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Lokal-TV kann sich aus Werbung nicht finanzieren

Was die Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern für die Sender tut und tun will

Bert Lingnau, Direktor der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern Quelle: MMV Bert Lingnau Direktor Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern 16.11.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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" Lokal-TV wird zwar öffentlich immer mehr wahrgenommen, die Finanzierung der Veranstalter allein aus der Werbevermarktung funktioniert hingegen nicht", konstatiert MMV-Direktor Bert Lingnau. Dabei weiß er das lokale Fernsehen zu schätzen, schließlich ist es "neben der Regionalzeitung das einzige Medium, das noch längere Inhalte liefert und somit eine bedeutende Rolle für die demokratische Meinungsbildung – gerade im ländlichen Raum – spielt."







Zeitungsredaktionen dünnen die Lokalredaktionen aus, auf der anderen Seite entstehen private Blogs und Angebote im Netz – welche Rolle spielt Lokal-TV heute in der regionalen Medienlandschaft?
Neben den angesprochenen Lokalzeitungen und dem lokalen bzw. regionalen Rundfunk bilden die lokalen TV-Programme das dritte Standbein der regionalen Medienlandschaft. Ihre Rolle als verlässlicher und seriöser Informationslieferant ist gerade in Zeiten von „Fake-News“-Debatten wichtiger denn je.

Apps, Streaming, Mobil – die Inhalte müssen über immer mehr Plattformen zum Zuschauer gebracht werden. Wie lässt sich das refinanzieren?
Neue Verbreitungswege kosten Geld, bringen aber auch eine höhere Reichweite und erschließen zusätzlich neue Werbekanäle und Werbeformen. Die Herausforderung besteht hierbei, die Zuschauenden dort abzuholen, wo sie üblicherweise nach Informationen suchen bzw. diese erwarten, um sie dann auf das eigene Portal oder die eigene Webseite „zu lotsen“. Facebook z.B. erlaubt keine Fremdwerbung, daher ist es sinnvoll, dort nur kleine Ausschnitte des Programms zu zeigen, um die Nutzenden auf die eigene Webpräsenz zu locken. Dort sind dann wieder Werbe-Schaltungen durch den TV-Veranstalter möglich und somit Einnahmen akquirierbar.

Auf dem diesjährigen Lokal-TV-Kongress beklagten Anbieter, dass regionale Werbegelder aus den Regionen abfließen und es neue rechtliche Regeln geben müsse. Was sollte sich ändern?
Die Klage der Anbieter ist durchaus berechtigt: Lokal-TV wird zwar öffentlich immer mehr wahrgenommen, die Finanzierung der Veranstalter allein aus der Werbevermarktung funktioniert hingegen nicht. Das Geschäft der Veranstalter hat sich vom eigentlichen Kerngeschäft weg hin in Richtung „Auftragsproduktion“, z.B. Imagefilme für Firmen, verlagert. Nach wie vor ist lokales Fernsehen jedoch neben der Regionalzeitung das einzige Medium, das noch längere Inhalte liefert und somit eine bedeutende Rolle für die demokratische Meinungsbildung – gerade im ländlichen Raum – spielt. Nur mit glaubwürdigen Inhalten in guter journalistischer Qualität kann ein solcher Meinungsbildungsprozess begleitet werden. Trotz verschiedener Kooperationsmodelle zwischen Lokal-TV-Sendern mit Zeitungsverlagen oder zwischen den Lokal-TV-Sendern untereinander fließen enorme Mengen an Werbegeldern zu großen Plattformen wie YouTube. Die Medienanstalten sind sich einig, dass die wirtschaftliche Lage von Lokal-TV insgesamt verbessert werden muss. Die herkömmliche lineare Verbreitung von lokalen Inhalten ist zugleich auch die teuerste Form der Programmverbreitung. Daher ist es notwendig und zeitgemäß, dass diese Form zunehmend durch weitere Ausspielwege ergänzt wird. Gute journalistische Qualität und zeitgemäße Verbreitungswege kosten jedoch viel Geld. Die Landesmedienanstalten sollten sich daher für eine gemeinsame Förderung von Lokal-TV in jeglicher Hinsicht einsetzen und beim Gesetzgeber die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen einfordern.

In Deutschland aber auch international (etwa in der Schweiz) wird Lokal-TV sehr verschieden gefördert. Welche Instrumente gibt es bei Ihnen, und welche können Sie sich in Zukunft vorstellen?
Die Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern darf laut Landesrundfunkgesetz lediglich die technische Infrastruktur der Sender sowie Projekte für neuartige Rundfunkübertragungstechniken fördern, was auch passiert. Gefördert wird z.B. die zentrale Einspeisung der Lokalprogramme in verschiedene Kabelnetze von Berlin aus sowie die Verbreitung einiger Programme per Satellit (Astra 19,2 Ost). Hierfür betreibt die Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern zusammen mit der Medienanstalt Berlin-Brandenburg den Satellitenkanal BB-MV-Lokal-TV, auf dem täglich zwischen 17 und 23 Uhr die Programme verschiedener lokaler TV-Veranstalter aus Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg ausgestrahlt werden. Der Kanal bietet außerdem eine HbbTV-Funktionalität. Mit einem geeigneten TV-Gerät kann damit auf die Mediatheken der Lokal-TV-Veranstalter zugegriffen werden.

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