügung stehen. Wie bewerten Sie diese Maßnahme?
Sie ist zentral. Stellen Sie sich vor: das Deutschlandradio erreicht de facto Ende dieses Jahres eine 96- bis 98-prozentige Netzabdeckung mit DAB+ in ganz Deutschland. Das ist weit mehr, als wir mit unseren UKW-Frequenzen haben. Potenziell könnten wir auf die UKW-Verbreitung verzichten und das Programm nur über DAB+ und das Internet verbreiten. Wenn die UKW-Frequenzen dann an Mitbewerber gehen, habe ich mir doch ins Knie geschossen. Denn noch ist die Nutzung von DAB+ nicht soweit, dass mit der Übernahme alter UKW-Frequenzen durch andere der Markt nicht durcheinanderkäme. Die Regelung in der Roadmap ist absolut notwendig. Wenn wie vorgesehen hier und da eine Frequenz an ein bestehendes Programm mit Netzlücken vergeben wird, kann man damit leben. Aber wir können doch nicht einseitig auf eine Verbreitung verzichten und damit Mitbewerber stärken. Es gibt in Deutschland eine Situation mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern. Das sollte so bleiben.
Breitband-Internet und DAB+-Infrastruktur sollen ausgebaut werden. Wie ist der Stand in Deutschland?
Für die Verbreitung von Deutschlandradio mit DAB+ haben wir die vollständige Netzabdeckung Ende 2017 oder spätestens 2019 tatsächlich erreicht. Das gilt aber nicht für alle regionalen Multiplexe, das wird noch ein bisschen dauern. Darin liegt ein Problem. Man kann für DAB+ nicht wirklich überzeugend werben, wenn der Verbraucher in einem entlegeneren Gebiet dann ein Gerät kauft, mit dem er nichts empfängt. Wir brauchen einen guten Ausbau der Netze – dann wirkt das Marketing und die Nutzer werden die Vorteile von DAB+ entdecken. Der Ausbau der Netzes ist herausragend wichtig.