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Gegen die Verteufelung von Verbrennungsmotoren

Warum der AVD gegen Diesel-Fahrverbote ist

Herbert Engelmohr, Unternehmenskommunikation / Presse beim Automobilclub von Deutschland e.V.  Quelle: Automobilclub von Deutschland Herbert Engelmohr Unternehmenskommunikation/Presse Automobilclub von Deutschland (AvD) 21.06.2017
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Mit Diesel-Verboten Verboten "werden die Bürger zu Unrecht für die Versäumnisse der Politik bestraft", beklagt AVD-Sprecher Herbert Engelmohr. Eine Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen werde noch Jahre benötigen.







Einige Großstädte erwägen Einschränkungen für bestimmte Diesel-Autos. Hat die Motortechnik noch eine Zukunft?
Der AvD ist der Meinung, dass der Dieselmotor eine ausgereifte Technologie darstellt. Sein geringerer Kraftstoffverbrauch im Vergleich zu Benzinmotoren wird bis heute weiter optimiert. Der Verbrauchsvorteil von etwa 20 Prozent führt direkt zu vermindertem CO2 Ausstoß bei der Verbrennung, der trotz höheren Kohlenstoffanteils bei etwa 15 Prozent liegt. Bei den hohen Zulassungsanteilen von Dieseln in der deutschen Dieselstatistik (48 Prozent Anteil bei Neuzulassungen 2014) kommt ein nennenswertes Einsparpotential von Treibhausgasen zustande.

Durch den per Euro 6 Norm vorgeschriebenen Grenzwert hinsichtlich des NOx Ausstoßes führt die damit notwendige aktive Abgasnachbehandlung (Speicher- oder Selektionskatalysatoren) zur Neutralisation der im Dieselmotor entstandenen Abgase.

Der AvD wendet sich generell gegen eine einseitige Verteufelung der Verbrennungsmotoren und deren Stigmatisierung als einzige Verursacher von für den Treibhauseffekt verantwortlichen Emissionen.

Insbesondere LKW fahren besonders häufig mit Diesel. Wie können Diesel-Verbote oder ähnliche Einschränkungen die erhofften Effekte erzielen, ohne die Versorgung zu gefährden?
Der AvD spricht sich gegen Fahrverbote aus, weil diese als einseitige und punktuelle Maßnahmen nur einen geringen Teil von entstehenden Emissionen erfasst. Die dadurch erhoffte Reduzierung des Anteils des Verkehrs lässt die Gesamtbelastung der Emissionen nach Einschätzung des AvD nicht ausreichend zurückgehen. Der große Anteil von Heizungen der Haushalte, einschließlich Warmwasser, und der Industrieausstoß bleibt außen vor.

Der AvD kritisiert, dass die Politik und Behörden seit Jahren wirksame Pläne zur Entlastung der Städte vermissen lassen, die etwa mit intelligent vernetzten Warentransport- und verteilsystemen, die in den Innenstadtgebieten auch mit Elektrofahrzeugen durchgeführt werden können, den Lieferverkehr reduzieren und die Verkehrsbelastung durch Lkw und Lieferverkehr in Städten mehr als halbieren könnten. Mit solchen geplanten Verboten werden die Bürger zu Unrecht für die Versäumnisse der Politik bestraft!

Warum wird Diesel-Kraftstoff an der Tankstelle trotz der erwogenen Einschränkungen immer noch steuerlich begünstigt? Ggf: sollte das geändert werden?
Die oben angeführten Effizienzvorteile rechtfertigen durchaus die Besteuerungsdifferenz. Nach Auffassung des AvD sollte die Differenz ungeschmälert an den Verbraucher weitergegeben werden müssen. Insgesamt fordert der AvD eine Entlastung der Autofahrer bei der Kraftstoffbesteuerung. Nach einer Untersuchung der der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA), Region I (Europa), dem internationalen Dachverband der nationalen Automobilclubs, wurden 2013 insgesamt 286,3 Milliarden Euro aus auf den Bereich Verkehr bezogenen Abgaben und Steuern eingenommen, von denen lediglich 178,4 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum in die Straßennetze zurückflossen. Die Autofahrer zahlen seit Jahren zu viel und verdienen eine bessere Behandlung!

Schon die Ankündigungen von Einschränkungen haben dem Absatz von Dieselfahrzeugen geschadet – kann davon das E-Auto profitieren?
Nach Beobachtungen des AvD wirket sich die Diskussion momentan nicht in einer Art und Weise im Markt aus, die diese in der Frage vorausgesetzte Einschätzung in vollem Umfang belegt. Der AvD tritt weiter für eine Versachlichung der Diskussionen ein, um weiteren Verunsicherungen bei Verbrauchern vorzubeugen.

Eine Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen wird nicht nur nach Auffassung des AvD noch Jahre benötigen. Laut Studien und Prognosen ist nicht vor 2030 damit zu rechnen. Bis dahin muss eine leicht verfügbare Ladeinfrastruktur vorhanden sein, welche die Voraussetzung für eine problemlose Alltagsnutzung bildet.

Gerade mit Blick auf die oben angeführte Problematik von Emissionen und Treibhausgasen stellt sich die Frage nach der Herkunft des Stroms für Elektrofahrzeuge. Verfolgt man die Idee der emissionsfreien individuellen Mobilität konsequent, so mussgewährleistet sein, dass die zum Fahren benötigte Elektrizität ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen stammt.

Der AvD geht davon aus, dass Fortschritte in der Batterietechnologie sowohl die momentan noch beschränkten Reichweiten ausweiten als auch die momentan noch deutlich höheren Preise von Elektrofahrzeugen absenken werden. Der Club spricht sich aber gegen Kaufpreis-Subventionen und eine Bevorzugung in der Nutzung des Verkehrsraums aus, weil Elektrofahrzeuge nicht umweltfreundlicher hergestellt werden und den gleichen Platz benötigen, wie herkömmliche Automobile.

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