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Das Autoradio geht ins Web

Werden UKW und DAB+ von neuen Internet-Markenradios verdrängt?

Dirk Hildebrand, Redaktionsleiter "radioEXPERTEN GmbH" Quelle: Katja Schildheuer Dirk Hildebrand Redaktionsleiter radioEXPERTEN GmbH 24.10.2017
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Alexander Hiller
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"Ich persönlich habe den Hype um DAB+ nie vertsanden. Webbasierte Empfangstechnologien haben sich doch schon in zahlreichen anderen Lebensbereichen durchgesetzt und dass ein Konzern wie Tesla auf webbasierte Lösungen baut, bestätigt meine Annahme." Das sagt Dirk Hildebrand, Redaktionsleiter "radioEXPERTEN GmbH". "Ich denke, das ist ganz klar ein Trend und Tesla wird auch nicht das einzige Unternehmen bleiben, dass den autofahrenden bzw. autonom fahrenden Hörer als Zielgruppe gewinnen will."







Der US-Autobauer Tesla hat angekündigt, ein eigenes Markenradio als Musikstreamingdienst starten zu wollen. Für wie attraktiv halten Sie solche individualisierten Angebote?  
Die große Herausforderung wird bei solchen Audioangeboten sein, nicht nur der eigenen kommerziellen Werbestrategie, sondern auch dem Anspruch des Hörers gerecht zu werden. Natürlich will Tesla in erster Linie mit einem Markenradio auch zu gegebener Zeit Geld verdienen, so wie es die anderen neuen Player im Radiomarkt auf den Flipcharts der Welt auch notiert haben. Das funktioniert aber nur mit Reichweite! Abrufbarer Audiocontent, individualisierte Musik, Sprachsteuerung und eine auf das Autofahren abgestimmte Nutzungssoftware sind da die Schlüssel zum Glück. Ich persönlich glaube auch, dass ein Markenradio nur mit Wortanteil und professionellen Menschen hinter dem Mikrofon funktioniert - Musik allein ist dem klassischen Radiohörer bzw. Audiocontent-Nutzer nicht genug! Fazit: Individualisierte Angebote sind vielversprechend, aber nur mit herausragender und individueller Qualität. 

Die ersten Fahrzeuge des neuen Tesla-Massenmodells 3 verfügen über keinen terrestrischen Radioempfänger mehr (UKW/DAB+) sondern nur noch über webbasierte Empfangstechnologien. Trend oder Ausnahme? Welche Rolle spielt die Terrestrik künftig - auch im Hinblick auf den massiven Ausbau von DAB+? Ist das bedarfsgerecht?
Ich persönlich habe den Hype um DAB+ nie vertsanden. Webbasierte Empfangstechnologien haben sich doch schon in zahlreichen anderen Lebensbereichen durchgesetzt und dass ein Konzern wie Tesla auf webbasierte Lösungen baut, bestätigt meine Annahme. Ich denke, das ist ganz klar ein Trend und Tesla wird auch nicht das einzige Unternehmen bleiben, dass den autofahrenden bzw. autonom fahrenden Hörer als Zielgruppe gewinnen will. Warum sollten z.B. Apple oder Amazon auf DAB+ setzen, wenn die LTE-fähigen Iphones dieser Welt sämtliche Inhalte dieser Welt schon jetzt auf den Bordcomputer dublizieren können. Wenn sich die Bedienbarkeit der Betriebssysteme von Navigationssystemen und Co.in Zukunft verbessert, wird das vermutlich ein Selbstläufer.

Welche Auswirkungen haben individualisierte Markenradios andererseits auf die klassischen Radiomacher und Inhalteanbieter? Sind beispielsweise reine Musikradios angesichts der neuen Konkurrenz überhaupt überlebensfähig – was kann klassisches Radio ggf. besser?
Sie sind Konkurrent und Auftraggeber! Mehr Angebot bedeutet mehr Möglichkeiten für den Hörer; somit werden in Zukunft für das klassische Radio sinkende Verweildauern die Folge sein. Inhalteanbieter werden wiederum für Markenradios interessant, sobald diese sich entscheiden, nicht nur Musik anzubieten. Was, wenn ein Nutzer individualisierte Möglichkeiten hätte? Möchten Sie Comedy hören? Interessiert Sie außer Motorsport noch etwas? Welchen Musikgeschmack haben Sie? Die Antworten auf diese Fragen müssen mit Ausnahme der Musik als Audiocontent produziert werden und dafür sind Radiomacher und Inhalteanbieter ideal geeignet. Das klassische Radio muss sich JETZT neu erfinden und in Zukunft auf Erfahrung und Emotionalität setzen. Wenn wir mal beim Autofahrer bleiben, möchte doch niemand mehr Musik, Gewinnspiele oder Themen hören, die ihn eigentlich gar nicht interessieren!

Wie steht es um die Werberelevanz individualisierter Radios?
Ich glaube, dass niemand das Ausmaß der Möglichkeiten von individualisierten Radioanbietern schon jetzt erahnen kann. Der Trend geht zu Werbemaßnahmen, die keine Streuverluste mehr haben. Am Beispiel des Teslafahrers und einem Markenradio in neuen Modellen sieht man eine Zielgruppe, die klar definiert ist und man somit lange nicht die Reichweiten benötigt, die ein klassischer Radiosender braucht. Bei einem webbasierten Angebot kann z.B. die Möglichkeit der Standortbestimmung eine herausragende Rolle in Bezug auf lokale Werbetreibende spielen. Autonomes Fahren und Sprachsteuerung kann EInkäufe während einer Fahrt ermöglichen. An der E-Tankstelle wird auf den 100 Meter entfernten Uhrenmacher hingewiesen - zugegebener Maßen ist das Gedankenspielerei, aber auch nicht an den Haaren herbeigezogen. Ich denke individualisierte Radios haben hohe Werberelevanz mit vergleichsweise geringen Reichweiten, wenn der Hörer mit dem Programm zufrieden ist und bleibt.

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