Während der Lokalrundfunktage in Nürnberg (03. - 04.07.) haben rund 1.000 Medienexperten, Politiker und Veranstalter aus Deutschland, Österreich sowie der Schweiz über die Zukunft des lokalen Rundfunks diskutiert. An den beiden Veranstaltungstagen fanden insgesamt 19 Workshops statt, debattiert wurde unter anderem über die möglichen Konzepte zur Digitalisierung des Hörfunks, die veränderten Hörergewohnheiten sowie die künftige Finanzierung des Lokalrundfunks in Bayern.
Bereits in seiner Eröffnungsrede forderte der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, die Vertreter des lokalen Hörfunks auf, die Potentiale der Digitalisierung zu nutzen. „Die ideale Ausgangsposition wäre, wenn Lokalradio auf allen digitalen Plattformen verbreitet werden würde. Da wir mittlerweile von etwa einem Dutzend unterschiedlicher Plattformen reden, ist dies jedoch aus wirtschaftlichen Gründen illusorisch. Es kommt also darauf an, sich auf die wichtigsten Verbreitungswege zu konzentrieren und die eigenen Stärken optimal einzusetzen.
Für Ring steht fest, dass das Lokalradio künftig vor große Herausforderungen gestellt werde. Nicht nur die neuen Übertragungstechniken, sondern auch die veränderten Hörergewohnheiten gelte es zu meistern, so der BLM-Präsident im Workshop „Die neue Finanzierung des Lokalrundfunks“. Vor allem junge Hörer würden sich vom klassischen Radio abwenden und sich an neuen technischen Standards, wie beispielsweise MP3-Playern, orientieren.
Eine generelle „Überlebensstrategie“ für die lokalen Programmveranstalter hatten die Workshop-Teilnehmer jedoch nicht parat. Die Runde gab jedoch zwei Ratschläge: Zum einen sollten die Sender die Information nicht vernachlässigen, zum anderen sollten sie das Internet nicht als Risiko, sondern als Chance begreifen. „Damit sie jedoch im Wettbewerb bestehen können, brauchen die Sender Planungssicherheit“, so Ring weiter. Derzeit liege der Zuschussbedarf der privaten Lokalsender in Bayern bei rund einem Drittel der Gesamtausgaben.
CSU-Generalsekretär Markus Söder und CSU-Medienpolitiker Hans Gerhard Stockinger sicherten diese Planungssicherheit zu. Die beste Lösung wäre eine gesplittete Rundfunkgebühr, waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Stockinger wies jedoch darauf hin, dass dafür eine Änderung des Rundfunkgebührenstaatsvertrages nötig sei. Dem müssten allerdings alle 16 Bundesländer zustimmen. „Wir bemühen uns derzeit um eine Lösung.“ Sollte keine Einigung erzielt werden, werde man andere Finanzierungsmöglichkeiten finden. „Wir wollen und werden die Vielfalt des bayerischen Lokalrundfunkes erhalten“, betonte Söder.
Derzeit werden in Bayern über 60 Lokalradioprogramme und circa 30 lokale Fernsehangebote verbreitet. Der Aufbau wurde vor allem durch das Teilnehmerentgelt, den so genannten Kabelgroschen, finanziert, das jedoch in zwei Jahren ausläuft.