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Deutsche Automobilindustrie ist aufgewacht

Jetzt müssen sinnvolle Konzepte für die Mobilität der Zukunft her

Steffen Bilger, MdB, CDU/CSU-Bundestagsfraktion Quelle: CDU/CSU-Bundestagsfraktion Steffen Bilger MdB CDU/CSU-Bundestagsfraktion 15.08.2017
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Uwe Schimunek
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"Mein Eindruck ist, dass die deutsche Automobilindustrie aufgewacht ist und erkannt hat, dass ein einschneidender Wandel bevorsteht."Das sagt der Mobilitäts- und Technologieexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Bilger. Nun müsse die deutsche Automobilindustrie zeigen, dass sie sinnvolle Konzepte für die Mobilität der Zukunft hat.







Diesel-Skandal, selbstfahrende Autos von Start-Ups, künftige Verbrennungsmotoren-Verbote in verschiedenen Ländern - die deutsche Autoindustrie steht unter starkem Druck. Wo ist die sprichwörtliche deutsche Innovationskraft geblieben?
Mein Eindruck ist, dass die deutsche Automobilindustrie aufgewacht ist und erkannt hat, dass ein einschneidender Wandel bevorsteht. Trotz anfänglichem Zögern bei den Themen Elektromobilität und alternative Antriebe und trotz der negativen Ereignisse um den Diesel kann ich nicht erkennen, dass es um die Innovationskraft unserer Industrie schlecht bestellt wäre. Die deutschen Automobilunternehmen gehören nach wie vor zu den innovativsten der Welt. Beim Thema automatisiertem und autonomem Fahren ist Deutschland weltweit führend und liefert die meisten entscheidenden Patente. Auch das Thema Elektromobilität nimmt jetzt endlich Fahrt auf, was ich sehr positiv bewerte. Hier braucht man den Wettbewerb mit Start-Ups und anderen Konkurrenten nicht zu scheuen. Im Gegenteil  - ich glaube, dass dieser Druck gut ist für die Innovations- und Erneuerungsfähigkeit unserer Industrie. Nun muss die deutsche Automobilindustrie zeigen, dass sie sinnvolle Konzepte für die Mobilität der Zukunft hat.

Welche Zukunft hat der Individual-Verkehr angesichts von Klimawandel und Umweltproblemen überhaupt?
Ich halte den Eindruck, der Individualverkehr habe keine Zukunft für komplett falsch. Das Gegenteil ist der Fall. Die Mobilitätsbedürfnisse in unserer modernen, vernetzten Wissensgesellschaft sind heute hochgradig individuell und flexibel und dieser Trend wird sich meines Erachtens weiter fortsetzen. Die Frage ist also nicht, ob der Individualverkehr eine Zukunft hat, sondern wie sich der Individualverkehr verändern wird und wie wir ihn umweltfreundlich und nachhaltig gestalten können. Nicht nur die Elektromobilität, auch die Digitalisierung eröffnet hier viele Chancen. Selbstfahrende, autonome und elektrisch betriebene Shuttle beispielsweise könnten in Zukunft individuelle, flexible Mobilität On-Demand bieten. Damit verschwimmt langfristig die Grenze zwischen öffentlichem Verkehr und Individualverkehr. Schon heute zeigen Konzepte wie das Carsharing und andere Sharing-Dienste, wie sich Individualmobilität durch die Digitalisierung verändert. Auch das Fahrrad bietet als individuelles Verkehrsmittel besonders in der Stadt noch große Potenziale. Das wollen wir weiter fördern. Im ländlichen Raum wird das Auto, dann am besten umweltfreundlich und elektrisch, noch lange eine dominierende Rolle einnehmen.   

In der Vergangenheit – etwa bei der Einführung der Katalysatoren – hat die Politik einen Technologiewandel massiv unterstützt. Wie kann und sollte die Politik in künftigen Strukturwandel der Autoindustrie eingreifen?
Als Politik wollen wir den Transformationsprozess flankierend und unterstützend begleiten und die notwendigen Rahmenbedingungen setzen. Die Förderung soll dabei aus unserer Sicht technologieoffen erfolgen, sodass sich die sinnvollsten Lösungen auf dem Markt durchsetzen können. Vieles hat die Politik hier schon auf den Weg gebracht. Um beispielsweise der Elektromobilität zum Durchbruch zu helfen, setzen wir ganz konkret an den Stellen an, die eine verstärkte Verbreitung aktuell noch hemmen. So investieren wir beispielsweise in die Ladein­frastruktur und auch in Tankstellen für die Wasserstoffmobilität. Wir geben finanzielle Anreize, da der Preis für batterieelektrische und Brennstoffzellenfahrzeuge weiter sinken muss. Auch auf gesetzlicher Ebene haben wir bereits viele  Bevorrechtigungen für Elektrofahrzeuge möglich gemacht. In Zukunft wollen wir noch stärker innerstädtische Flotten, wie Taxen, Busse, Behördenfahrzeuge und Liefer- oder Pflegedienste in den Fokus nehmen, da diese eine ideale Nutzergruppe für die Elektromobilität sind. Es ist nun aber auch Aufgabe der Hersteller, attraktive, alltagstaugliche und bezahlbare Fahrzeuge für die unterschiedlichen Nutzerbedürfnisse auf den Markt zu bringen.

Millionen Besitzer von Diesel-Autos müssen sich vermutlich auf Fahrverbote einstellen – wer sollte die Diesel-Fahrer wie entschädigen?
Der Diesel ist nach wie vor eine wichtige Säule einer bezahlbaren Mobilität. Fahrverbote wären ein  großer Einschnitt für viele Autofahrer und Berufspendler, die sich in gutem Gewissen ein Dieselfahrzeug gekauft habe. Auch für viele Wirtschaftsbereiche wie das Transport- und Logistikgewerbe oder für viele mittelständische Handwerker und Unternehmen stellt der Diesel nach wie vor eine wichtige Erwerbsgrundlage dar. Daher wollen wir alles daran setzen, pauschale Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zu vermeiden. Ich bin guter Hoffnung, dass wir dieses Ziel mit den kürzlich beschlossenen Maßnahmen auf dem Diesel-Gipfel erreichen können. Mittels Softwarenachrüstungen will die Automobilindustrie die Stickoxid-Emissionen von Dieselfahrzeugen mit der Euro 5- und Euro 6-Norm um 25-30 Prozent senken. Zusätzlich sollen ältere Dieselfahrzeuge durch von den Herstellern finanzierte Umstiegsprämien schneller von der Straße geholt und der Umstieg auf saubere Fahrzeuge und Elektromobilität erleichtert werden. Es wird auch einen Mobilitätsfonds für viele weitere, angepasste Maßnahmen in den Städten und Regionen geben. Das sind sehr wichtige Schritte in die richtige Richtung. Wir müssen dann aber genau schauen, welche Wirkungen die Maßnahmen haben. Klar ist auch: Sollten all diese Maßnahmen nicht ausreichen, müssen weitere folgen!

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