Vier Vertreter der deutschen Rundfunklandschaft stellten sich beim 16. Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig der Frage, warum es trotz verändertem Nutzungsverhalten der Hörer bislang keinen endgültigen Abschalttermin für analoge Übertragungsweisen im Radio gibt.
Willi Schreiner, Geschäftsführer der Digitalradio Deutschland GmbH, kritisierte, dass es mit DAB+ nicht schneller voranginge, weil vor allem „die Platzhirsche ihre Rolle nicht abgeben wollen“. Er warnte davor, dasselbe zu erleben wie die Zeitungsverleger, von denen manche den digitalen Umstieg verschlafen hätten. Um den Umstieg beim Radio zu beschleunigen schlug er vor, dass frei werdende UKW-Frequenzen nicht neu vergeben werden dürften. Zugleich appellierte er an die Politik. Diese müsse die nötigen Rahmenbedingungen schaffen und erkennen, dass eine digitale Infrastruktur auch für das Radio nötig sei.
Auch Dr. Chris Weck vom Deutschlandradio hielt politische Unterstützung für das A und O. Er sei zudem zuversichtlich, dass man zukünftig gemeinsam mit der ARD vorankommen werde. Die Vorteile von DAB+ sehe er in „einer viel besseren Genauigkeit“, beispielsweise bei Verkehrsinformationen. „Die Nutzer möchten ein System, das funktioniert“, doch bis in Deutschland jeder ein digitaltaugliches Radio besäße, könnten noch 10 Jahre vergehen. Spätestens 2025 solle UKW endgültig abgeschaltet werden, denn je schneller der Umstieg geschehe, umso höher wäre auch die Ersparnis für die Betreiber.
Martin Heine, Direktor der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, glaubte nicht an die Verbindlichkeit von Abschaltterminen. Die Politik „höre leider nicht so richtig“, dass Handlungsbedarf besteht. Und das, obwohl Reichweitererhebungen den beschrittenen Weg bestätigen würden. Einen Simulcastbetrieb sehe er momentan „als dringend erforderlich“ an.
Dr. Michael Rombach, Produktionsdirektor des NDR, sah die Zukunft definitiv in DAB+. Im Sinne der Nutzer sei es beim Umstieg aber wichtig, „keine Brüche, sondern Rampen“ zu produzieren. Darüber hinaus riet er den Programmveranstaltern, der kommenden Programmvielfalt „mit Gelassenheit und Selbstbewusstsein“ zu begegnen. Auch die Vorgaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) sieht er gelassen. Die KEF begleite die Sender zwar kritisch konstruktiv, aber „treibt uns nicht vor sich her“. So werde man den Umstieg „in einer föderalen Struktur hinbekommen“.
Prof. Dr. Stephan Ory, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk, der die Runde moderierte, lobte den Charakter der Diskussion, die „ohne Kettenhemd und Blechrüstung“ ausgekommen wäre. Noch aber sei der Begriff der Abschaltung ein „Unwort“ in der Medienlandschaft. Es dürfe in den Diskussionen aber kein Entweder-oder geben, da man differenziert an das Thema herangehen müsse.