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Durch Digitalisierung steigt Risiko von Hackerangriffen auf Stromnetze

Forscher sieht Herausforderungen und Chancen für Wirtschaft und Verbraucher

Prof. Dr. Volker Quaschning, Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin, Sprecher für den Studiengang Regenerative Energien Quelle: Silke Reents Prof. Dr. Volker Quaschning Professor Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin 22.02.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Letztendlich ist keine Internettechnik vollständig gegen Sicherheitslücken gefeit", sagt Prof. Dr. Volker Quaschning, Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin, mit Blick auf die Digitalisierung der Stromnetze. Für Verbraucher sieht er auch Chancen, etwa, wenn sie ihren Verbrauch "flexibel an das Angebot anpassen können".







Die Deutschen befürworten flexible Stromtarife nach dem jeweiligen Energie-Angebot – viele um Kosten zu sparen. Inwieweit sind flexible Tarife auch günstiger?
Für die Endkunden bestehen derzeit noch kaum Möglichkeiten, flexible Tarife zu wählen. Als Voraussetzung ist ein intelligenter Stromzähler erforderlich. Die Markteinführung der sogenannten Smartmeter und die Umsetzung entsprechender Geschäftsmodelle stehen derzeit noch aus. Am Anfang werden intelligente Stromzähler für Mehrkosten sorgen, da die Technik erst einmal bezahlt werden muss. Mittelfristig sind durchaus Einsparungen denkbar, beispielsweise, wenn Verbraucher Strom bei einem Überangebot günstig einkaufen können. Voraussetzung ist aber, dass die Kunden ihren Strombedarf auch sehr flexibel an das Angebot anpassen können. Das wird bei vielen Haushalten nur sehr eingeschränkt möglich sein.

Eine überwältigende Mehrheit begrüßt den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2050. Was bedeutet der Komplettumstieg für die Energieproduktion und die Netze?
Wenn wir das Pariser Klimaschutzabkommen ernst meinen und den globalen Temperaturanstieg wirklich deutlich unter 2°C begrenzen wollen, ist das Jahr 2050 schon viel zu spät. Eigentlich müsste die Energiewende dazu bereits bis zum Jahr 2040 abgeschlossen sein. Die Energieversorgung würde dann im Wesentlichen auf Solar- und Windstrom basieren. Hierdurch wird es mehr Fluktuationen in der Produktion geben, die durch Speicher oder eben flexible Nachfrage und Tarife ausgeglichen werden müssen. Zum Ausbau der Netze kann man noch nicht sehr belastbare Aussagen machen. Dazu kommt es darauf an, wo künftig die Erzeugungsanlagen und Speicher stehen werden.

Bei einem Wechsel der Stromanbieter beklagen 43 % der Befragten, dieser sei zu kompliziert. Was kann man dagegen tun?
Aus meiner Sicht ist der Wechsel eines Stromanbieters nicht wirklich schwer: Einfach ein Formular im Internet ausfüllen, absenden und fertig. Das Hauptproblem ist eher, in der Vielzahl der Angebote den Überblick zu behalten und zum Beispiel einen echten grünen Stromanbieter ohne Verflechtungen mit Kohle- und Atomkonzernen zu finden.

Viele Befragte sorgen sich bei Smart-Metern um die Sicherheit – über die Hälfte befürchtet Hackerangriffe, knapp ein Drittel sieht Datenschutz-Probleme. Wie lässt sich der Missbrauch der digitalen Infrastruktur verhindern?
Ganz unbegründet sind die Sorgen nicht. Was im Worst-Case durch Hackerangriffe passieren kann, beschreibt der Roman "Blackout" sehr eindrucksvoll. Die Verantwortlichen versuchen dem mit hohen Sicherheitsstandards zu begegnen. Aber letztendlich ist keine Internettechnik vollständig gegen Sicherheitslücken gefeit. Die Risiken bei der Stromversorgung werden mit Sicherheit zunehmen. Auch der Datenschutz ist ein großes Problem. Verbrauchsdaten sind hoch sensibel, da sich daraus sehr viele Rückschlüsse auf das Verbrauchsverhalten und Lebensgewohnheiten schließen lassen. Hier ist eine kritische öffentliche Debatte sicher hilfreich, um aufzuklären und möglichen Missbrauch zu verhindern.

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