Radio beim Frühstücken, TV als wichtigstes Medium – die Mediennutzung von Kindern scheint nach der aktuellen KIM-Studie in der Tradition der Eltern zu stehen. Ist das Bild von einer heranwachsenden, digitalen Generation übertrieben?
Natürlich wächst die heutige Generation der Kinder ganz anders im Umgang mit Medien auf, als noch deren Eltern. Und dazu gehören nun einmal die immer weiter fortschreitende Digitalisierung und die Verfügbarkeit von ganz anderen, spannenden Inhalten. Insofern kann man diese Generation schon digital nennen, sie hat einfach mehr Möglichkeiten der Mediennutzung, als wir sie hatten. Und dennoch machen wir bei Radio TEDDY seit Jahren die Erfahrung, dass gerade Kinder unglaublich ausgewogen sind in Sachen Freizeitgestaltung und Mediennutzung. Natürlich spielen sie gern auf dem Smartphone und gucken Fernsehen, aber sie wünschen sich auch bei uns ihre Lieblingslieder, um dabei die Hausaufgaben zu machen. Und: Sie lesen nach wie vor sehr gern Bücher. Das sehen wir unter anderem daran, wie viele tausend Kinder bisher in unserer Rubrik „Der Radio TEDDY Bücherwurm“ ihr Lieblingsbuch vorstellen wollten. Wir bei Radio TEDDY zeigen gern die ganze, bunte Welt der Möglichkeiten. Wir stellen tolle Spiele vor für Smartphone oder Tablet, geben Tipps zur Computernutzung, informieren Eltern sachlich darüber, wie man das zu Hause gut regeln kann. Und auf der anderen Seite hört man bei uns auch sehr oft die Moderatoren, die einfach sagen: „Es ist schönes Wetter draußen, ab mit euch nach draußen und habt Spaß bei dem tollen Wetter.“ Was die Nutzung eines „klassischen“ Mediums wie Radio angeht: Da freuen wir uns natürlich sehr, dass Kinder das überhaupt noch kennenlernen und schätzen. Da leisten wir bei Radio TEDDY tatsächlich seit über 10 Jahren Pionierarbeit. Wir führen die Kleinsten an dieses Medium heran und sorgen mit dafür, dass Radio eine Zukunft hat.
Die beliebteste Internetseite bei Kindern ist die Videoplattform YouTube – wie können die beliebten kurzen Formate die Mediennutzung dauerhaft verändern?
Das haben sie längst getan. Das eigentlich Tolle daran ist doch die sofortige Verfügbarkeit von dem, was man in diesem Augenblick gern sehen möchte. Früher haben wir als Kinder noch eine Serie zu einer bestimmten Uhrzeit eingeschaltet und mussten dann bis zum nächsten Tag auf die nächste Folge warten. Heute sehen sich Kinder ganz selbstverständlich ihre Lieblingsvideos auf YouTube, Netflix oder ITunes an. Da können Eltern manchmal nur staunen. Das geht aber natürlich in erster Linie zu Lasten des klassischen, linearen Fernsehens. Radiosender – auch Radio TEDDY – nutzen selbst erstellten Videocontent als großartige, zusätzliche Möglichkeit die eigenen Moderatoren-Personalities oder Geschichten noch greifbarer zu machen. Wenn die Morgenmoderatoren von Radio TEDDY mit Senderhund Paulchen einen kleinen Clip mit den Bibi und Tina-Stars drehen, da generieren sie sehr schnell extrem hohe Klickzahlen.
Mindestens 38 % der befragten Kinder haben schon Games gespielt, für die sie nach der Empfehlung der USK zu jung sind. Oft haben sie diese Spiele von den Eltern bekommen. Was empfehlen Sie Eltern in Sachen Games und Mediennutzung der Kinder?
Ich glaube, dass sich Eltern heutzutage mit diesen Dingen einfach offener beschäftigen und ernsthaft dafür interessieren müssen. Zu verstehen, was das eigene Kind an diesem oder jenem Spiel fasziniert, ist wichtig. Einfach auch mal eine Runde mitspielen. Und dann passiert das auch nicht, dass plötzlich Kinder vor Games sitzen, die sie nicht verarbeiten können. Früher war das natürlich einfacher: Bei Bauklötzen oder Autos brauchten sie beim Spielen kein Auge darauf haben. Aber heute muss man schon ein bisschen informiert sein über die neuesten Spieltrends. Wir bei Radio TEDDY empfehlen ganz klar nur Spiele, die altersgerecht sind und Spaß machen oder bei denen man etwas lernen kann.
53 % der Haupt- oder Realschüler und 56 % der Gymnasiasten haben schon einmal einen Computer in der Schule benutzt. Wie bewerten Sie diese Zahlen?
Ich finde diese Zahlen ehrlich gesagt erschreckend niedrig. Computernutzung sollte doch auch in den Schulen selbstverständlich sein. Da sind andere Länder in Ausstattung und Schulung der Lehrer sehr viel weiter als wir. Digitalisierung braucht in Deutschland dringend eine höhere Priorität.