Immer mehr deutsche Filmproduzenten achten auf umweltneutrale bzw. -verträgliche Standards. Woher kommt dieser Trend aus Ihrer Sicht?
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wie den USA, Großbritannien, Belgien oder Frankreich haben die meisten deutschen Filmproduzenten leider noch kein Bewusstsein entwickelt, möglichst umweltfreundlich zu produzieren. Wir geben seit 2013 mit Unterstützung der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein das deutsch-englischsprachige Magazin Green Film Shooting heraus, das über nachhaltige Film- und Medienproduktion berichtet. Ende 2015 haben wir in Zusammenarbeit mit deutschen Branchenverbänden mehr als 1.000 Produktionsfirmen befragt, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssten, damit sie nachhaltig produzieren. Die Resonanz darauf war leider sehr gering. Die Anzahl der grün produzierten Kinofilme lassen sich in Deutschland immer noch an einer Hand abzählen.
Wir informieren auf unserer Website www.greenfilmshooting.net, mit Diskussionsrunden auf internationalen Filmfestivals wie der Berlinale oder Cannes sowie mit Workshops und Fachvorträgen über Ansätze und die Umsetzung nachhaltiger Film- und Medienproduktion. International ist das Interesse dafür weitaus größer.
Der sogenannte „Grüne Drehpass“ der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein gibt eine große Anzahl von Handlungsempfehlungen. Wann ist eine Produktion aus Ihrer Sicht nachhaltig?
Die Empfehlungen der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein orientieren sich an den Best Practices des PGA Green, der grünen Abteilung des amerikanischen Produzentenverbandes Producer‘s Guild of America. Danach gilt eine Produktion als nachhaltig, wenn sie den Grundsätzen folgt, möglichst schonend mit Ressourcen zu haushalten und umweltschädliche CO2-Emissionen zu vermeiden. Die größten Faktoren sind stets die Bereiche Energie und Transport. Ein zentraler Aspekt ist auch, auf die Verwendung von Plastik zu verzichten, was zudem Müll und somit Kosten spart.
„Green Productions“ sind teurer. Die Budgets gerade beim TV stehen dagegen unter Druck. Wie geht das zusammen?
Grünes Produzieren ist nicht zwangsläufig teurer. Es gibt viele Beispiele von Filmen, bei denen durch nachhaltige Produktionsweise Kosten gespart wurden - angefangen von der Kinodokumentation „Power to Change – Die Energierebellion“ bis hin zu dem Hollywoodfilm „The Amazing Spider-Man 2“, bei dem Columbia Pictures allein durch Recycling des Set-Materials mehr als 47.000 Dollar gespart hat. Grünes Produzieren hat viele kostensparende Effekte: LED-Leuchten benötigen weniger Strom, Bahnfahren ist günstiger als Fliegen, Fahrgemeinschaften sind effizienter als Einzelfahrten und vegetarisch zu Kochen ist günstiger als Fast Food für ein ganzes Team.
Wie sollte die öffentliche Hand aus Ihrer Sicht den Trend zu „Green Productions“ unterstützen?
In Ländern wie Großbritannien und Belgien ist die Vergabe von Auftragsproduktionen bzw. Fördermitteln an die Bedingung geknüpft, das für die entsprechende Produktion ein ökologischer Fußabdruck erhoben werden muss. Die Verknüpfung von Umweltauflagen und finanziellen Anreizen ist sicherlich ein erfolgsversprechendes Modell.
Sofern den Autofahrern die Entscheidung überlassen worden wäre, sich ein Fahrzeug mit oder ohne Katalysator zuzulegen, wäre die durch Autoabgase bedingte Luftverschmutzung wesentlich größer – und stände somit immer noch zur Diskussion.