Mobiles Fernsehen war auf der diesjährigen CeBIT (15.03. - 21.03.) Topthema im Bereich der digitalen Kommunikation. Aussteller präsentierten zahlreiche Geräteneuheiten mit Sonderfunktionen wie Programmführern oder Bild-in-Bild-Funktionen. Und die Politik sparte nicht mit Lob für den neuen Wirtschaftssektor: „Die dynamische Entwicklung bietet eine einmalige Chance für die europäische IKT-Branche. Sie wird aufgrund ihres innovativen Potenzials nachhaltig zu mehr Wachstum und Beschäftigung beitragen“, so der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos.
Allerdings wurde nicht von allen Seiten gelobt: EU-Medien-Kommissarin Viviane Reding rief Mobilfunkanbieter und TV-Sender auf einem informellen Treffen der EU-Telekommunikationsminister zur Eile auf, sich auf einen einheitlichen Standard für Handy-TV zu verständigen. Sollte sich die Branche bis zum Sommer nicht einigen, könne sie DVB-H rechtzeitig zur Fußball-EM 2008 als Standard anordnen. Auf diese Weise solle der Industrie beim Zukunftsthema Handy-TV ein einheitlicher Weg gewiesen werden, so Reding. Eine aktive und europaweit koordinierte Strategie sei notwendig.
Mobilfunkanbieter wie Vodafone, O2 und T-Mobile, die in Deutschland auf DVB-H setzen, dürfte das gefreut haben. Nicht so Deutschlands ersten Mobile-TV-Provider MFD (Mobiles Fernsehen Deutschland), der sein DMB-Programmangebot für die Dauer der Messe gerade verdoppelt hatte. MFD-Geschäftsführer Jens Stender sprach sich für eine Konvergenz beider Standards aus: „Mit DMB und DVB-H gibt es zwei gleich starke Technologien, um mobiles Fernsehen zu realisieren. Eine Kombination beider Standards ist technisch möglich und bietet dem Kunden sowohl eine optimale Versorgung als auch eine große Programmvielfalt.“
Mit dieser Meinung ist Stender nicht allein. „Wir sehen keinen Anlass, regulatorisch vorzugehen“, so Reinhold Albert, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten. „Langfristig kann nur der Markt entscheiden, welcher der Standards sich durchsetzen wird. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass beide nebeneinander existieren.“ Kritik an der einseitigen Haltung der EU-Kommissarin kam auch vom WorldDMB Forum. Es sei geradezu lächerlich zu denken, dass ein System überall einsetzbar sei, sagte WorldDMB-Präsident Quentin Howard. Jedes Land müsse auf seine eigenen Bedürfnisse und Märkte Rücksicht nehmen: „Technologie ist ein Prozess, der sich schnell und ständig verändert. Es wäre schädlich für die europäische Wirtschaft, wenn die Kommission einen bestimmten Standard vorschriebe.“ Zudem halte Reding sich nicht an das verabredete Gebot zur Technologieneutralität.
Während Politik und Wirtschaft die Auseinandersetzung hinter geschlossenen Türen führten, konnten die Messebesucher in den Hallen bereits erste Lösungen des Problems besichtigen - Empfangsgeräte, die den Nutzer sowohl mit DMB als auch DVB-H, DAB und DVB-T versorgen.