Auf der CES werden verschiedene neue Sprachassistenz-Systeme vorgestellt. Welches Potenzial sehen Sie auf diesem Markt?
Sprachassistenten sind immer beliebt, weil sie sich sehr futuristisch anfühlen, spätestens seit Science-Fiction Serien wie Star Trek. Der Nutzen der Assistenten ist allerdings oft doch eher beschränkt: Zwar können einfach Fragen oder Tasks an sie übergeben werden, die Spracherkennung lässt allerdings oft zu wünschen übrig. Menschen müssen erst einige Zeit lernen, wie das Gerät angesprochen werden will und welche Aufforderungen es versteht, das führt zu Frustrationen. Auch sind die Geräte meist nicht Mehrbenutzerfähig, d. h. es kann z. B. nur ein Kalender mit dem System verbunden werden um nach der Tagesagenda zu fragen was alle anderen Hausbewohner natürlich nervt.
Für Sprachassistenten existieren diverse Einsatzzwecke, bei denen sie viel Nutzen ausspielen können, allerdings scheint der Nutzen auf persönlichen Geräten wie dem Smartphone höher zu sein als ein eigenes Gerät im Wohnzimmer: Mein Telefon kennt meine Kontakte und Kalender und einen Timer auf Zuruf stellen zu können ist gerade beim Kochen extrem nützlich. Die gerade bestehende Goldgräberstimmung halte ich allerdings für einen ziemlichen Hype.
Nach einer Bitkom-Untersuchung wollen 12 % der Befragten unbedingt stationäre Sprachassistenten nutzen, 39 % stehen der Technologie offen gegenüber. Ist das eine neue Chance für das Smart Home?
Als Unterstützung eines Smart Home können Sprachassistenten durchaus nützlich sein, denn gerade hier ist die Personalisierung oft nicht so zentral. Allerdings stehen hier die diversen inkompatiblen Standards im Weg, die hier die Integration schwerer machen: Kaufe ich den Assistenten, der mit meinen Lautsprechern kommunizieren kann, oder lieber den, der meine Heizung steuern kann? Das Frustrationspotential ist deshalb sehr hoch, insbesondere in Anbetracht der Kosten, die man in eine Smart Home Ausstattung investieren muss.
In einer besser aufgestellten Smart Home Lands Cape wären Sprachassistenten sicherlich ein wichtiger Baustein. Aber bis sich hier Standards etabliert haben, werden Sprachassistenten das Ganze auch nicht mit mehr Schwung versehen.
Auch in Autos werden Sprachassistenten immer wichtiger. Welche Vor- oder Nachteile haben Sprachassistenten beim Autofahren aus Ihrer Sicht?
Im Auto sind Sprachassistenten sicherlich mit am einfachsten zu etablieren: Viele Menschen sind es schon gewohnt, ihr Telefon per Bluetooth mit dem Auto zu verbinden, um beispielsweise frei zu sprechen oder Kontakte anzurufen. Auf dieser etablierten Basis können schon heutige Sprachassistenten mit ihren erweiterten Funktionen sehr direkt fühlbaren Mehrwert bringen: Wenn ich mein Auto direkt fragen kann, wie lange ich noch nach Hause brauche oder ob ein Thai Restaurant auf dem Weg zum Hotel liegt, dann kann ich mir hier mein Leben deutlich vereinfachen. Hier reichen die einfachen Möglichkeiten bestehender Assistenten auch schon aus.
Ablenkungen beim Autofahren zu minimieren muss - so lange Menschen Autos noch selber lenken müssen - unser Ziel sein, Sprachassistenten können hier eine große Hilfe sein.
Skeptiker sorgen sich bei digitalen Sprachassistenten um den Datenschutz. Wie berechtigt sind diese Sorgen aus Ihrer Sicht?
Es lässt sich kaum vermeiden, dass die Sprachassistenten - wenn sie über einfache Sprachanweisungen wie “Schalte das Licht ein” hinaus wollen - mit Internetbasierten Diensten der diversen Anbieter kommunizieren. Bei diesen Kommunikationen entstehen immer auch breite Profile über Nutzer, über ihre Tagesrhythmen und Bewegungsprofile, ihre Interessen und Fragen. Im Falle von Sprachassistenten fallen allerdings auch meistens Audioaufnahmen an, die unter Umständen Menschen in der Umgebung des Benutzers mit aufzeichnen und das ohne deren Wissen. Hier ist ein deutliches Problem und es existieren einfach noch keine sozialen Protokolle dafür, Gästen zu erklären, dass im eigenen Wohnzimmer der Assistent der Firma X mithört.
Es werden durch Sprachassistenten den Anbietern große Mengen von personenbezogenen Informationen bereitgestellt. Hier müssen die Anbieter für Transparenz und Eingriffsmöglichkeiten den Nutzenden gegenüber sorgen um eine Vertrauensbasis herzustellen.