Vom Marketing bis zum Stadtrundgang per App verändert die Digitalisierung den Städtetourismus. Welche digitalen Angebote sind derzeit Ihre wichtigsten? (Bzw.: Welche herausragenden Projekte planen Sie in nächster Zukunft?)
Als ein sichtbares Beispiel kann zunächst die Zusammenarbeit der FWTM mit der Berliner Wall AG genannt werden, die seit Oktober 2015 für Bürger und Touristen ein kostenloses WLAN-Netz in der Freiburger Altstadt zur Verfügung stellt. Freiburg gehört damit zu den ersten Kommunen in Deutschland, die in ihrer (Alt-)Stadt über ein nahezu flächendeckendes Gratis-Funknetz verfügen.
Aktuell entwickelt die FWTM zusammen mit Institut Projekt M ein Tourismuskonzept zur strategischen Weiterentwicklung des Freiburg-Tourismus hinsichtlich zukünftiger Infrastruktur- und Tourismusmarketingmaßnahmen. Hierbei wir auch eine digitale Strategie herausgearbeitet. Eine erste Maßnahme, die bis Juli 2017 umgesetzt wird, ist eine neue touristische Webseite für Freiburg. Bereits jetzt betreibt die FWTM das städtische Buchungsportal, über das Hotels und Ferienwohnungen gebucht werden können. Dieser Buchungsservice wird auch Bestandteil des neuen Internetauftrittes sein, wobei hier zukünftig auch Buchungen von anderen touristischen Dienstleistungen und Pauschalen wie z.B. Packages mit Stadtführungen, Eintritte in Freiburger Sehenswürdigkeiten, und vieles mehr möglich sein werden. Die neukonzipierte Homepage wird zum inspirieren, informieren und reservieren einladen. Darüber hinaus sind weiterführende Social-Media-Aktivitäten angedacht.
Gerade der Tourismus zu klassischen Sehenswürdigkeiten spricht oft ältere Zielgruppen an. Über welche digitalen Wege sprechen Sie diese an?
Wir sprechen diese Zielgruppe über den gewohnten Marketingmix an: Print, Website, Reiseveranstalter, persönlich auf Messen und auch online bzw. im Bereich Social Media. Ein gutes Beispiel ist die von der FWTM initiierte und koordinierte Clusterinitiative HealthRegion Freiburg an. Das Ziel der HealthRegion ist es, dem Gesundheitsstandort der Region Freiburg in den nächsten Jahren Bekanntheit und ein unverwechselbares Profil als attraktive Destination für den Medizin- und Gesundheitstourismus zu geben. Die Gesundheitsregion Freiburg steht für eine Kombination aus Spitzenmedizin mit besten Behandlungsmethoden, Wellness, Gesundheitschecks und Prävention sowie höchster Lebensqualität. Zudem machen die Landschaft des Schwarzwaldes und das attraktive Gastronomie- und Freizeitangebote in Freiburg und im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz die HealthRegion Freiburg zu einer besonderen Wohlfühlregion.
Die Vermarktung der Region Freiburg als Gesundheitsregion ist in das übergeordnete Tourismuskonzept der FWTM integriert. So wurde im Bereich des digitalen Marketings die Webseite www.healthregion-freiburg.de bereits zielgruppengerecht weiter ausgebaut und Gesundheitsangebote sollen zukünftig online buchbar gemacht werden Hinzu kommen Social-Media-Aktivitäten und gezieltes Suchmaschinenmarketing.
Das Bundesverkehrsministerium plant nach Medienberichten ein bundesweites E-Ticket für den ÖPNV. Inwieweit kann das den Städte-Tourismus voranbringen? (Bzw.: Schadet es eventuell sogar, weil es Hürden für bestimmte Zielgruppen schaffen könnte?)
Eine bundesweite Einführung eines E-Tickets für den ÖPNV würde den Tarifdschungel in Deutschland übersichtlicher machen und so den Städtetouristen aus Deutschland eine einfachere Handhabung ermöglichen, da sie ein bereits bekanntes System nutzen. Wichtige wäre zudem, dass die App bzw. die mobilen Plattformen auch in verschiedenen Sprachen angelegt und intuitiv nutzbar sind. Eine übergeordnete Plattform vermeidet darüber hinaus teure Insellösungen. Als Green City begrüßt Freiburg zudem die dadurch mögliche Verringerung von Papiertickets, wobei diese natürlich nicht komplett abgeschafft werden sollten, da ansonsten für manche Zielgruppen Zugangshürden zum ÖPNV geschaffen werden.
Mit Share-Plattformen erwächst den Hotels Konkurrenz durch Privatübernachtungen. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus für Ihre Stadt?
Auf den ersten Blick ist es eine Win-Win-Situation: Der Reisende kann günstig übernachten und der Wohnungsbesitzer verdient sich etwas dazu und die Stadt profitiert von den Touristen, die mit ihrem Geld die lokale Wirtschaft ankurbeln. Zudem werden neue Zielgruppen für den Städtetourismus gewonnen. Es gibt aber auch eine Kehrseite: Gerade in Freiburg ist Wohnungsraum sehr knapp. Deshalb hat der Gemeinderat der Stadt Freiburg in 2014 eine Satzung über das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum beschlossen. Demnach ist Wohnraum zweckentfremdet, wenn er überwiegend für gewerbliche oder berufliche Zwecke verwendet oder überlassen wird. Im Ergebnis ist nun eine Genehmigung notwendig um Wohnraum an Touristen über Internetportale zu vermieten. Hat ein Wohnungsbesitzer diese Genehmigung nicht, kann die Stadt Freiburg eine Geldstrafe verhängen. Darüber hinaus stellen die Sharing-Angebote eine große Konkurrenz für die Hotellerie dar, die eine Vielzahl von Vorschriften einhalten müssen, vor allem hinsichtlich der Sicherheit des Gastes. An diese Regeln halten sich Airbnb-Anbieter oft nicht. Hier müssten meiner Meinung nach Anpassungen vorgenommen werden.