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Bericht

Debatte über die Zukunft von DAB spaltet die Branche

Welche Technologie wird künftig Radio übertragen?

Endgeräte zum Radioempfang Quelle: Verein Digital Radio Mitteldeutschland 31.12.2007

Als Mitte der Neunziger Jahre die ersten Pilotprojekte für DAB in Deutschland starteten, hing der digitale Himmel voller Geigen. Jedermann feierte den Standard als technische Revolution. Mittlerweile jedoch sind die großen Hoffnungen längst der Realität gewichen.

Heute scheiden sich die Geister an Digital Radio (DAB). Während die einen an dessen Potential glauben, verdammen ihn die anderen als Wurzel allen Übels. „Leider ist DAB ein Synonym für den gescheiterten Versuch, Digitalradio in Deutschland einzuführen“, so das Urteil von Boris Lochthofen, Sprecher der Regiocast. In seinem aktuellen Papier „Radio3 - Der Weg in eine neue Dimension des Hörfunks“ sieht Regiocast zwei Standards für den digitalen Hörfunk im Band III und im L-Band, nämlich DMB und DAB+. Nur hiermit könne die notwendige Vielfalt von Programmen erreicht werden. Im Rahmen der DAB-Systemfamilie können in einem Multiplex gleichzeitig Programme mit DAB, DAB+ und DMB verbreitet werden. Die Medienanstalten müssen dies bei ihren Ausschreibungen und Zuweisungen berücksichtigen, empfiehlt Regiocast.

Seit Jahren kritisch zu DAB äußern sich zudem diverse Rechnungshöfe und der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT). Auch die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) scheint DAB für ein Auslaufmodell zu halten. Vermuten lässt dies zumindest ihre Entscheidung, den Öffentlich-Rechtlichen die Mittel für Digital Radio entscheidend zu kürzen.

Befürwortet wird das Modell der DAB-Systemfamilie von Seiten der Öffentlich-Rechtlichen sowie von einigen privaten Programmveranstaltern. In der „Mainzer Erklärung“ haben sich ARD, Deutschlandfunk und die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) darüber geeinigt, dass die digitale Übertragung von Radio, ergänzenden Texten, Bildern und Videos künftig vorrangig auf Frequenzen im Band III, die der Bundesrepublik bei der Wellenkonferenz 2006 zugewiesen wurden, realisiert werden sollen. Schon 2009 sollen neue und bestehende Programme im weiterentwickelten Standard DAB+/DMB empfangbar sein. Kritisch betrachtet die ARD die aktuelle DAB-Situation. So heißt es etwa in der ARD-Digitalstrategie: „Bisher ist der DAB-Empfang innerhalb von Gebäuden oft noch unzureichend. Außerdem haben der fehlende Mehrwert für den Kunden in Form neuer Programmangebote sowie die ungenügende Verfügbarkeit preisgünstiger Empfangsgeräte verhindert, dass sich DAB durchsetzen konnte.“

Und doch setzen Andere fest auf das klassische DAB. Vor allem die Automobilindustrie verspricht sich eine rosige Zukunft für den Standard. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) bezeichnet DAB in seinem Jahresbericht 2007 gar als Quantensprung in der Qualität der Versorgung des Autofahrers, besonders im Segment der Verkehrsinformation. Unterstützung findet die Automobilindustrie auch beim ADAC. DAB biete neue Möglichkeiten, innovative Mobilitätsdienste kostengünstig und zuverlässig in Fahrzeuge zu übertragen, erklärt Johann Nowicki, Fachreferent für Verbraucherschutz Elektronische Systeme beim ADAC.

Einen starken Verfechter hat DAB und die weiterentwickelten Standards auch in der Initiative Marketing Digital Radio (IMDR). „Wir waren immer davon überzeugt, dass die DAB-Systemfamilie die einzige digitale Technologieplattform ist, welche alle Bedarfe des Hörfunks erfüllt“, erklärt Thomas Melzer, Sprecher der IMDR. Bestätigt fühle man sich vor allem durch die „Mainzer Erklärung“ sowie durch die DAB-Sendeleistungserhöhung in Bayern.

Auch die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) bricht in ihren, Mitte November verabschiedeten, Leitlinien zur künftigen Hörfunklandschaft in Deutschland eine Lanze für Digital Radio. In dem Papier stellt sie klar, dass sich für die digitale terrestrische Verbreitung von Radioprogrammen die DAB-Systemfamilie am besten eigne.

Doch selbst DAB+ und DMB gehen Einigen nicht weit genug. Sie setzen entweder auf alternative Übertragungstechniken wie HD-Radio beziehungsweise DRM+ oder plädieren für die Durchsetzung gleich mehrerer Standards. „RTL Radio will mit seinen Angeboten künftig auf allen digitalen Plattformen vertreten sein“, erklärte etwa Gert Zimmer, Geschäftsführer RTL Radio Deutschland.

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