13 Unternehmen aus den Bereichen Energy, Transport und Industrie haben sich in einer Initiative „Hydrogen Council“ zusammengeschlossen, um die Wasserstofftechnologie als Energieträger zu nutzen. Was halten Sie von dieser Initiative?
Grundsätzlich befürworte ich alle Initiativen, die die Wasserstofftechnologie voranbringen. In diesem Fall muss aber genau hingeschaut werden, wer da was will. Ich denke schon, dass die Mehrheit der an diesem Hydrogen Council beteiligten Unternehmen Wasserstoff promoten möchte. Ich bin aber auch sicher, dass es hier Unterschiede gibt, wie sehr einige Firmenlenker dieses Thema pushen. Bei den asiatischen Konzernen habe ich keine Bedenken. Die wollen und müssen wirklich schnell Erfolge vorweisen. Selbst europäische Gaseunternehmen haben ein eigenes Interesse, sich einen neuen Markt zu erschließen. Aber insbesondere die deutschen Automobilhersteller fahren immer noch mit angezogener Handbremse. Sie wollen zwar einen Fuß in der Tür haben, um gewappnet zu sein, wenn die Verkehrswende kommt, aber sie trauen sich derzeit noch nicht, ihren Aktionären einen grundlegenden Technologiewechsel zuzumuten. Ein Beleg hierfür ist, dass bei diesen Unternehmen nicht die Firmenbosse selbst vor Ort zur Unterzeichnung anwesend waren. Da hilft es auch nicht wirklich, dass Daimler im Herbst 2017 mit dem GLC F-CELL eine Kleinserie eines Brennstoffzellenautos rausbringt. Sowohl in Stuttgart als auch bei BMW in München rechnet man erst Mitte des nächsten Jahrzehnts mit der Kommerzialisierung dieser Technik.
Ist der Wasserstoff-Antrieb der bessere Elektro-Antrieb? Welche Vor- und Nachteile hat die Wasserstofftechnologie?
Was wirklich besser ist, wird die Zukunft zeigen. Darum geht es aber eigentlich gar nicht. Je nach Anwendungsspektrum können Brennstoffzellen- oder rein batteriebetriebene Fahrzeuge geeignet sein. Derzeit sind Batterieautos eher für Kurzstrecken oder Verteildienste konzipiert, während Brennstoffzellenautos auch längere Strecken zurücklegen können und in der Regel deswegen auch größer sind. Wasserstoff lässt sich in drei Minuten tanken, während sich die Dauer zur Schnellladung von Akkus zwar schon wesentlich verkürzt hat, aber immer noch 20 Minuten beträgt. Leider ist Wasserstoff derzeit nicht finanziell reizvoll – weder der Kraftstoff noch die Autos. Hier muss sich noch was tun.
Wie realistisch ist es, schnell eine Wasserstoff-Ladeinfrastruktur aufzubauen?
Das ist hierzulande derzeit tatsächlich eher unrealistisch, aber nicht, weil es technisch nicht machbar wäre, sondern – wie oben bereits angedeutet – weil der Wille fehlt. Die Kosten zur Errichtung von Wasserstoffstationen sind in den vergangenen Jahren bereits merklich reduziert worden, aber trotzdem hinken wir in Deutschland noch weit hinter der eigenen Planung her: Eigentlich sollten 50 Standorte bis Ende 2015 fertiggestellt sein. Ende 2016 waren von den 25 installierten Anlagen jedoch zeitweise nur 14 betriebsbereit, genauso viele wie 2013. Wenn die Politik hier einmal ihrer Aufgabe nachkäme und entsprechende Rahmenbedingungen (z. B. Verteuerung der CO2-Zertifikate) setzen würde, wäre die Industrie gezwungen, sehr viel aktiver zu werden, was sie auch durchaus könnte.
Wie steht es um die hohe Belastung der Umwelt bei der Herstellung von Wasserstoff, die Kritiker ins Feld führen?
Hier muss ich gestehen, dass es mir neu ist, dass ausgerechnet bei Wasserstoff eine hohe Umweltbelastung als Negativpunkt aufgeführt wird. Eine Brennstoffzelle emittiert ja lediglich Wasserdampf. Natürlich muss zunächst Energie eingesetzt werden, um Wasserstoff zu erzeugen. Dies wird derzeit noch hauptsächlich per Dampfreformierung von fossilem Erdgas gemacht, was natürlich nicht sauber ist. Deswegen wird ja intensiv an Elektrolyseuren und an der Power-to-Gas-Technologie geforscht, um mit Hilfe erneuerbarer Energien sauberen Wasserstoff erzeugen und den auch für den Mobilitätssektor nutzbar machen zu können. Hierfür sollte meiner Meinung nach weiter in den Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen investiert werden, um zukünftig Erdgas und Erdöl durch grünen Wasserstoff substituieren zu können.