Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Forscher fordert Gesetze gegen Social Bots

Warum aber die willfährigen Follower das eigentliche Problem sind

Prof. Dr. Emanuel Richter, Institut für Politische Wissenschaft RWTH Aachen Quelle: RWTH Aachen Prof. Dr. Emanuel Richter Forscher RWTH Aachen 18.04.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Klare Regeln für "Social Bots" fordert Prof. Dr. Emanuel Richter vom Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen. Die gefährlichen kleinen Programme treffen jene, "die sich nur noch mittels einiger weniger „social media“ informieren und die selbst kein Urteilsvermögen mehr besitzen, was eine verlässliche und was eine verfälschte Information ist."







Nach Presseberichten gibt es Erwägungen, im Bundestagswahlkampf Bots einzusetzen. Wie bewerten Sie das?
Bislang wird nur von einigen Parteien erwogen, „Chatbots“ einzusetzen. Dabei handelt es sich um „maschinell“ bearbeitete Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern, also um Computerprogramme, die Anfragen verstehen und darauf die standardisierten Antworten liefern. Das ist noch relativ harmlos. Problematischer wird es, wenn „Social Bots“ eingesetzt werden, wie etwa jüngst im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf. Denn bei den „Social Bots“ handelt es sich um Computerprogramme, die bestimmte Informationen „erzeugen“, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt, und diese gezielt und großflächig an die gängigen elektronischen Medien verteilen. Das ist eine perfide Form der Verbreitung von Fehlinformationen und Lügen, die es zwar in der Politik immer schon gab, die jetzt aber diejenigen treffen, die sich nur noch mittels einiger weniger „social media“ informieren und die selbst kein Urteilsvermögen mehr besitzen, was eine verlässliche und was eine verfälschte Information ist.

Einzelne Experten fordern gesetzliche Regeln für Bots – etwa eine Kennzeichnungspflicht. Wie stehen Sie dazu?
Da die Wirkung von Social Bots tatsächlich die ist, dass viele Leute die willkürlich erzeugte und verbreitete Information glauben und entsprechend reagieren, muss dringend eine gesetzlich erzwungene Einschränkung geschaffen werden. Es muss, wie im Journalismus üblich und längst in verbindlichen Statuten festgelegt, auch für die Internet-Medien einen Rechtskodex geben, der zur wahrheitsgetreuen Berichterstattung und zur redlichen Meinungsäußerung verpflichtet.

Experten streiten darüber, wie groß der Einfluss von Bots etwa auf den vergangenen amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf war. Wie schätzen Sie das ein?
Das Team von Donald Trump hat nachweislich „Social Bots“ eingesetzt, um einerseits in einer frühen Phase den Zuspruch zu Trump größer erscheinen zu lassen, als er war, und andererseits die öffentliche Ablehnung und Verunglimpfung der Gegenkandidatin Hillary Clinton bis zuletzt zu schüren. Das Problem sind immer wieder die willfährigen „Follower“, die alles ungeprüft glauben und annehmen, was ihnen die zweifelhaften internetbasierten Informationsquellen vorsetzen. Wie so oft hilft da nur mehr Bildung, die einen gegen dummdreiste „fake news“ immunisiert.

Wie lässt sich verhindern, dass digitale Wahlkampfhelfer die Demokratie bedrohen?
Die Öffentlichkeit, an die sich die Verbreitung von Fehlinformationen richtet, muss viel kritischer mit den Produzenten und mit den Produkten der elektronisch unterstützten Informationspolitik umgehen. Einerseits brauchen wir also „mündige“ Bürgerinnen und Bürger, die verfälschte Informationen zu erkennen vermögen, andererseits müssen alle Medien darauf verpflichtet werden, durch eine seröse Informationspolitik solche mündigen Rezipienten erst hervorzubringen.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Isabelle Borucki
Akademische Rätin a.Z.
Universität Trier

Dr. Isabelle Borucki, Akademische Rätin a.Z. an der Universität Trier - FB III – Politikwissenschaft
Internet | Medienkompetenz

Das Internet ist nicht per se demokratisch

Warum Zensur und Verbote nicht gegen Bots und ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Isabelle Borucki
Akademische Rätin a.Z.
Universität Trier

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Ralf-Uwe Beck
Vorstandssprecher
Mehr Demokratie e.V.

Ralf-Uwe Beck, Vorstandssprecher Mehr Demokratie e.V.
Trends | Web

Chatbots im Wahlkampf können den ■ ■ ■

Warum die Politik selbst mit den Wählern reden sollte

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Ralf-Uwe Beck
Vorstandssprecher
Mehr Demokratie e.V.

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Jan-Hinrik Schmidt
Wissenschaftlicher Referent
Hans-Bredow-Institut für Medienforschung

Jan-Hinrik Schmidt, Wissenschaftlicher Referent für Digitale Interaktive Medien und Politische Kommunikation beim Hans-Bredow-Institut für Medienforschung
Trends | Web

Gesetzliche Regeln gegen Bots wären ■ ■ ■

Welche Mittel für einen sauberen Wahlkampf ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Jan-Hinrik Schmidt
Wissenschaftlicher Referent
Hans-Bredow-Institut für Medienforschung

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.