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LFK für flexiblere Fördermöglichkeiten beim Lokal-TV

Wie die Sender fit für die digitale Zukunft werden können

Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) Quelle: LFK Dr. Wolfgang Kreißig Präsident Landesanstalt für Kommunikation (LFK) 17.11.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Die Landesmedienanstalten sollten darum in Zukunft auch die Möglichkeit erhalten, neue Formen wie etwa bestimmte Sendeformate oder den Aufbau und Betrieb von regionalen Medienplattformen finanziell zu fördern", sagt LFK-Präsident Dr. Wolfgang Kreißig. Seine Anstalt steckt schon jetzt fast 3 Millionen Euro in die Must Carry-Sender in Baden-Württemberg.







Zeitungsredaktionen dünnen die Lokalredaktionen aus, auf der anderen Seite entstehen private Blogs und Angebote im Netz – welche Rolle spielt Lokal-TV heute in der regionalen Medienlandschaft?
Die neuen digitalen Möglichkeiten verändern den Journalismus, die Plattformen und Ausspielwege und dadurch auch die Mediennutzung. Erst einmal können neue Angebote im Netz wie etwa Blogs durchaus eine Erhöhung der Meinungsvielfalt bedeuten. Und das ist grundsätzlich zu begrüßen. Allerdings ist bei diesen Angeboten von den Nutzerinnen und Nutzern häufig nicht erkennbar, mit welcher journalistischen Qualität bspw. ein Blogger arbeitet. Deshalb brauchen wir nach wie vor und insbesondere im Netz anerkannte Marken, die für seriösen Journalismus stehen, wie etwa die Angebote der Zeitungsverlage sowie der öffentlich-rechtlichen und der privaten Rundfunkveranstalter. Baden-Württemberg ist eines der wenigen Länder, das über ein flächendeckendes Netz von regionalen Fernsehsendern verfügt, die seit vielen Jahren mit ihren Programmen über Kabel und Satellit die Bürger über das regionale Geschehen informieren. Diese journalistischen Angebote ergänzen die landesweite Berichterstattung und tragen zur Medienvielfalt bei. Allerdings dürfen sich lokale und regionale TV-Veranstalter nicht mehr nur als reine Fernsehsender verstehen, sondern müssen ihre Kompetenzen in die neue digitale Welt einbringen. Nur, wenn der Content überall verfügbar ist, kann Lokal TV in der Medienlandschaft eine relevante Rolle spielen und auch neue junge Nutzer für seine Inhalte gewinnen. Mit eigenen Mediatheken, mit Präsenz in den sozialen Netzwerken, Smart TV und Apps gehen die Sender diesen Weg.

Apps, Streaming, Mobil - die Inhalte müssen über immer mehr Plattformen zum Zuschauer gebracht werden. Wie lässt sich das refinanzieren?
Diese Frage beschäftigt die lokalen und regionalen Fernsehsender aber natürlich auch die LFK und ihre Gremien intensiv. Hier fallen tatsächlich in den nächsten Jahren besondere Technik- und Entwicklungskosten an. Die LFK fördert 2017 mit fast 3 Millionen Euro die Must Carry-Sender in Baden-Württemberg. Das ist ein hoher Betrag auch vor dem Hintergrund rückläufiger Mittel der LFK. Die Sender selbst sind daher noch stärker gefordert, enger zusammenzuarbeiten, neue Kooperationen einzugehen, gemeinsame Vermarktungsformen zu etablieren und auch die Vernetzung mit innovativen Startups voranzutreiben - und natürlich aktuelle journalistische Inhalte zu produzieren, die die Nutzerinnen und Nutzer im Blick haben. Hier gibt es bereits neue Ansätze.

Auf dem diesjährigen Lokal-TV-Kongress beklagten Anbieter, dass regionale Werbegelder aus den Regionen abfließen und es neue rechtliche Regeln geben müsse. Was sollte sich ändern?
Ich sehe langfristig nicht, wie man rechtlich verhindern will, dass auch regionale Werbegelder zu den großen Playern wandern. Das ist erst einmal der Markt. Die regionalen und lokalen Sender verfügen aber im Vergleich zu den globalen Playern über zunehmend gefragte Inhalte, nämlich den lokalen und regionalen Content, also die Storys, die vor der eigenen Haustür passieren. Wenn diese gut und zeitgemäß aufbereitet sind, werden sie ihre Nutzerinnen und Nutzer finden und die Unternehmen vor Ort für Werbung gewinnen. 

In Deutschland aber auch international (etwa in der Schweiz) wird Lokal-TV sehr verschieden gefördert. Welche Instrumente gibt es bei Ihnen und welche können Sie sich in Zukunft vorstellen?
Bisher sehen die gesetzlichen Grundlagen nur eine technische Förderung vor. Aber auch hier muss neu gedacht werden. Ich glaube, wir brauchen erweiterte und flexiblere gesetzliche Fördermöglichkeiten für private Rundfunkveranstalter. Denn wenn man die neuen digitalen Inhaltsformen als Chance für regionale Veranstalter versteht, dann greift eine technische Infrastrukturförderung in der konvergenten Welt zu kurz und beschränkt die Entwicklungsmöglichkeiten der regionalen Fernsehanbieter. Die Landesmedienanstalten sollten darum in Zukunft auch die Möglichkeit erhalten, neue Formen wie etwa bestimmte Sendeformate oder den Aufbau und Betrieb von regionalen Medienplattformen finanziell zu fördern. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass die regionalen Veranstalter nicht von der Marktentwicklung abgehängt werden, setzt aber gesetzliche Veränderungen voraus.

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