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Es werden weniger eigene Autos unterwegs sein

Wie die Stadtwerke Stuttgart sich auf die E-Mobilitätswende einstellen

Olaf Kieser, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Stuttgart Quelle: Stadtwerke Stuttgart Olaf Kieser Technischer Geschäftsführer Stadtwerke Stuttgart 07.11.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Für den Technischen Direktor der Stadtwerke Stuttgart, Olaf Kieser, bieten Energie- und Mobilitätswende Chancen für neue Geschäftsmodelle: "Neben Angeboten rund ums Laden wie Infrastruktur, Ökostromtarife oder dezentrale Ökostromerzeugung kann dies zum Beispiel das E-Sharing sein." Die Mobilitätswende betrifft aus seiner Sicht nicht nur den Antrieb, sondern auch das Nutzerverhalten.







Der Ausbau der Elektromobilität in Deutschland ist beschlossene Sache. Welche Bedeutung hat das für Strom- und Energiewirtschaft? 
Elektromobilität ist ein weltweiter Trend. Die Weichen wurden in wichtigen Märkten wie China und USA gestellt. Insofern ist für unser exportorientiertes Land der Ausbau der Elektromobilität nicht nur eine ökologische, sondern längst eine ökonomische Notwendigkeit. Dabei darf man eins nicht vergessen: Der Verkehr wird nur dann klimaneutral, wenn die verwendete Energie auch klimaneutral ist. Die Verbindung von Energie- und Mobilitätswende ist also unsere Hauptaufgabe. Sie bietet Chancen für neue Geschäftsmodelle: Neben Angeboten rund ums Laden wie Infrastruktur, Ökostromtarife oder dezentrale Ökostromerzeugung kann dies zum Beispiel das E-Sharing sein. Denn die Mobilitätswende betrifft nicht nur den Antrieb, sondern auch das Nutzerverhalten. In Stuttgart bieten die Stadtwerke sehr erfolgreich das erste E-Roller-Sharing stella an.

Sind die Netze ausreichend ausgebaut oder braucht es neue Netzstrukturen für die E-Mobilität?
Niemand rechnet damit, dass mit einem Schlag alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch einen Elektroantrieb ersetzt werden. Sicherlich müssen die lokalen Netze in Regionen mit überdurchschnittlich vielen E-Fahrzeugen und Ladestationen ertüchtigt werden. Allerdings sollte man sich die Zukunft nicht einfach mit den alten Parametern vorstellen, sondern neue Trends und Verhaltensmuster mitdenken. Intelligentes Be- und Entladen, Autonomes Fahren, Carsharing, neue Mobilitätskonzepte, intelligente Tarifmodelle, dezentrale Energieerzeugung und -speicherung – all das wird Ladespitzen abmildern. Außerdem werden immer weniger „eigene“ Fahrzeuge unterwegs sein.

Wie steht es um die Sicherstellung von genügend Strom auch bei einer flächendeckenden Verkehrsinfrastruktur auf E-Basis?
Es gilt, was ich zum Netzausbau gesagt habe. Übrigens wird E-Mobilität vor allem dort attraktiv, wo das Laden über dezentrale Stromerzeugung und -speicherung etwa mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach möglich ist. Ein durchschnittliches Elektroauto lässt sich so problemlos laden. Die Zukunft ist die intelligente Anbindung: das Auto fungiert als Speicher und verschafft der Energiewirtschaft damit Flexibilität.

Welche energiepolitischen Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, damit das Wunschkind E-Mobilität auch in der Praxis funktioniert?
Deutschland sollte beim Ausbau alternativer Antriebe grundsätzlich technologieoffen bleiben, sonst verschlafen wir womöglich weitere Trends. Und es bleibt dabei: E-Mobilität ist nur wirklich ökologisch, wenn dafür Ökostrom verwendet wird. Es braucht also Anreize für Investitionen in Erneuerbare Energien und in die Ladeinfrastruktur. Zudem müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen: Dies fängt schon beim Wohnungsinhaber an, der seinen Ladeanschluss in der Eigentümerversammlung durchsetzen muss. Eine praktikable und technologieneutrale Lösung wäre, CO2 zu verteuern. Dann braucht es auch keine Zulassungsverbote für den Verbrenner.

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