Die Digitalisierung verändert die Prozesse in der Industrie. Wie unterstützen Sie die Unternehmen in Ihrem Bundesland auf diesem Weg?
Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse führt maßgeblich zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und der Herausbildung effizienter Wertschöpfungsketten. Es ist deshalb notwendig, dass die Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen noch stärker digitalisieren, um so an nationalen und internationalen Wertschöpfungsketten teilhaben zu können. Die von meinem Ministerium geförderte Studie „Industrie 4.0 im Maschinen- und Anlagenbau“ kommt zu dem Ergebnis, dass sich 65 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen aus Sachsen-Anhalt bereits mit „Industrie 4.0“ auseinandergesetzt haben. Das ist kein schlechter Wert, reicht aber noch nicht aus. Insofern besteht ein großer Sensibilisierungs- und Beratungsbedarf. Unter anderem ist vorgesehen, dass sich Sachsen-Anhalt an der für den Spätsommer vorgesehenen Ausschreibung zu den Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren der Bundesregierung beteiligt. Zudem haben wir eine Reihe technologieoffener Förderprogramme, z. B. zur Förderung des Wissens- und Technologietransfers, die technologieoffene FuE-Förderung und die Beratungsförderung, die kleine und mittlere Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsvorhaben nutzen können. Ein auf Digitalisierungsprojekte ausgerichtetes Förderprogramm soll insbesondere kleinen und Start-Up-Unternehmen Anreize geben, ihre Ideen für das digitale Zeitalter ausreifen zu lassen. Außerdem bringen wir uns in der bundesweiten „Plattform Industrie 4.0“ verstärkt ein. Diese bietet die Möglichkeit, dass Unternehmen durch best-practice-Beispiele von anderen Unternehmen lernen.
Die Digitalisierung gibt den Prozessen in der Logistik einen Schub. Vor welchen Herausforderungen steht Ihr Bundesland mit den zunehmenden Verkehrsströmen?
Angesichts neuer gesellschaftlicher Anforderungen an eine kluge Verkehrspolitik, verbunden mit wachsenden Warenströmen und eines sich wandelndes Nutzerverhalten insbesondere im Individualverkehr kommt der Digitalisierung von Verkehr und Logistik eine zunehmende Bedeutung zu. Die Digitalisierung ist deshalb auch ein Schwerpunktthema des Leitmarktes „Mobilität und Logistik“ der „Regionalen Innovationsstrategie 2014-2020 des Landes Sachsen-Anhalt“. Eine moderne Logistik zeichnet sich durch Schnittstellen zur digitalen Wirtschaft und zum Energiesektor aus. Einheitliche Normen und Standards für unterschiedliche Industriesektoren, für die IT-Sicherheit und den Datenschutz sind dabei ebenso zu berücksichtigen wie auch Aspekte einer geeigneten Arbeitsorganisation.
Komplexere Technologien benötigen exzellente Fachkräfte. Wie investieren Sie in Bildung und Ausbildung?
Ich bin überzeugt davon, dass sich die Arbeitswelt durch die Digitalisierung weiter verändern und vor kaum jemandem im Arbeitsalltag haltmachen wird. Monotone und gesundheitsgefährdende Tätigkeiten werden zunehmend von Maschinen übernommen, stattdessen werden kreatives Potential, Lösungskompetenz, bis zu einem gewissen Grade auch informationstechnischer Sachverstand und die Fähigkeit zum eigenverantwortlichen Arbeiten immer stärker gefragt sein. Darauf stellen sich Schul-, Berufs- und Hochschulausbildung in Sachsen-Anhalt zunehmend ein. Als Wirtschaftsminister setze ich zudem auf ein Förderprogramm, das direkt in den Unternehmen ansetzt: Junge Hochschulabsolventen helfen als „Innovationsaassistenten“ mit, die Unternehmen in eine gute digitale Zukunft zu führen.
Ein Blick in die Zukunft: Wie wird „Smart Industry“ Ihr Bundesland in den nächsten Jahren verändern?
Auch das Zukunftsthema "Smart Industry" ist ein elementarer Bestandteil unserer Innovationsstrategie. Es ist so facettenreich, dass es die gesamte Wertschöpfungskette durchdringt, angefangen von der Beschaffung über den Produktionsprozess bis hin zur Verwertung. Insbesondere in den strukturbestimmenden Branchen Sachsen-Anhalts, wie dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automobilzulieferindustrie oder der Chemie führt das zu einem ganz neuen System der Produktions- und Arbeitsorganisation. Die in vielfältigen Verbundprojekten bereits heute vorgenommene Vernetzung von Systemen der Informations- und Kommunikationstechnologien untereinander und mit dem Internet erlangt somit eine wachsende Bedeutung für die industrielle Wertschöpfung. Wegbereiter für derartige Systeme ist beispielsweise das ifak-Institut in Magdeburg. Mit dem Themenbereich „Digitale Produktionssysteme“ wird dort ein wichtiger Schritt in Richtung „Fabrik der Zukunft“ unternommen.