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Interview04.10.2016

Forscher begrüßt CSU-Pläne zur Zusammenlegung von ARD und ZDF

Was besonders teuer ist und was eingespart werden könnte

Prof. Dr. Justus Haucap, Direktor des Duesseldorf Institute for Competition Economics (DICE) Quelle: Duesseldorf Institute for Competition Economics (DICE) Prof. Dr. Justus Haucap Direktor Duesseldorf Institute for Competition Economics (DICE)
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"Wir haben 23 öffentlich-rechtliche Fernsehkanäle und über 60 öffentlich-rechtliche Rundfunkkanäle und mit einer Finanzierung von 8 Mrd. Euro den teuersten und größten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Welt", sagt Prof. Dr. Justus Haucap, Direktor des Duesseldorf Institute for Competition Economics (DICE). Insbesondere in ARD und ZDF werde vieles gezeigt, was sonst auch bei den Privaten liefe.





Die CSU will die Forderung nach einer Zusammenlegung von ARD und ZDF in ihr Grundsatzprogramm aufnehmen. Wie stehen Sie zu dieser Forderung?
Ich begrüße das. Wir haben 23 öffentlich-rechtliche Fernsehkanäle und über 60 öffentlich-rechtliche Rundfunkkanäle und mit einer Finanzierung von 8 Mrd. Euro den teuersten und größten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Welt. Insbesondere in ARD und ZDF wird vieles gezeigt, was sonst auch bei den Privaten liefe. Bei einer gewissen Reduktion des Angebots, das ja über Zwangsbeiträge bezahlt wird, brächen Demokratie und Meinungsvielfalt sicher nicht zusammen.

Im Hörfunk gibt es neben zahlreichen ARD-Wellen auch die bundesweiten öffentlich-rechtliche Programme Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen. Welchen Reformbedarf sehen Sie hier?
Gerade Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur erfüllen noch am ehesten das, was wir von einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk erwarten: Ein Programmangebot, das privat nicht unbedingt so laufen würde. Reformbedarf ist eher bei den zahlreichen öffentlich-rechtlichen Pop- und Schlagersendern, die nicht viel anders machen als die privaten. Das Radio ist aber, von den Kosten her gesehen, nicht das wirkliche Problem. Die Hauptkosten verursachen die Fernsehsender und dort vor allem Sportübertragungen, Unterhaltung, Volksmusik und Ähnliches. Die Produktion von Nachrichten- und Politiksendungen ist hingegen vergleichsweise günstig.

Ohne Reformen droht nach Medienberichten langfristig eine deutliche Erhöhung der Rundfunkgebühren. Wie sollte welcher Bedarf der Anstalten gedeckt werden?
Man sollte den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erheblich reformieren. Am liebsten wäre mir, die Finanzierung ganzer Sender über Bord zu werfen, und stattdessen Sendungen bzw. Sendereihen zu finanzieren, die dann prinzipiell überall laufen können. Da das aber utopisch ist, wäre eine Fusion von ARD und ZDF ein erster Schritt. Zudem sollten teure Sportveranstaltungen gar nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laufen, das ist viel zu teuer. Das Bundeskartellamt sorgt heute schon dafür, dass die Zusammenfassung des Spieltags im Free-TV läuft. Ansonsten würde das Kartellamt nämlich die Zentralvermarktung der Bundesliga stoppen. Die Angst, dass ohne ARD und ZDF alles nur noch im Pay-TV liefe, ist also unbegründet. Aber RTL, SAT1, Sport1 oder sonst wer könnten das auch zeigen. Man muss dafür nicht die Gelder der Gebührenzahler verwenden.

Die Digitalisierung verändert Medienangebot und Mediennutzung – wie sehen prinzipiell Sie die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der digitalen Medienwelt?
Die Geschichte zeigt: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird sich immer weiter ausdehnen. Es werden vermutlich mehr und mehr Sender aufgestellt und es werden zusätzlich noch für Youtube und ähnliche Kanäle kostenlos Inhalte produziert, die Pläne gibt es ja schon. Allerdings werden immer weniger Nutzer sich das ansehen, weil sich trotzdem zahlreiche andere Angebote entwickeln, bei Netflix, Youtube etc. Das Ganze wird dennoch über immer weiter steigende Zwangsabgaben finanziert werden, auch wenn fast niemand mehr zuschaut. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist vollständig reformunfähig und der Politik fehlen die Kraft und der Mut für ernsthafte Reformen – ich glaube nicht, dass sich irgendetwas ändert, abgesehen davon, dass es immer teurer werden wird und immer weniger Leute zusehen.

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