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Digitales für die Prozesse - handgemachtes für die Bühne

Wie im größten Sprechtheater Deutschlands die Digitalisierung Einzug hält

Karin Beier, Intendantin DeutschesSchauSpielHausHamburg Quelle: Florian Raz Karin Beier Intendantin Deutsches Schauspielhaus Hamburg 18.09.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Das Deutsche Schauspielhaus arbeitet selbstverständlich im Bühnenbereich mit modernster Technik, um den künstlerischen Teams die größtmögliche Freiheit in der Verwirklichung ihrer Visionen zu bieten", sagt Intendantin Karin Beier.  Dabei sei Analoge, das Handgemachte, das Direkte und Unmittelbare am Theater nicht zu ersetzen. Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg gilt mit 1200 Plätzen als das größte Sprechtheater Deutschlands.







Theater stehen für eine gewachsene Traditionspflege. Inwieweit wirkt sich die digitale Transformation unserer Gesellschaft auf Ihre Spielpläne und inhaltlichen Formate aus?
Theater ist seinem Wesen nach immer ein Live-Erlebnis, das aus der allabendlichen Begegnung zwischen Publikum und Schauspieler entsteht. In dieser Hinsicht würde ich tatsächlich bestätigen, dass das Theater - formal gesehen - einer Tradition des Analogen verpflichtet ist. Aber inhaltlich wie auch im künstlerischen Ausdruck gibt es im Theater keine Grenzen. Zahlreiche Stücke beschäftigen sich mit einer immer weiter vernetzten Welt, bzw. mit den Auswirkungen auf unserer Gesellschaft und das Individuum. Das klingt auch bei uns in vielen Inszenierungen mit an.

Welche digitale Ton-, Video und Bühnentechnik setzen Sie in Ihrem Haus ein – und wofür?
Ein Staatstheater wie das Deutsche Schauspielhaus arbeitet selbstverständlich im Bühnenbereich mit modernster Technik, um den künstlerischen Teams die größtmögliche Freiheit in der Verwirklichung ihrer Visionen zu bieten. Und trotzdem darf man nicht vergessen: Am Theater wird auch heute noch vieles von Hand gemacht und manuell gesteuert. Damit Licht, Musik, Verwandlungen und Auftritte perfekt und organisch ineinander greifen, braucht es am Ende Menschen, die das mit viel Fingerspitzengefühl ins richtige Timing bringen.

Welche digitalen Werbemittel, -medien oder -träger setzen Sie ein?
Das ist an vielen Theatern sicher noch ausbaufähig. Natürlich betreiben wir eine umfangreiche Homepage mit verschiedenen Multimedia-Angeboten wie Videos, Podcasts, vielleicht auch bald eine App. Wir sind sehr aktiv in den sozialen Medien und schalten auch verstärkt Anzeigen im online-Bereich. Das ist ein stetiger Prozess, bei dem wir aber auch nicht unser Publikum aus dem Auge verlieren dürfen. Denn hier gibt es oft noch eine große Sehnsucht nach Programmheften in gedruckter Form.

Häufig werden Bundles aus Reisen, Übernachtungen und Kulturevents angeboten. Gibt es solche vernetzten Angebote auch bei Ihnen?
Nein, das lohnt sich im Hinblick auf die Publikumsstruktur des Deutschen Schauspielhauses nicht. Solche Bundles sind für den Tourismus interessant, dort kommen Angebote viele Monate im Voraus auf den Markt. Der Spielplan eines Ensemble- und Repertoiretheaters funktioniert eher kurzfristig und wird monatsweise veröffentlicht – und niemand bucht ein Bundle, wenn er nicht weiß, welches Stück er zu sehen bekommt.

Abschließend gefragt: wieviel Digitalisierung braucht und verträgt der Theaterbetrieb?
Um Arbeitsprozesse zu vereinfachen, um interne Kommunikation zu verbessern, um Vermittlungs- und Zusatzangebote für Besucher zu entwickeln oder um das Publikum auf immer wieder neue und vielfältige Weise anzusprechen – dafür ist eine sukzessive Digitalisierung absolut notwendig. Aber ein künstlerischer Betrieb lebt von den Menschen, die hier arbeiten. Das Analoge, das Handgemachte, das Direkte und Unmittelbare am Theater ist nicht zu ersetzen.

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