Der DSLV schlägt Alarm: In der deutschen Logistikbranche fehlen zehntausende Fahrzeugführer. Wie dramatisch ist die Lage bei Ihnen?
In diesem Jahr macht sich die fehlende Verfügbarkeit von Fahrern auch bei uns stark bemerkbar. Unsere Partner, die selbstständigen Transportunternehmer, die die Transporte für uns durchführen, klagen immer mehr über stehende Fahrzeuge, die sie aufgrund fehlender Fahrerkapazitäten nicht wie geplant einsetzen können. Aufgrund unserer langjährigen Partnerschaften mit den Transportunternehmern und sehr langfristiger Planung werden wir unseren Kunden ausreichend Laderaum bieten können.
Der Fahrermangel fällt gerade in eine Zeit, in der immer mehr Menschen Waren online bestellen und geliefert bekommen – drohen Versorgungsengpässe?
Die anhaltend gute Wirtschaftssituation ist hauptverantwortlich dafür, dass das Transportaufkommen immer weiter ansteigt. Die fehlenden Fahrer sind das Zünglein an der Waage, um dieses Aufkommen entsprechend bewältigen zu können. In der Vergangenheit konnte die Logistikbranche den Fachkräftemangel durch kurzfristig erfolgreiche Maßnahmen ausgleichen, in diesem Jahr hat das Fehlen der Fahrer eine andere Qualität erreicht. Es kann in nächster Zeit durchaus dazu kommen, dass das ein oder andere Paket, das sonst innerhalb 24 Stunden nach Bestellung eingetroffen ist, länger unterwegs ist.
Durch den Fahrermangel steigt das Lohnniveau – welche Auswirkungen hat das Ihrer Ansicht nach auf den Preis von Waren?
Der Ruf nach immer günstigeren Transportlösungen ist mitunter verantwortlich dafür, dass Speditionen und Transportdienstleister unter einem enormen Kosten- und Konkurrenzdruck stehen. Darunter leidet wiederum das Image der Berufskraftfahrer. Die Anpassung der Löhne der Fahrer kann nur eine von vielen Maßnahmen sein, langfristig wieder Menschen für den Fahrerberuf zu begeistern. Mittel- und langfristig wird es dazu kommen, dass die Preise für Transportdienstleistungen steigen werden, was wiederum Auswirkungen auf die Preisstrukturen der Waren haben wird.
Weltweit werden derzeit Lösungen mit Autopiloten oder autonom fahrenden Kraftwagen entwickelt. Welche Auswirkungen könnte das mittel- und langfristig auf den Fachkräftemarkt in der Branche haben?
Die Auswirkungen sind derzeit noch nicht absehen. Sicher ist, dass sich einige Berufsbilder in der Logistik stark verändern werden. Nehmen wir als Beispiel den Fahrer: Die Nutzfahrzeugbranche entwickelt derzeit Fahrzeuge mit Autopiloten oder will ganz autonom fahren. Trotzdem ist es derzeit aber noch erforderlich, dass ein Mensch, im Fahrzeug überwachend tätig sein muss. Die Tätigkeit des Fahrers im Umgang mit dem Fahrzeug selbst verändert sich also, jedoch wird der Fahrer nach wie vor der entscheidende Faktor in der Durchführung einer Transportdienstleistung sein.
Ein Grund für den Fahrermangel sind die schwierigen Arbeitsbedingungen der Fahrer – etwa wegen mangelnder Parkplätze an Autobahnen. Was würden Sie sich diesbezüglich von der Politik wünschen?
Man sollte nicht generell nur nach der Politik rufen, um die Arbeitsbedingungen für Fahrer zu verbessern. Die Politik macht Vorgaben, die die Verlader, Logistiker und Transportunternehmer, als Rahmenbedingungen einzuhalten haben. Ein gutes Beispiel ist die Umsetzung der dreijährigen Ausbildung zum Berufskraftfahrer: Sofern sie gut umgesetzt ist, ist die Ausbildung die wichtigste Säule zur Sicherstellung des Fahrernachwuchses. Dachser geht mit seinem Ausbildungsprogramm für Fahrer mit gutem Beispiel voran.
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