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E-Sports fehlt es an Strukturen

Warum Popularität nicht alles ist

Michaela Engelmeier MdB, sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Quelle: spdfraktion.de (Susie Knoll / Florian Jänicke) Michaela Engelmeier Sportpolitische Sprecherin SPD-Bundestagsfraktion 01.06.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Den E-Sports "fehlt es an gemeinnützigen Strukturen, die eine Anerkennung als Sportart zulassen", sagt die SPD-Sportpolitikerin Michaela Engelmeier. Sie sieht den sprichwörtlichen Ball bei den E-Sports liegen.







Bei den Asien-Festspielen 2022 werden E-Sportler ganz offiziell um Medaillen kämpfen. Was müsste passieren, damit E-Sports überall einen solchen Stellenwert bekommt?
Das Asiatische Olympische Komitee hat im April entschieden, dass E-Sports ab 2022 Teil der Asienspiele wird. Diese Entscheidung führt das Komitee auf die rasante Entwicklung und Popularität dieser neuen Form der Sportbeteiligung zurück.

Ich begrüße es, wenn der organisierte Sport neue Trends in die Familie des Sports aufnimmt. Jedoch zählen für mich nicht nur rasante Entwicklungen und Popularität, sondern auch die gewachsenen Strukturen. Hier hängt der E-Sport dem klassischen Sport weit hinterher. Ihm fehlt es an gemeinnützigen Strukturen, die eine Anerkennung als Sportart zulassen. Hinzu kommt, dass im E-Sport die Gewinnerzielungsabsicht im Vordergrund steht. Wenn der E-Sport als Sportart in Deutschland anerkannt werden möchte, muss er zunächst soziale Strukturen aufbauen und sich flächendeckend in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren. Gemeinnützige Anerkennung darf kein Selbstzweck sein, sondern muss auf ehrenamtliche und gemeinnützige Strukturen beruhen.

Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sperrt sich bislang gegen eine Anerkennung und verweist darauf, dass sich ein Sport durch „eigene, sportart-bestimmende motorische Aktivität“ auszeichnen müsse und er warnt davor, dass diese Art der Freizeitbeschäftigung die Bewegungsarmut fördert.

Es liegt also am E-Sport selbst soziale Strukturen aufzubauen und mit geeigneten Initiativen für mehr Bewegung den organisierten Sport in Deutschland für sich zu gewinnen.

Inzwischen haben erste europäische Großvereine wie etwa Manchester City oder Schalke 04 eigene E-Sports-Abteilungen. Welche Bedeutung hat das für die Entwicklung von E-Sports?
Der E-Sport und seine Spielerinnen und Spieler profitieren davon enorm. Zum einen haben sie professionelle Klubs an ihrer Seite, die ihnen mit Know-how und Marketingwissen zur Seite stehen. Zum anderen verschmelzen so Realität und „Zocken“, wovon beide Seite profitieren. Schließlich erkennen auch die Klubs, dass die junge Generation in Teilen ihr Freizeitverhalten verändert.

Computer-, Konsolen- und Onlinespiele sind heute in fast jedem Kinderzimmer zu Hause. Für die Kinder und Jugendlichen ist es ohne großen Aufwand möglich, Teil der E-Sports-Community zu werden – ganz egal, woher sie kommen, da das Internet jede Distanz überwindet. Darin liegen natürlich Chancen für die Klubs, um die zukünftigen Fans ihrer Mannschaften schon heute an sich zu binden. Schließlich erreichen die Klubs im Internet fast mehr „Zuschauer“, als im Fernsehen. Hinzu kommt, dass besonders Spiele, wie die FIFA, seit Jahren sehr erfolgreich sind und von der Begeisterung zum Fußball leben. Genau diese Begeisterung soll auch in Zukunft für volle Stadien der Vereine sorgen.

Über E-Sports wird zunehmend in TV-, Print- und Webmedien berichtet. Wie sehen Sie die mediale Bedeutung der Wettkämpfe?
Die Übertragung von Wettkämpfen im Fernsehen oder per Livestream im Internet finde ich entsprechend des wachsenden Marktes nur folgerichtig. Daraus kann man weder dem E-Sports noch den Medien einen Vorwurf machen. Die Nachfrage bestimmt über die Sendeplätze – schließlich leben die Medien von Quoten.

Schwierig finde ich hingegen, dass neben dem König Fußball kaum noch andere Sportarten den Sprung in die Berichterstattung im Free-TV finden. Zwar erzielen die Formel-1-Rennen oder Boxen noch Traumquoten, aber die breite Masse des Sports findet sich heute leider nicht mehr den Weg ins Fernsehen.

Aufgrund der Spiele-Entwicklung unterliegen die Disziplinen im E-Sport einer hohen Dynamik. Wie passt das in die Welt der Bestzeiten und Rekorde?
Im internationalen Sport herrscht seit Langem die Devise: immer schneller, immer weiter, immer höher. Leider gehen diesem Motto einige Athletinnen und Athleten mit unsauberen Mitteln (z. B. Doping) nach. Am Computer benötigen die Kinder und Jugendliche dafür keine verbotenen Substanzen, sondern sie können die Spiele nach ihren Wünschen einstellen. Auf dem Sportplatz, im Vereinsgebäude oder beim Joggen in der Natur, spüren sie schnell, wie viel Kraft und Training für neue Bestmarken notwendig sind.

Immer schneller, weiter und höher sollte nicht der Grund sein, weshalb man sich sportlich betätigt. Die Menschen treten Sportvereinen bei, gehen an der frischen Luft joggen oder ins Fitnessstudio, um sich körperlich zu betätigen und ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Hier erfahren die Menschen, was es heißt, sich umfassend zu bewegen und sie spüren, dass die Dynamik im E-Sport doch nur virtuell bleibt.

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