Die Deutschen befürworten flexible Stromtarife nach dem jeweiligen Energie-Angebot – viele um Kosten zu sparen. Inwieweit sind flexible Tarife auch günstiger?
Durch die Digitalisierung der Energienetze werden künftig auch flexible Stromtarife möglich. Das heißt, Strom ist billiger, wenn gerade viel Sonnen- oder Windenergie ins Netz eingespeist wird oder wenn die Nachfrage gerade gering ist. Und er wird zu Spitzenzeiten womöglich etwas teurer sein. Nach einer aktuellen Bitkom-Umfrage kann sich eine große Mehrheit von drei Vierteln der Bundesbürger vorstellen, einen solchen Tarif zu nutzen. Gerade einmal drei Prozent lehnen solche Angebote rundweg ab. Wichtigster Grund der Befürworter ist, den Verbrauch von Ökostrom zu forcieren. Das geben 58 Prozent derjenigen an, die flexible Stromtarife nutzen wollen. 57 Prozent erwarten, damit Kosten sparen zu können. Und 39 Prozent finden eine solche Preisgestaltung schlicht gerechter. Ob ein flexibler Tarif im Einzelfall günstiger werden würde, hängt sicherlich auch davon ab, ob man seinen eigenen Stromverbrauch anpasst – oder entsprechende Technologien nutzt. So werden inzwischen private Stromspeicher vertrieben, die wie eine riesige, aber unauffällige Batterie in den eigenen vier Wänden funktionieren. Sie werden aufgeladen, wenn die Solaranlage gerade viel Strom produziert oder der Strom günstig bezogen werden kann. Und die geladenen Batterien speisen dann die Geräte, wenn keine Sonne scheint oder Strom teurer verkauft wird.
Eine überwältigende Mehrheit begrüßt den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien. Was bedeutet der Komplettumstieg für die Energieproduktion und die Netze?
Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, die Energieversorgung bis 2050 komplett auf erneuerbare Energien umzustellen. Mehr als drei Viertel der Bundesbürger halten diese Entscheidung für richtig. Damit einher geht eine Richtungsentscheidung: Small is beautiful. Die dezentrale Energieproduktion in kleinen Einheiten ist die überlegene Technologie. Riesige Kraftwerke mit Kohlegruben sind die Dinosaurier der Energieerzeugung, über kurz oder lang zum Aussterben verurteilt. Damit diese dezentrale Produktion gelingt, brauchen wir Vernetzung, brauchen wir digitale Energienetze. Und diese digitalen Netze sind die Basis für Start-ups und innovative Unternehmen, völlig neue Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln und weltweit zu exportieren.
Bei einem Wechsel der Stromanbieter befürchten 43 % derjenigen, die noch nie den Anbieter gewechselt haben, dieser Wechsel sei zu kompliziert. Was kann man dagegen tun?
Einfach mal ausprobieren, den Stromanbieter zu wechseln. Denn es sind diejenigen, die noch nie gewechselt haben, die Angst vor einem komplizierten Prozess haben. Dabei ist der Wechsel einfach und unbürokratisch – und niemand muss Angst haben, plötzlich ohne Strom zu Hause zu sitzen, weil etwas schiefgegangen ist. Das zeigt auch ein anderes Ergebnis: 12 Prozent der Stromkunden haben erst einmal den Anbieter gewechselt, 27 Prozent aber zweimal oder öfter. Man könnte auch sagen: Wer den Schritt einmal gewagt hat stellt fest, dass es nicht so schwierig ist, wie vielleicht befürchtet.
Viele Befragte sorgen sich bei Smart-Metern um die Sicherheit – über die Hälfte befürchtet Hackerangriffe, knapp ein Drittel sieht Datenschutz-Probleme. Wie lässt sich der Missbrauch der digitalen Infrastruktur verhindern?
Diese Sorgen sollte und muss man ernstnehmen. Wir sprechen bei den Energienetzen von einer kritischen Infrastruktur. Gerade mit Blick auf die Digitalisierung der Netze muss gelten: Wir brauchen nicht nur das leistungsfähigste und stabilste Netz der Welt, sondern auch das sicherste. An dieser Stelle können deutsche Anbieter aber sogar punkten, wenn sie IT-Sicherheit und Datenschutz in den Mittelpunkt rücken. Die Digitalisierung der Energienetze ist nicht nur die Möglichkeit, unseren Strommarkt effizienter und ökologischer zu machen oder Kosten zu sparen. Sie bietet die Chance, eine wichtige Leitbranche in Deutschland zukunftsfähig zu machen und dafür zu sorgen, dass unsere heimischen Unternehmen internationale Leitanbieter auf dem Weltmarkt bleiben oder werden.