Das Digitalradio hat auf der diesjährigen IFA eine gute Figur gemacht. Neben zahlreichen neuen Endgeräten hat auch die Produktionsund Technikkommission (PTKO) von ARD und ZDF auf der IFA auf die wachsende Bedeutung von DAB+ als Zukunftstechnologie verwiesen. Nach Aussagen von Lutz Marmor, Vorsitzender der ARD und Intendant des NDR, sei eine vollständige Verlagerung des Radios ins Internet nicht das Ziel. Vielmehr stünde die ARD für einen hybriden Ansatz, der Digitalradio standardmäßig mit einschließt. Trotzdem appellierte Marmor an die Politik, noch bessere Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Standard DAB+ in alle Neugeräte integriert werden kann. Trotz zunehmenden Branchendrucks wollte Marmor erneut keinen konkreten Abschalttermin für UKW nennen. Er verwies auf die derzeit stattfindende Entscheidungsfindung innerhalb der ARD, die im November abgeschlossen sein soll.
Die stellvertretende Vorsitzende der ARD Hörfunkkommission und Hörfunkdirektorin des WDR, Valerie Weber, warb auf dem PTKO-Forum für mehr programmliche Flexibilität und mehr Experimente innerhalb des Digitalradios. Zudem stellte Weber in Frage, ob für das Digitalradio richtig geworben würde. Noch immer würde auf die Rauschfreiheit von Digitalradio aufmerksam gemacht, was aber nach Ansicht der WDR-Hörfunkdirektorin nicht ausreichend Bedarf bei den Konsumenten weckt. Daher seien neue Kommunikationsansätze notwendig.
Dennoch bescheinigen schon heute die aktuellen, von TNS Infratest für den Digitalisierungsbericht der Medienanstalten erhobenen Daten, einen hervorragenden Stand von DAB+ beim Endverbraucher. So hat sich laut Digitalisierungsbericht, der ebenfalls auf der IFA vorgestellt wurde, die Verbreitung und Nutzung beim Digitalradio fast verdoppelt. Demnach würden im ersten Halbjahr 2014 bereits in 7,5 Prozent der Haushalte in Deutschland mindestens ein DAB+ Radiogerät genutzt. Das sind 67 Prozent mehr Haushalte als im Vorjahr. Zudem geht der Trend ganz klar hin zum Digitalradio-Zweitgerät (2013: 1,3 DAB+ Radios pro Haushalt; 2014: 1,7 DAB+ Radios pro Haushalt). Insgesamt weist der aktuelle Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten 4,9 Millionen genutzte Digitalradio-Empfänger in Deutschland aus. Das entspricht einer Steigerung um 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2,7 Millionen genutzte Digitalradio- Empfänger). Signifikant stieg nach den Ergebnissen von TNS Infratest auch der Anteil von DAB+ Autoradios an. So hat sich die Zahl von DAB+ Autoradios seit dem Vorjahr mehr als verdoppelt.
Sehr positiv bewerteten die Branchenvertreter der öffentlich-rechtlichen und privaten Veranstalter die Marktzahlen aus dem Digitalisierungsbericht. So sagte der Intendant von Deutschlandradio, Dr. Willi Steul: „Für Deutschlandradio ist der starke Anstieg der DAB+ Geräte im Markt eine Bestätigung unserer eingeschlagenen Linie. Digitalradio ist das Radio der Zukunft. Es bietet Mehrwert, es klingt besser als UKW und ein aktueller Feldtest belegt: Es kommt im Markt an!“ Für Michael Reichert, Leiter des ARD-Projektbüros Digitalradio: „belegen die neuen Daten, dass die Marktdurchdringung des Digitalradios deutlich zugelegt hat“.
Die Vorteile von Digitalradio - vor allem die Einfachheit und die neue Vielfalt - setzen sich immer mehr beim Publikum durch.“ Willi Schreiner, Geschäftsführer der DRD Digitalradio Deutschland GmbH, der die privaten Sender im bundesweiten Angebot vertritt, erklärte: „Diese Zahlen verdeutlichen, dass Hörer, die Unterhaltungselektronik und die Autoindustrie das Digitalradio nun entdeckt haben. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahr ist sehr erfreulich und bemerkenswert.“