Am 29. März beginnt der Regelbetrieb von DVB-T2. Wie gut sind nach Ihrer Einschätzung die Verbraucher aktuell informiert? Gibt es ggf. noch Kommunikationsbedarf in den letzten Tagen vorm Start?
Wir stellen fest, dass in der Bevölkerung noch große Unkenntnis und Unsicherheit herrscht, was für eine Art Umstellung auf sie zukommt, welcher Übertragungsweg überhaupt betroffen ist und etwa auch, was nun in den Regionen gilt, die am 29. März nicht umgestellt werden. Insgesamt scheint aus unserer Sicht die Angst groß zu sein, nach der Umstellung kein Fernsehen mehr zu haben. Forciert wurde die Unsicherheit nicht zuletzt durch Werbeansprachen der letzten Wochen, die suggerierten, dass ohne ein entsprechendes Handeln der Nutzer – insbesondere der Abschluss eines neuen Vertrags – der Bildschirm bald schwarz bleibt. Wir sehen also unterm Strich noch einen enormen Kommunikationsbedarf auf der Zielgeraden der Umstellung.
Wurden nach Ihrer Einschätzung in Ihrem Bundesland die Verbraucher und der Handel von den Sendernetzbetreibern und den Programmanbietern unabhängig und gut informiert?
Der Handel ist nach unserem Eindruck recht spät auf den DVB-T2-HD-Zug aufgesprungen. Noch vor einem Jahr war es schwierig, eine kompetente Beratung dazu beim Fachhändler zu bekommen. Inzwischen sind die Läden voller Werbung, etwa auch, was die Nutzung von Bezahl-Fernsehen über DVB-T angeht. Dies wiederum verwirrt die Leute oftmals dahingehend, dass der Eindruck entstehen kann, Antennenfernsehen würde komplett zum Pay-TV. Das stimmt ja aber gerade nicht. Die öffentlichen-rechtlichen Programme waren immer frei empfangbar und das wird auf jeden Fall auch so bleiben. Gerade vor dem Hintergrund dieser massiven Werbung für kostenpflichtiges Privatfernsehen auf allen denkbaren Kanälen wäre eine deutliche und unabhängige Informationsstrategie der Sendenetzbetreiber wünschenswert.
Markbeobachtungen haben ergeben, dass die Kommunikation am Point of Sale für die Enderbraucher durchaus verwirrend ist -- auch aufgrund der flächendeckenden Werbebotschaften von Freenet TV, die nicht von DVB-T2 sprechen, sondern von Freenet-TV. Die öffentlich-rechtlichen Programmanbieter werben wiederum mit DVB-T2 und erwähnen nicht das Freenet-TV. Wie soll jetzt der Verbraucher, wissen, welches Geräte er für welche Programme kaufen muss und wofür er was ggf. bezahlen muss? Müssten hier stärker marktunabhängige Informationen eingesetzt werden auch nach dem Start am 29. März?
Wir sehen es tatsächlich auch so, dass etwa die öffentlichen-rechtlichen Programme als Transmitter unabhängiger Informationen, sich hier stärker engagieren und darüber informieren müssten, dass deren kostenloser Empfang ja gerade der Mehrwert des Antennenfernsehens ist. Es geht dabei vor allem darum, das Verhältnis von Freenet TV und DVB-T bzw. dasjenige von kostenpflichtigem Privat- und kostenlosem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in die richtige Beziehung zu setzen und entsprechend aufzuklären. Solange das nicht der Fall ist, wird noch vielen Antennenfernsehzuschauern unklar bleiben, ob sie das CI+-Modul zwingend miterwerben und einen Freenet TV-Vertrag abschließen müssen oder nicht.