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Mainz für Flexibilität statt Zwang

Welche Rolle E-Ladestationen für die Stadtentwicklung spielen

Katrin Eder, Dezernentin Umwelt, Grün, Energie und Verkehr, Landeshauptstadt Mainz Quelle: Landeshauptstadt Mainz Katrin Eder Dezernentin Landeshauptstadt Mainz 20.07.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Ab 2025 will die EU-Kommission „intelligente“ Ladestationen für private/gewerbliche Stellplätze mit mehr als zehn Parkplätzen vorschreiben. Katrin Eder, Dezernentin Umwelt, Grün, Energie und Verkehr, Landeshauptstadt Mainz, sieht grundsätzlich Probleme im Zwang. "Eigentlich sollte die Immobilienwirtschaft aus Eigeninteresse (spätere Vermarktung etc.) von sich aus E-Ladestationen (bzw. die Grundlagen hierfür) vorsehen." Wichtig sei, so flexibel wie möglich zu bleiben. Das fange grundsätzlich mit Stadtentwicklung und Quartiersplanung an, geht über alternative Formen der Mobilität wie Sharingmodelle und reicht bis zur Synthese, das Ganze systemisch als Kreislauf zu betrachten.







Ab 2025 will die EU-Kommission „intelligente“ Ladestationen für private/gewerbliche Stellplätze mit mehr als zehn Parkplätzen vorschreiben. Was halten Sie von den europäischen Plänen einer Zwangsverpflichtung für Ladestationen?
Laut unseren Recherchen herrscht noch Uneinigkeit, ob und wann diese Regelung eingeführt werden soll. Grundsätzlich sehe ich Probleme im "Zwang": Eigentlich sollte die Immobilienwirtschaft aus Eigeninteresse (spätere Vermarktung etc.) von sich aus E-Ladestationen (bzw. die Grundlagen hierfür) vorsehen. Dies muss in einem ersten Schritt nicht die konkrete Wallbox oder Schnelladesäule sein , aber zumindest die Leerohre und die Schaffung der entsprechenden technischen Grundlagen (entspr. Spannung, entsprechende Abrechnungsintelligenz und Zugänglichkeit).
Interessant: Die Immobilienwirtschaft kritisiert die Einführung, mit dem Hinweis, dass noch nicht klar sei, ob es für Elektromobilität überhaupt einen Markt gäbe. Dass es in Richtung "erneuerbare Energien" gehen werde, ist klar, nur nicht, wie die Technologie aussehen wird, so z.B. ob Brennstofftechnologie oder Batterieladung bzw. ob induktive Ladung oder Ladung per Kabel. Daher ist es wichtig, so flexibel wie möglich zu bleiben. Das fängt grundsätzlich mit Stadtentwicklung und Quartiersplanung an, geht über alternative Formen der Mobilität wie Sharingmodelle und reicht bis zur Synthese, das Ganze systemisch als Kreislauf zu betrachten. Dann sind übrigens die Kosten auch nicht mehr so hoch, sondern es lassen sich Kosten sparen. Das Beispiel mit dem Energiekreislauf wäre eine dezentralisierte Stromversorgung mit Solarzellen auf Hausdächern und die Nutzung der lokalen (Fahrzeug)-Energiespeicher (als Zwischenspeicher), kombiniert mit dem Sharinggedanken, um weiter Kosten zu sparen. Dies ist übrigens keine Fiktion, sondern wird schon in kleinen Modellprojekten praktiziert. Derzeit läuft in Mainz ein BMVI-Projekt, das sich genau mit Elektromobilität in (neuen) Quartieren beschäftigt.

Wie würde sich eine solche Zwangsverpflichtung in Bezug auf die Verkehrsinfrastruktur und das städtische Unternehmertum auswirken?
Das ist nicht abzusehen, wahrscheinlich aber (siehe oben) eher unspektakulär. Wir haben eine ähnliche Diskussion schon bei der Barrierefreiheit gehabt. Kurzfristig mögen sich Mehrkosten ergeben, Manche Dinge sind fast kostenneutral und können schon früh bei der Planung berücksichtigt werden, z.B. entspr. Positionierung der Parkflächen, entsprechende (Leer)-Verkabelung. Auf Dauer wird es für alle günstiger und langfristig gesehen, werden nur diejenigen, die entsprechend vorgesorgt haben, die Nase vorne haben und Ihre Immobilie besser vermarktet bekommen. Nicht ohne Grund werben schon jetzt große Dienstleister und Unternehmen heute mit (kostenfreier) Ladeinfrastruktur.

Was können Sie als Kommune ggf. tun, damit Unternehmen finanziell nicht durch eine Zwangsverpflichtungen zu stark belastet werden?
Wir sind wahrscheinlich ähnlich wie bei der Luftreinhaltung gebunden an die entspr. Vorgaben der EU, das heisst, wie sind in einer passiven Rolle. Die Stadt kann schon aufgrund der Finanzprobleme nicht aktiv werden wie z.B. München, die zum Teil auch für Private Pedelecs und Lastenpedelecs finanziell fördert. Hier muss der Bund noch viel aktiver werden, zum Teil ist das ja auch schon gelungen durch entsprechende Ladeinfrastruktur-Föderprogreamme. Die Stadt Mainz könnte steuernd bei einer Stellplatzverpflichtung eingreifen und diese entsprechend an Mobilitätspläne der Unternehmen/Bauträger koppeln. Die Stellplatzsatzung der Stadt Mainz ist allerdings bisher auf den ÖPNV-Bonus beschränkt und ein Beschluss zur Änderung der Satzung ist bisher nicht erfolgt.

Welche Impulse setzt Ihre Kommune grundsätzlich beim Thema Energiewende und nachhaltiges Wirtschaften?
Wir haben letztes Jahr durch die Erstellung der Handlungsstrategie Elektromobilität die Weichen gestellt, arbeiten nun sukzessive die einzelnen Handlungsfelder ab. Langfristig sind wir durch den Masterplan 100% Klimaschutz so aufgestellt, dass wir bis 2050 klimaneutral in allen Bereichen (nicht nur im Verkehr) agieren können.

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