Zur Verbesserung der Luft in Städten diskutiert die Politik auch über einen kostenlosen ÖPNV. Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag, vor allem mittel- bis langfristig?
Kostenloser ÖPNV ist eine von vielen Möglichkeiten gegen die Luftverschmutzung. Bei uns in Herrenberg ist kostenloser ÖPNV nicht das Thema, das im Fokus steht. Offen ist zum Beispiel die Frage, wie das langfristig finanziert werden kann. Wir setzen daher auf ein Bündel von mehreren, ineinandergreifenden Maßnahmen.
Kritiker wenden ein, dass vor allem Fußgänger und Radfahrer auf den kostenlosen ÖPNV umsteigen könnten. Welches wären die wichtigsten Maßnahmen für den Verkehrsmix der Zukunft aus Ihrer Sicht?
Aus unserer Sicht ist es erforderlich, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und besser zu steuern. Außerdem gilt es, den Verkehr deutlich mehr auf den Umweltverbund zu verlagern und den Radverkehr stärker zu fördern. Auch die Vorteile der E-Mobilität müssen besser genutzt werden. So eignen sich Elektroräder insbesondere für Kurzstrecken, etwa für den Weg zur Schule zur Kneipe oder zur Arbeit. Bürgerinnen und Bürger dazu zu bewegen, ihre tradierten Verhaltensweisen und Alltagswege zu ändern, ist eines unserer Ziele. Unsere Vision in Herrenberg ist ein gutes Miteinander, ein guter Mix.
Der ÖPNV ist Teil eines komplexen Netzes an öffentlichem Verkehr. Welche Rolle spielt das für den Verkehrsmix - und welche Stellschrauben sehen Sie hier noch zur Optimierung?
Um mehr Menschen zum Umsteigen zu motivieren, gilt es zunächst die Infrastruktur für den ÖPNV auszubauen, also das Angebot zu vergrößern und die Taktung zu verbessern. Der zweite Schritt wären attraktive Preise und Ticket-Vergünstigungen. Solche Maßnahmen können hoffentlich dazu beitragen, dass der ÖPNV mehr genutzt wird.
Welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung für den optimalen Verkehrsmix?
Ich sehe große Chancen in der Digitalisierung für den optimalen Verkehrsmix. Die digitale Vernetzung sämtlicher Maßnahmen ist ein zentrales Element unseres Maßnahmenbündels zur NOx-Reduzierung, das Herrenberg als Modellstadt beim Bund einreichen möchten. Konkret schlagen wir unter anderem eine digitale und flexible Verkehrslenkung und -steuerung sowie eine Verkehrs-App für Herrenberg vor, die Informationen zum Verkehr in Echtzeit zur Verfügung stellt.