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Logistik-Dienstleistungen in Deutschland zu billig

Wie Hermes auf den Fachkräftemangel reagiert

Ingo Bertram, Head of Corporate PR & Content Corporate Communications Hermes Europe GmbH Quelle: Hermes, Rolf Otzipka Ingo Bertram Head of Corporate PR & Content Corporate Communications Hermes Europe GmbH 12.10.2017
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Uwe Schimunek
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Auch Hermes bemerkt zunehmend einen Mangel an Arbeitskräften. "Betroffen ist insbesondere die sog. Letzte Meile, also die klassische Paketzustellung an der Haustür", sagt Ingo Bertram, Head of Corporate PR & Content Corporate Communications Hermes Europe GmbH. Aktuell könne man die Versorgung sicherstellen. Doch langfristig könne die weit verbreitete Gratismentalität nicht funktionieren.







Der DSLV schlägt Alarm: In der deutschen Logistikbranche fehlen zehntausende Fahrzeugführer. Wie dramatisch ist die Lage bei Ihnen?
Auch wir bemerken zunehmend einen Mangel an Arbeitskräften. Betroffen ist insbesondere die sog. Letzte Meile, also die klassische Paketzustellung an der Haustür. Hier ist der Arbeitsmarkt in einigen Regionen Deutschlands de facto annähernd leer, vor allem weil in der Paketbranche in den vergangenen Jahren mehrere zehntausend neue Jobs entstanden sind. Dieser Realität kann sich die Branche nicht mehr verschließen.

Der Fahrermangel fällt gerade in eine Zeit, in der immer mehr Menschen Waren online bestellen und geliefert bekommen – drohen Versorgungsengpässe?
Aktuell können wir eine Versorgung sicherstellen, notfalls unter Zuhilfenahme von Zeitarbeitskräften. Man muss allerdings klar sagen: Mittelfristig könnten sich bei einem weiterhin derart starken Mengenwachstum durchaus in einzelnen Regionen kurzfristige Engpässe ergeben, vor allem an Tagen mit hohen Sendungsmengen, die deutlich über Planniveau liegen.

Durch den Fahrermangel steigt das Lohnniveau – welche Auswirkungen hat das Ihrer Ansicht nach auf den Preis von Waren?
Das können wir nicht beantworten. Unserer Sicht nach sind Logistikdienstleistungen in Deutschland – darunter insbesondere der Paketversand –  auch im europäischen Vergleich deutlich zu günstig. Die Margen pro Paket sind gering, während der Innovations- und Investitionsdruck der Branche kontinuierlich steigt. Die zunehmenden Paketmengen wollen schließlich schnell und fachmännisch abgewickelt und transportiert werden und das am besten CO2-neutral, elektrisch und binnen weniger Stunden. Das kann mit der hierzulande weit verbreiteten Gratismentalität nicht länger funktionieren. Das muss insbesondere der Verbraucher lernen. Dazu empfehle ich Ihnen folgenden Artikel: https://newsroom.hermesworld.com/thomas-horst-preise-im-paketversand-wir-brauchen-50-cent-mehr-12594/

Weltweit werden derzeit Lösungen mit Autopiloten oder autonom fahrenden Kraftwagen entwickelt. Welche Auswirkungen könnte das mittel- und langfristig auf den Fachkräftemarkt in der Branche haben?
Autonom oder auch bloß teilautonom agierende Fahrzeuge oder auch Roboter und Drohnen sind natürlich eine hochspannende Entwicklung, dem jetzigen Stand der Technik und Gesetzeslage nach zu urteilen aber noch weit von einer regulären, breiten Markteinführung, die über Tests hinausgeht, entfernt. Insofern beobachten wir diese Entwicklung natürlich sehr gespannt und haben bspw. mit dem Test von Starship-Robotern (https://newsroom.hermesworld.com/starship) auch schon eigene Projekte dieser Art lanciert. Eine Auswirkung auf den erwähnten Personalmangel aber werden solche Entwicklungen, wenn überhaupt, wohl erst sehr langfristig zeigen – aber immerhin.

Ein Grund für den Fahrermangel sind die schwierigen Arbeitsbedingungen der Fahrer – etwa wegen mangelnder Parkplätze an Autobahnen. Was würden Sie sich diesbezüglich von der Politik wünschen?
Die Politik muss erkennen, dass der wirtschaftliche Erfolg unseres Landes ganz maßgeblich an und mit der Logistik zusammenhängt – und dementsprechend handeln. Gerade mit Blick auf Ladezonen in den chronisch zugeparkten Innenstädten sehe ich hier durchaus Potenzial, aber auch was die Bereitstellung von Flächen z.B. für Micro Depots betrifft. Andererseits sei an dieser Stelle aber auch erwähnt, dass uns z.B. die Hamburger Behörden im Vorfeld unseres Testlaufs mit Starship-Robotern in Hamburg sehr vorbildlich unterstützt und ganz maßgeblich zum Erfolg des Projekts beigetragen haben. Das Beispiel zeigt: Es findet an vielen Stellen bereits ein Umdenken statt. Das ist richtig und wichtig, damit wir auch in künftig für den weiterhin stark wachsenden Onlinehandel gerüstet sind.

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