Am 29. März beginnt der Regelbetrieb von DVB-T2. Wie gut sind nach Ihrer Einschätzung die Verbraucher aktuell informiert? Gibt es ggf. noch Kommunikationsbedarf in den letzten Tagen vorm Start?
Unserer Wahrnehmung nach sind die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher gut informiert und vorbereitet. Bei uns gibt es kaum noch Nachfragen zu dem Thema. Auch nach einer aktuellen repräsentativen Umfrage im Zeitraum vom 14.2. bis 8.3.2017 telefonisch bei über 2.000 Personen durch Kantar TNS im Auftrag der Initiative DVB-T2 HD ist die Umstellung bei bereits 84 Prozent aller DVB-T-Nutzer (inklusive der Nutzer die die Empfangsart für Zweit- und Drittgeräte nutzen) bekannt. Bei den Zuschauern, die ausschließlich DVB-T nutzen, liegt die Bekanntheit sogar bei 94 Prozent.
Wurden nach Ihrer Einschätzung in Ihrem Bundesland die Verbraucher und der Handel von den Sendernetzbetreibern und den Programmanbietern unabhängig und gut informiert?
Teils, teils. Einzelne Verbraucher berichteten uns, dass Ihnen im Handel gleich ein neuer Fernseher als Lösung präsentiert wurde oder aber sie Probleme mit den neuen Set-Top-Boxen bzw. deren Bedienungsanleitungen hatten.
Negativbeispiel: Im Januar gab es in Bremen und um zu Beschwerden über Vodafone Kabel Deutschland GmbH, die offenbar massenhaft namentlich adressierte Werbepostkarten und Werbebriefe verschickt und unter Fristsetzung zum 28. Februar zu einem Anruf auffordert. Mit fett gedruckten Hinweisen wie "Wichtige Information – An Ihrer Adresse gibt es eine wichtige Neuerung der Telefon- und Internettechnologie" oder "DVB-T-Abschaltung erfordert die Umstellung auf moderne TV-Versorgung" und "Wichtige Hinweise zu Anschlussdiensten in Ihrem Gebäude" wird versucht, Verbraucher zu einem Anruf bei Vodafone Kabel Deutschland zu verleiten. Besonders dreist: Mit Stempelaufdrucken, wie "Wiederholter Zustellversuch" wird eine besondere Wichtigkeit des Briefes bzw. der Postkarte vermittelt, die dem Schreiben keinesfalls zukommt.
Positivbeispiel: Die Landesmedienanstalt hat mit der Verbraucherzentrale Bremen zusammen informiert und die Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt: Alle, die bisher den Empfang über eine Antenne (DVB-T) genutzt haben, können sich neu entscheiden. Entweder sie wechseln auf Kabel- oder Satellitenempfang oder sie müssen sich ein neues Empfangsgerät anschaffen.
Markbeobachtungen haben ergeben, dass die Kommunikation am Point of Sale für die Enderbraucher durchaus verwirrend ist -- auch aufgrund der flächendeckenden Werbebotschaften von Freenet TV, die nicht von DVB-T2 sprechen, sondern von Freenet-TV. Die öffentlich-rechtlichen Programmanbieter werben wiederum mit DVB-T2 und erwähnen nicht das Freenet-TV. Wie soll jetzt der Verbraucher, wissen, welches Geräte er für welche Programme kaufen muss und wofür er was ggf. bezahlen muss? Müssten hier stärker marktunabhängige Informationen eingesetzt werden auch nach dem Start am 29. März?
Vor allem die unterschiedlichen und eher technischen Begriffe sind unglücklich gewählt für die Kommunikation. Kaum ein Verbraucher versteht was DVB-T2 HD heißen soll. Solch eher technische Begriffe sind für eine transparente Kommunikation ggü. Endverbrauchern eher hinderlich. Bei uns haben sich Verbraucher auch über den Begriff Freenet TV für ein künftig kostenpflichtiges Fernsehangebot geärgert und empfanden diesen als täuschend. Es gibt allgemeine Informationen über www.dvb-t2hd.de, aber ob diese auch stark genutzt werden, kann ich nicht beurteilen.