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Investitionen und Datensicherheit - was kostet der digitale Strommarkt?

Wie die neue Technologie die Zukunftsfragen der Energieversorung lösen soll

Uwe Schimunek, Redakteur Quelle: Meinungsbarometer.info Uwe Schimunek Freier Journalist Meinungsbarometer.info 21.04.2017

Drei Viertel der Deutschen können sich vorstellen, künftig flexible Stromtarife zu nutzen. Das ergibt eine Untersuchung des Digitalverbandes Bitkom. „Wichtigster Grund der Befürworter ist, den Verbrauch von Ökostrom zu forcieren“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Für 58 Prozent wäre das der Hauptgrund, solche Tarife zu nutzen. Allerdings erwarten auch 57 Prozent, damit Kosten sparen zu können. „Ob ein flexibler Tarif im Einzelfall günstiger werden würde, hängt sicherlich auch davon ab, ob man seinen eigenen Stromverbrauch anpasst – oder entsprechende Technologien nutzt“, erklärt Rohleder. So würden bereits private Stromspeicher vertrieben, die wie eine riesige, aber unauffällige Batterie in den eigenen vier Wänden funktionieren. Mit denen könnte etwa Sonnenstrom gespeichert und später verbraucht werden.

Fürs Sparen müsste also zunächst investiert werden. Und die Speicher sind dabei nicht das Erste. „Am Anfang werden intelligente Stromzähler für Mehrkosten sorgen, da die Technik erst einmal bezahlt werden muss“, sagt Prof. Dr. Volker Quaschnig, Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin und Sprecher für den Studiengang Regenerative Energien. Diese sogenannten Smart Meter rechnen den Stromverbrauch individuell ab und liefern die technische Basis für tageszeitabhängige Tarife. Die Grüne Energiepolitikerin Dr. Julia Verlinden schätzt, dass die Verbraucher mindestens 20 Euro pro Jahr dafür zahlen müssen. „Daher werden flexible Tarife nur dann günstiger sein, wenn die Ersparnisse diese 20 Euro im Jahr deutlich überschreiten.“

Der von den Deutschen mehrheitlich gewünscht Umstieg auf erneuerbare Energien wird aus Sicht von Bitkom-Hauptgeschäftsführer Rohleder digitale Technologien benötigen, da die dezentrale Energieproduktion in kleinen Einheiten als Technologie überlegen sei. “Riesige Kraftwerke mit Kohlegruben sind die Dinosaurier der Energieerzeugung, über kurz oder lang zum Aussterben verurteilt.“ Damit diese dezentrale Produktion gelinge, brauchen man digitale Energienetze. Genau da liegt für die Grünen-Politikerin Verlinden das Problem: „Netzmodernisierung und Netzausbau hinken dem Bedarf noch deutlich hinterher.“ Forscher Quaschnig formuliert hingegen zurückhaltender: „Zum Ausbau der Netze kann man noch nicht sehr belastbare Aussagen machen. Dazu kommt es darauf an, wo künftig die Erzeugungsanlagen und Speicher stehen werden.“

Viele Kritiker sehen bei den Smart Metern Probleme mit Datenschutz und Datensicherheit. Auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Rohleder spricht bei Energienetzen von einer kritischen Infrastruktur. Daher müsse gelten: „Wir brauchen nicht nur das leistungsfähigste und stabilste Netz der Welt, sondern auch das sicherste.“ Darin sieht er auch die Chance, „eine wichtige Leitbranche in Deutschland zukunftsfähig zu machen“. Die Grünen-Politikerin Verlinden hingegen hat den Verbraucher im Blick und fordert: „Wer seine Daten nicht preisgeben will, sollte dazu nicht gezwungen werden. Es darf deshalb keine Zwangsbeglückung mit Smart Metern geben.“ Für den Wissenschaftler Quaschnig ist letztendlich „keine Internettechnik vollständig gegen Sicherheitslücken gefeit.“ Daher sei eine kritische öffentliche Debatte hilfreich, um aufzuklären und möglichen Missbrauch zu verhindern.

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