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Grüne gegen Zwangsbeglückung mit Smart Metern

Wie die Energie digital werden kann

Dr. Julia Verlinden, Mitglied des Deutschen Bundestages, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Sprecherin für Energiepolitik Quelle: Stefan Kaminski Dr. Julia Verlinden MdB Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN 28.02.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Wer seine Daten nicht preisgeben will, sollte dazu nicht gezwungen werden", sagt die Grüne Energiepolitikerin Dr. Julia Verlinden. Von den Versorger fordert sie Transparenz. Denn: "Heute ist auf der Rechnung nur schwer erkennbar, wie viel Ökostrom und wie viel Kohle- und Atomstrom der eigene Stromanbieter tatsächlich in seinem Mix hat."







Die Deutschen befürworten flexible Stromtarife nach dem jeweiligen Energie-Angebot – viele um Kosten zu sparen. Inwieweit sind flexible Tarife auch günstiger?
Um flexible Tarife nutzen zu können, ist der Einbau von intelligenten Messgeräten nötig, um den Zeitpunkt des jeweiligen Stromverbrauchs dokumentieren zu können. Der flächendeckende Einbau von solchen Smart-Metern ist nicht billig. Die Verbraucher werden mindestens 20 Euro pro Jahr dafür zahlen müssen. Daher werden flexible Tarife nur dann günstiger sein, wenn die Ersparnisse diese 20 Euro im Jahr deutlich überschreiten. Versorger müssten entsprechend zeitlich gestaffelte Preise für den Stromverbrauch im Angebot haben, damit ein solches Modell funktionieren kann.

Eine überwältigende Mehrheit begrüßt den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2050. Was bedeutet der Komplettumstieg für die Energieproduktion und die Netze?
Wir Grüne wollen den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien schon weit vor 2050 erreichen. In Zukunft wird nicht nur der aktuelle Strombedarf gedeckt werden müssen, sondern auch ein Teil der Wärmeversorgung und der Mobilität über Strom erfolgen. Dazu muss allerdings der Ausbau der erneuerbaren Energien wieder schneller vorangetrieben werden.

Nach den Plänen der Großen Koalition werden wir erst im Jahr 2125 den Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien geschafft haben. Zusätzlich zum schnelleren Ausbau der Erneuerbaren sind auch mehr Anstrengungen beim Energiesparen und für mehr Energieeffizienz notwendig. Und auch Netzmodernisierung und Netzausbau hinken dem Bedarf noch deutlich hinterher.

Bei einem Wechsel der Stromanbieter beklagen 43 % der Befragten, dieser sei zu kompliziert. Was kann man dagegen tun?
Eigentlich ist der Wechsel des Stromanbieters schon sehr einfach gestaltet. Kunden müssen lediglich einen neuen Vertrag beim neuen Wunschanbieter abschließen. Dieser übernimmt dann die Kündigung beim alten Anbieter.

Wichtig ist allerdings eine Reform der Stromkennzeichnung. Heute ist auf der Rechnung nur schwer erkennbar, wie viel Ökostrom und wie viel Kohle- und Atomstrom der eigene Stromanbieter tatsächlich in seinem Mix hat. Wir brauchen deshalb eine Kennzeichnung, die klar zeigt, wie grün der eingekaufte Strom wirklich ist.

Viele Befragte sorgen sich bei Smart-Metern um die Sicherheit – über die Hälfte befürchtet Hackerangriffe, knapp ein Drittel sieht Datenschutz-Probleme. Wie lässt sich der Missbrauch der digitalen Infrastruktur verhindern?
Wer seine Daten nicht preisgeben will, sollte dazu nicht gezwungen werden. Es darf deshalb keine Zwangsbeglückung mit Smart Metern geben. Bei Smart Metern müssen die Sicherheitsstandards außerdem von vornherein möglichst hoch sein. Doch statt klarer Richtlinien erleben wir hier ein peinliches Gezerre zwischen verschiedenen Behörden um das sogenannte "Bundesdisplay", auf dem die Daten zum Stromverbrauch angezeigt werden sollen. So wird die Bundesregierung die Menschen nicht von neuen Technologien überzeugen können.

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