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Grüne mahnen ARD und ZDF an Programmauftrag

Warum der Sport nicht vollständig ins Pay-TV verbannt werden darf

Özcan Mutlu, Sprecher für Sport- und Bildungspolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Quelle: Bündnis 90/Die Grünen Özcan Mutlu MdB Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen 16.03.2017
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten unterliegen in Deutschland dem Rundfunkstaatsvertrag. Darin ist beschrieben, dass öffentlich-rechtliche Fernsehsender einen sogenannten „Informations- und Bildungsauftrag“ haben. "Dazu gehört in gewissem Umfang auch der Sport, denn Sport ist Teil unseres gesellschaftlichen Lebens, so Özcan Mutlu, Sprecher für Sport- und Bildungspolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Er warnt jedenfalls davor, dass der Sport ins Pay-TV abwandert.







Die deutschen Spitzen-Sportfans stehen Pay-TV offen gegenüber. Wie viel Sport braucht das Free-TV noch?
Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten (ARD, ZDF, dritte Programme) unterliegen in Deutschland dem Rundfunkstaatsvertrag. Darin ist beschrieben, dass öffentlich-rechtliche Fernsehsender einen sogenannten „Informations- und Bildungsauftrag“ haben. Dazu gehört in gewissem Umfang auch der Sport, denn Sport ist Teil unseres gesellschaftlichen Lebens. Das hat das Bundesverfassungsgericht auch in einem Urteil so bestätigt. Ein großer Teil der Bevölkerung treibt selbst Sport, mindestens genauso viele sind begeisterte Sportfans. Sport sollte auch deshalb auf keinen Fall vollständig in die Pay-TV-Sparte verbannt werden.
Ein weiterer Punkt ist hier aber auch noch wichtig: Der Spitzensport abseits des Fußballs wird in Deutschland durch den Bund, also durch die SteuerzahlerInnen, mit ca. 250 Millionen Euro jährlich gefördert. Schon deshalb haben die BürgerInnen auch einen gewissen berechtigten Anspruch darauf, dass bestimmte Sportereignisse, allen voran Olympische Spiele und Paralympics auch im Free-TV kommen.

Besonders die teuren Fußball-Rechte bei den Öffentlich-Rechtlichen werden in der Gesellschaft diskutiert. Wie wichtig ist Spitzen-Fußball bei ARD und ZDF?
Grundsätzlich muss ich vorwegsagen, dass die Programmgestaltung von ARD und ZDF geschieht und geschehen muss, ohne, dass sich die Politik einmischt. Zur Kontrolle der Öffentlich-Rechtlichen gibt es Rundfunk- bzw. Fernsehräte.

Allerdings vertrete ich die Ansicht, dass es auch Teil des Auftrags der Öffentlich-Rechtlichen ist, die Vielfalt des Sports auch im Fernsehen abzubilden. Bei immer teureren Fußballrechten können Öffentlich-Rechtliche deshalb nicht für immer mitbieten, denn schließlich muss auch Geld für andere Sportarten und Programmbereiche übrig bleiben. Hier geht es irgendwann auch um Verhältnismäßigkeit: Ist es gerechtfertigt, dass für die Übertragung einer Fußball-EM so viel Geld ausgegeben wird, wie für die Übertragung von zahlreichen Europameisterschaften anderer Sportarten zusammen? Denn das Geld ist auch in anderen Sportarten durchaus gut angelegt.

Deutsche Sportfans interessieren sich neben Fußball auch sehr stark für olympische Spiele, für die olympischen Sportarten deutlich weniger – wie können Sportarten jenseits des Fußballs dauerhaft mehr Aufmerksamkeit bekommen?
Ich denke, dass sich Sportfans für viele Sportarten begeistern lassen. Was aber nicht regelmäßig gesendet wird, darauf kann man auch nur schwer zufällig stoßen und sich dafür begeistern.

Neben Fußball sind die Wintersportarten in Deutschland sehr beliebt. Das liegt einerseits an ihrer Medienpräsenz, andererseits aber auch daran, dass sie ein gutes Format gefunden haben, sich selbst im Fernsehen zu präsentieren. Wer im Januar oder Februar bei Schneesturm am Wochenende zu Hause ist, weiß genau: Wenn ich jetzt den Fernseher anschalte, kommen Konferenzschaltungen von Wintersportwettkämpfen. Einige Sommersportarten versuchen nächstes Jahr ja etwas Ähnliches. Verschiedene Europameisterschaften finden dann zu gleichen Zeit am gleichen Ort statt. Vielleicht kann das Konzept gelingen.

Eine wichtige Informationsquelle für Fans sind regionale Tageszeitungen, die unter großem wirtschaftlichen Druck stehen. Wie lässt sich sicherstellen, dass auch künftig über Sport in der Region informiert wird?
Das ist ein neuer Themenkomplex. Tatsächlich geht es bei diesem Problem wohl weniger um die Attraktivität des Lokalsports, der sich in Lokalzeitungen ja großer Beliebtheit erfreut. Es geht wohl mehr um die Gesamtsituation regionaler Zeitungen, die teilweise sehr schwierig ist. Immer weniger Menschen lesen und abonnieren Zeitungen.

Wir könnten uns vorstellen, dass Zeitungen in Zukunft durch neutrale, gemeinnützige Stiftungen kofinanziert werden. Die Politik sollte kein Geldgeber sein, denn die Unabhängigkeit der Medien muss unbedingt gewährt bleiben. Außerdem sollten, in den Bereichen, bei denen die Berichterstattung durch private Medien nicht mehr gewährleistet werden kann, die Öffentlich-Rechtlichen ihren Auftrag verstärkt wahrnehmen.

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